Gesundheitswesen 2002; 64(11): 572-577
DOI: 10.1055/s-2002-35538
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die Einführung von Disease-Management-Programmen in Deutschland im Spiegel unterschiedlicher Interessenlagen von Krankenkassen und Kassenärztlichen Vereinigungen

Introduction of Disease Management Programmes in Germany as Reflected by Differing Interests of Health Insurance Companies and the Federal Association of Statutory Health Insurance PhysiciansA. Erler1
  • 1Zentrum für Human- und Gesundheitswissenschaften der Berliner Hochschulmedizin Institut für Soziale Medizin
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Publication Date:
20 November 2002 (online)

Zusammenfassung

Zum 1.1.2002 wurde von der Bundesregierung ein Gesetz zur Neuregelung des Risikostrukturausgleichs (RSA) verabschiedet, das eine schrittweise Umstrukturierung des RSA hin zu einer direkten Umverteilung nach Morbiditätskriterien bis zum Jahr 2007 und die Einführung von Disease-Management-Programmen (DMP) für bestimmte chronische Erkrankungen vorsieht. Die Krankenkassen sollen für in die DMP eingeschriebene chronisch kranke Versicherte zusätzliche Zahlungen aus dem RSA erhalten. Damit soll die in einem Gutachten des Sachverständigenrats für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen festgestellte mangelhafte Versorgung chronisch kranker Menschen in Deutschland verbessert und den Präferenzen der Krankenkassen, lieber junge gesunde Mitglieder zu versichern, entgegengewirkt werden. Mögliche Konsequenzen der Gesetzesänderung werden aus Sicht der verschiedenen Kassenarten und der Kassenärztlichen Vereinigungen dargestellt.

Abstract

On 1st January 2002 a law was enacted by the German Federal Government reorganising the reinsurance pool known as the ”risk compensation scheme” (RSA) of the German health insurance system. This enactment contemplates a gradual restructuring of the RSA to shift from a system that considered only certain demographic criteria to one that reflects actual morbidity rates, with the shift to be phased in before full implementation by 2007. The enactment also introduced disease management programmes (DMP) for patients with certain chronic illnesses. Insurance companies will now receive additional payments from the RSA for patients with a chronic condition who are enrolled in a DMP. The intent is to improve the poor medical care for chronically ill patients in Germany - as had been stated by the advisory council of the Concerted Action in Health Care - and to reduce the natural tendency of insurance companies to prefer young healthy members over chronically ill patients. Possible consequences of the legal changes are discussed from the point of view of the various insurance companies as well as the Federal Association of Statutory Health Insurance Physicians.

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