Laryngorhinootologie 2000; 79(S2): S95-S139
DOI: 10.1055/s-2000-15920
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Fortschritte in der Stapeschirurgie

Advances in Stapes SurgeryR. Häusler
  • Univ.-HNO-Klinik Inselspital, Bern
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Publication Date:
31 December 2000 (online)

Advances in Stapes Surgery

Since Shea introduced stapedectomy as a surgical treatment of otosclerotic hearing loss in 1956, numerous ENT surgeons worldwide have used this procedure with great success. Over the years, many of them have contributed towards progressively improving and refining the surgical techniques. The retroauricular approach has been changed to the less invasive endaural approach, and today a large number of otologists routinely use the transcanal approach under local anaesthesia. The total removal of the footplate has been changed to the less traumatic small fenestra stapedectomy or stapedotomy, where, in a central footplate perforation, a piston of 0,3 -0,8 mm diameter is fitted. Stapes prostheses in biocompatible materials such as titanium, gold, teflon and platinum have become available and are sometimes equipped with ingenious automatic fixation mechanisms. The microsurgical instrumentation has been gradually expanded. New technical tools, such as the minimally traumatic, ultra-light, low-speed skeeter microdrill, have been developed. Several lasers allowing a precise intervention on the stapes without mechanical trauma have been tried and applied with success. The optic quality of the operating microscopes has been increased. All of these advances have contributed to making stapes surgery an example for the concept of „minimally invasive high success surgery”. The aim of the present study is to analyze the recent progress in stapedectomy. The working basis is the body of literature mainly from the last 10 years as well as personal experience with ca. 700 stapedectomies performed with various surgical techniques (skeeter stapedotomy, argon laser stapedotomy by using a fiberoptic microhandpiece, erbium laser stapedotomy, laser stapedotomy with preservation of the stapes tendon, stapedotomies with piston insertion of various diameters, atypical stapedectomies with piston fixation on the malleus head, stapedectomy in middle ear malformation and abnormal courses of the facial nerve with piston insertion into the promontorium as well as techniques and results in stapes revision surgery).

Einleitung

Vor 44 Jahren stellte Shea [1,2] die mikrochirurgische Technik der Stapedektomie mit Einsatz einer Steigbügelersatzprothese aus Teflon ins ovale Fenster vor. Dank dieses Eingriffs wurde es möglich, die otosklerotische Schallleitungsschwerhörigkeit, die für die Betroffenen eine schwerwiegende sozioprofessionelle Beeinträchtigung darstellt, in den meisten Fällen zu korrigieren. Seither haben Otologen der ganzen Welt die Stapedektomietechnik mit durchschlagendem Erfolg angewandt. Viele dieser otologischen Mikrochirurgen haben im Laufe der Jahre die chirurgische Technik immer weiter verfeinert. Der retroaurikuläre Zugang wurde zu Gunsten des weniger invasiven endauralen Zugangs verlassen; heute benützen viele otologische Chirurgen für die Stapedektomie praktisch ausschließlich den transkanalären Zugang durch das otologische Spekulum, und der Eingriff wird oft in Lokalanästhesie durchgeführt. Die totale Fußplattenentfernung wurde zu Gunsten der kleinkalibrigen Fußplattenperforation, einer so genannten Stapedotomie, verlassen, in die Pistonprothesen von 0,3 - 0,8 mm Durchmesser eingesetzt werden. Steigbügelprothesen aus biokompatiblen Materialien wie Teflon, Platin, Gold und Titanium sind auf dem Markt erhältlich, teilweise mit ingeniösen Mechanismen zur Fixierung am Amboss. Das mikrochirurgische Instrumentarium wurde erweitert und verbessert. Neue technische Hilfsmittel, wie besonders feine, das Innenohr schonende, niederfrequent arbeitende Mikrobohrer wurden entwickelt. Verschiedene Lasersysteme, die ein präzises atraumatisches Arbeiten am Steigbügel erlauben, wurden erprobt und mit Erfolg angewandt. Die Leuchtkraft, die optische Qualität und die Handlichkeit der Operationsmikroskope wurden erhöht. All diese Fortschritte haben die Stapedektomie heute zu einem Schulbeispiel der „Minimal Invasive High Success Surgery” gemacht.

Ziel dieser Arbeit ist es, die Grundprinzipien der Stapedektomie sowie verschiedene neue technische Entwicklungen der Stapeschirurgie darzustellen. Als Arbeitsbasis diente die klinische und medizinisch-wissenschaftliche Literatur sowie die persönliche Erfahrung an rund 700 Stapedektomien, welche mit verschiedenen Techniken durchgeführt und in mehreren prospektiven und retrospektiven Studien ausgewertet worden sind. Gewisse subjektive Ansichten und chirurgisch technische Vorschläge in dieser Arbeit sind wesentlich durch die persönlich durchlaufenen Schulen, die mir meine verehrten otologischen Lehrer, P. Montandon aus Genf und H. Schuknecht aus Boston zukommen ließen, beeinflusst.

Prof. Dr. med. Rudolf Häusler

Univ.-HNO-Klinik
Inselspital

3010 Bern
Schweiz

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