Pneumologie 2003; 57(10): 576-584
DOI: 10.1055/s-2003-43020
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Die Weiterentwicklung der Internationalen Staublungenklassifikation - von der ILO 1980 zur ILO 2000 und zur ILO 2000/Version Bundesrepublik Deutschland

Further Development of the International Pneumoconiosis Classification - from ILO 1980 to ILO 2000 and to ILO 2000/German Federal Republic VersionK.  G.  Hering1 , M.  Jacobsen1 , E.  Bosch-Galetke1 , H.-J.  Elliehausen1 , H.-G.  Hieckel1 , K.  Hofmann-Preiß1 , W.  Jacques1 , U.  Jeremie1 , N.  Kotschy-Lang1 , Th.  Kraus1 , B.  Menze1 , W.  Raab1 , H.-J.  Raithel1 , W. D.  Schneider1 , K.  Straßburger1 , S.  Tuengerthal1 , H.-J.  Woitowitz1
  • 1Knappschaftskrankenhaus, Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, Dortmund
Diese Arbeit wird zeitgleich in „Arbeitsmedizin, Sozialmedizin, Umweltmedizin” publiziert.
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Publication Date:
21 October 2003 (online)

Im Jahr 1989 wurde seitens der ILO die Diskussion eröffnet, die röntgenologische Klassifikation der Pneumokoniosen zu überarbeiten. Berücksichtigt wurden dabei die weltweite Verteilung der bisherigen Standardfilme, Probleme bei der Herstellung der analogen Kopien und die Vergleichbarkeit der bisherigen und der zukünftigen Daten der Klassifikation. Die ILO-Klassifikation wird nach wie vor weltweit als epidemiologisches Instrument zur Erfassung der Inhalationsfolgen von alveolengängigem Staub verwendet. In einigen industrialisierten Ländern dient sie auch als Kriterium zur Anerkennung einer Berufskrankheit. Den Beteiligten war es daher wichtig, die Kontinuität zur ILO 1980 zu erhalten und die Standardfilme - trotz ihrer teilweise eingeschränkten Qualität - aus Vergleichsgründen mit alten nationalen und internationalen Datensätzen zu bewahren. Zusätzlich führten die unterschiedlichen technischen und finanziellen Möglichkeiten in Industrie- und Entwicklungsländern zu der Entscheidung, die bisherigen Filme weiterhin beizubehalten und lediglich den Pleura- und den u-Film zu verändern.

Die ILO bietet zwei Sets an: einen Gesamtsatz („Complete Set”) mit 22 Reproduktionen, die als digitalisierte Kopien (hergestellt im Knappschaftskrankenhaus Dortmund) eine gleich bleibende Qualität gewährleisten, sowie einen weiteren, verkürzten Satz mit 14 Bildern („Quad Set”), ebenfalls als digitale Kopien. Neun dieser Bilder sind identisch mit Filmen des kompletten Satzes, 5 beinhalten eine Zusammensetzung aus 4 Quadranten (daher „Quad Set”) jeweils für die kleinen Schatten p und r, s und u, die großen Schatten A, B, C sowie für die Pleurabeispiele.

Wegen der ubiquitären Verfügbarkeit, der kostengünstigen Herstellung und der geringen Strahlenexposition bleibt die Röntgenaufnahme des Thorax weiterhin die radiologische „Basisuntersuchung”. Gefordert wird die pa-Aufnahme in Originalgröße. Zur Verwendung digitaler Aufnahmen, Abbildungsgröße, Bildgebung und -speicherung sind nationale Definitionen notwendig. Der Originaltext ist wegen der weltweiten technischen Unterschiede zu dieser Frage nur sehr allgemein ausgelegt und gibt keine differenzierten Hinweise für den Einzelfall. Auch die Integration der Befunde der hochauflösenden Computertomographie (HRCT) konnte zum jetzigen Zeitpunkt nicht erreicht werden. In Deutschland wird derzeit ein semiquantitatives Beurteilungsschema eingesetzt, das sich so weit wie möglich an die ILO-Klassifikation anlehnt, aus systemimmanenten Gründen aber nicht absolut kongruent ist.

Die wesentlichen Konsequenzen aus der Neufassung ILO 2000 für die Untersuchungen nach den Grundsätzen für arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen der Berufsgenossenschaften (G 1.1 - 1.3) sollen im Folgenden dargelegt werden. Dabei kann diese Darstellung den Originaltext, auch nach der Übersetzung aus dem Englischen, nicht ersetzen. Dieser muss trotz nationaler Anpassungen als definitive Bezugsquelle gelten.

Literatur

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1 Diese Arbeit wird zeitgleich in „Arbeitsmedizin, Sozialmedizin, Umweltmedizin” publiziert.

Dr. Kurt Georg Hering

Knappschaftskrankenhaus · Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin

44309 Dortmund

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