Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2002; 12(6): 325-329
DOI: 10.1055/s-2002-36187
Wissenschaft und Forschung
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Normuntersuchung der Beweglichkeit junger Erwachsener

Assessment of Normal Mobility in Young AdultsJ.  Sachse1 , J.  L.  Hinzmann1 , V.  Janda1 , B.  Ruhm1
  • 1Berlin
Untersuchung ausgeführt am Lehrstuhl für Neurologie/Psychiatrie der HU Berlin, Prof Dr. H. A. F. Schulze.Herrn Prof. Dr. H. A. F. Schulze zum 80. Geburtstag am 6. 2. 2002 gewidmet
Further Information

Publication History

Eingegangen: 2. Mai 2002

Angenommen: 29. Juli 2002

Publication Date:
17 December 2002 (online)

Zusammenfassung

Fragestellung: Wie groß ist die Variabilität der Beweglichkeit bei Gesunden? Kommen Asymmetrien der Beweglichkeit bei Gesunden vor? Material und Methode: Die Beweglichkeit einer einheitlichen Altersgruppe von 494 gesunden, schmerzfreien Probanden (192 Männer, 302 Frauen) im Alter vom vollendeten 18. bis zum 23. Lebensjahr („Zwanzigjährige”) wurde mit dem Beweglichkeitstest an 5 ausgewählten Gelenken und 5 Wirbelsäulenregionen mit Lot- oder Kompasswinkelmesser untersucht. Von der jeweiligen Streubreite der Werte wurden je 5 % der Extremwerte am oberen und unteren Ende als Hypomobilität und Hypermobilität abgetrennt. Ergebnisse: Die mittlere Beweglichkeit der Frauen war in allen Bewegungen bis auf die linksseitige Schulterabduktion signifikant größer (p < 0,0001). An Schultern, Ellbogen, Hand und Hüftgelenken bestanden Seitendifferenzen, die am Unterarm mit der Händigkeit signifikant korrelieren. Zwischen Hypomobilität und Hypermobilität lagen mittlere, geschlechtsspezifische Normbereiche von unterschiedlicher Breite für die einzelnen Bewegungen. Die Rumpfdrehung hat eine sehr schmale Verteilung, die Unterarmwendebewegung eine besonders breite Streuung. Der Vergleich mit einer gleich strukturierten Untersuchung von 538 10-jährigen Schulkindern zeigte größere Bewegungsausmaße der Kinder. Schlussfolgerungen: Auf der Grundlage dieser Ergebnisse ist es möglich, die Messwerte junger erwachsener Schmerzpatienten den Stufen mittlerer normaler oder normal unterdurchschnittlicher oder normal überdurchschnittlicher Beweglichkeit zuzuordnen. Im letzteren Falle können frühzeitig präventive Maßnahmen zur Schmerzverhütung einsetzen.

Abstract

Purpose: Average normal range of movement (ROM) should be separated from normal hypomobile and normal hypermobile ROM. May an asymmetric ROM be a normal sign? Materials and Methods: An investigation with perpendicular or compass goniometers on 494 healthy persons without pain (192 men, 302 women) from age 18 to 23 years is presented. We measured the range of 5 movements of the spine and of 5 peripheral joints (mobility test). From the variability of ROM in each movement 5 % at the lower end and 5 % at the upper end were cut off as hypomobility and hypermobility. Results: Normal mobility depends on age and sex. Mobility of females was assessed to be larger than of men. Mobility of 10-year-old children in most directions was larger than in 20-year-old persons. In peripheral joints of the arm, the lateral differences of ROM depend on handedness. Conclusions: Asymmetry of ROM may be a normal phenomenon. Hypermobility of movement can be detected when measured in degrees and compared with normal range.

Literatur

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Dr. Jochen Sachse

Markgrafenstraße 14

12623 Berlin

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