Laryngorhinootologie 2000; 79(S2): S1-S21
DOI: 10.1055/s-2000-15916
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Morphologie, Funktion und Klinik der Tuba Eustachii

Morphology, Function, and Clinic of the Eustachian TubeJ. Pahnke
  • Univ.-HNO-Klinik Würzburg
Further Information

Publication History

Publication Date:
31 December 2000 (online)

Morphology, Function, and Clinic of the Eustachian Tube

Diagnostic and treatment of diseases of the Eustachian tube are difficult due to the deep position underneath the skull base and its oblique course. Several theories exist explaining the normal and disturbed function. Few sufficient tests for functional evaluation exist. Gross anatomical and microscopical features of the Eustachian tube gained from 30 sectional series were correlated with radioanatomical findings of high resolution magnetic resonance tomography (MRT) of 29 adult persons without ear disease. Differences to MRT of 31 patients with tubal disease or disturbed ear ventilation were evaluated. Tubal cartilage (TC), musculus tensor veli palatini (MTVP), and Ostmann's fat pad have a characteristical shape, that is correlated to normal function. The zone of physiological tubal closure is found in the vicinity of the isthmus. For precise imaging of these anatomical tubal structures using of special simple or double angulation of MRT-planes is necessary. Open tube disease often shows a typical atrophy of the Ostman's fat pad in the physiological closing zone. Causes of obstruction are found in different parts of the tube. Atrophy and hypertrophy of mucous membrane are also shown as a pathogenetic factor. In many cases disturbed function of the Eustachian tube is correlated to impaired anatomical structures which may be identified by MRT. Treatment should be planned according to afflicted structures. A synopsis of anatomy, physiology, and clinical characteristics is presented.

Einleitung

Bereits Alkmaeon von Sparta war 500 v. Chr. die Existenz der Tuba auditiva bekannt. Eustachio glaubte im 16. Jahrhundert, dass die Tube normalerweise offen sei [1].

Lage, Verlauf und Bestandteile der Tuba auditiva wurden bisher in zahlreichen Untersuchungen dargestellt und in ihrer ärztlichen Bedeutung gewürdigt. Die Unterteilung in eine Pars ossea und eine Pars cartilaginea zeigt bereits grundlegende Elemente ihrer Wand auf. Im knöchernen Teil liefert das Os temporale eine stabile, starre Grundlage für die Schleimhaut, dagegen ist der knorpelige Abschnitt mit seinen verformbaren Elementen zeitlebens in unterschiedlichen Grenzen beweglich.

Obwohl die einzelnen Elemente der Tube und die auf sie einwirkenden Muskeln seit langem genau bekannt sind, ist doch die Deutung des gesamten Gefüges immer Gegenstand zahlreicher Diskussionen gewesen. So schreibt zum Beispiel Henle [2] dem Musculus tensor veli palatini eine komprimierende Wirkung auf das Tubenlumen zu, während Luschka [3] diesen Muskel als Dilatator tubae bezeichnet.

Proctor [4] betont, die Tuba auditiva sei eine der kompliziertesten Regionen des menschlichen Körpers, und pathologische Zustände seien schwierig zu interpretieren. Honjo et al. [5] weisen darauf hin, dass beim Menschen immer noch wenig über die detaillierten Vorgänge beim Öffnen und Schließen der Tube bekannt sei.

Die topographischen Beziehungen werden von etlichen Autoren dargestellt [4, 6, 7], quantitative Angaben über die Lageverhältnisse werden jedoch zumeist vermisst.

Auf Grund ihres komplizierten Verlaufs wird die Tuba auditiva durch standardisierte bildgebende Diagnostik nicht routinemäßig erfasst. Das wird weiter dadurch erschwert, dass der knöcherne Teil besser durch die Computertomographie dargestellt wird, der knorpelige Teil und seine Bauelemente jedoch genauer mit der Kernspintomographie differenziert werden können.

Da die Tube sowohl gegen die Horizontalebene als auch gegen die Medianebene gekippt und darüber hinaus in sich geknickt ist, kann sie in den Standardschnittebenen nicht vollständig auf einem Bild dargestellt werden [8]. Ein bildgebendes Verfahren allein ist in der Regel nicht geeignet, alle Strukturen und Gewebearten einer Körperregion darzustellen. Daher ist es gerade im Bereich der Schädelbasis von besonderer Wichtigkeit, Formen und Größenmerkmale von gesuchten oder zu befundenden Strukturen zu kennen.

Neuere Bildverarbeitungssysteme für die Computer- und Kernspintomographie erlauben es dem Untersucher, Bilder von beliebig eingestellten Ebenen aus einem dreidimensionalen Datensatz zu erzeugen [9]. An einem derartigen System gelingt es ohne Schwierigkeiten, Querschnittsbilder der Tuba auditiva und ihrer Umgebung zu erzeugen.

Für das therapeutische Vorgehen sind neben den Größenmerkmalen der Tube und ihrer Muskeln besonders die Lageverhältnisse zu Nachbarschaftsstrukturen von Bedeutung. Für die Pars ossea tubae liegen hierzu bereits zahlreiche Untersuchungen vor [10, 11], während genaue Angaben für die Pars cartilaginea in der Literatur eher spärlich sind.

In der vorliegenden Übersicht werden verschiedene anatomische, funktionelle und klinische Vorstellungen über die Tuba auditiva präsentiert und soweit möglich einer einheitlichen Interpretation unterzogen.

Priv. Doz. Dr. med. Jan Pahnke

Univ.-HNO-Klinik

Josef-Schneider-Straße 11
97080 Würzburg

    >