Laryngorhinootologie 2003; 82(11): 754-755
DOI: 10.1055/s-2003-44535
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Tonsillotomie versus Tonsillektomie

Tonsillotomy versus TonsillectomyH.  Scherer1
  • 1 Hals-Nasen-Ohren-Klinik Charité, Universitätsmedizin Berlin
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Publication Date:
21 November 2003 (online)

Einleitung

Operationen an den Gaumenmandeln und der Rachenmandel stellen einen häufigen Eingriff der Hals-Nasen-Ohren-Heikunde dar. Grund hierfür ist besonders im frühen Kindesalter die funktionelle Hyperplasie des lymphatischen Gewebes, welche zur räumlichen Enge des Rachenraums führt. Die Hyperplasie ist dabei Ausdruck der immunologischen Aktivität der Tonsillen; akute Infektionen, insbesondere aber chronische Entzündungen, spielen in diesem Alter nur eine untergeordnete Rolle.

Die bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts weit verbreitete Methode der Tonsillotomie wurde nach heftiger Diskussion in Deutschland generell abgelehnt. Argument hierfür war eine Häufung von Vernarbung des restlichen Tonsillengewebes mit nachfolgenden chronischen Entzündungen und Abszessen. Betrachtet man die historischen Publikationen hierzu, zeigt sich das wesentliche Problem. Neben der Tatsache, dass es sich fast nur um Kasuistiken handelt, wird eine mangelhafte Differenzierung zwischen der einfachen Hyperplasie und der chronischen Tonsillitis bei der Indikation zur Tonsillotomie vorgenommen. Die am häufigsten in diesem Zusammenhang zitierte Arbeit von Günnel [3] offenbart diesen falschen methodischen Ansatz am deutlichsten. Nur eine retrospektive Arbeit aus dieser Zeit [2] zeigt bei der Nachuntersuchung von 120 Kindern sehr gute Operationserfolge, weil Gerloff die Indikation zur Tonsillotomie konsequent auf die Hyperplasie der Tonsillen beschränkte.

Aktuelle Publikationen zur Tonsillotomie [1] [4] [5] [7] und intrakapsulären Tonsillektomie [6] bestätigen dieses, wobei die Operation heute von fast allen Autoren mit Hilfe des Lasers durchgeführt wird.

Literatur

  • 1 Densert O, Desai H, Eliasson A, Frederiksen L, Andersson D, Olaison J, Widmark C. Tonsillotomy in children with tonsillar hypertrophy.  Acta Otolaryngol. 2001;  121 854-858
  • 2 Gerloff K. Zur Frage der Tonsillotomie im Kindesalter.  Z Laryngol Rhinol Otol. 1933;  24 255-264
  • 3 Günnel F. Heilungsvorgänge am Tonsillenstumpf nach Tonsillotomie oder unvollständiger Tonsillektomie.  Arch Ohr Nas u Kehlk Heilk. 1955;  166 419-443
  • 4 Helling K, Abrams J, Bertram W K, Hohner S, Scherer H. Die Lasertonsillotomie bei der Tonsillenhyperplasie des Kleinkindes.  HNO. 2002;  50 470-478
  • 5 Hultcrantz E, Linder A, Markström A. Tonsillectomy or tonsillotomy? - a randomized study comparing postoperative pain and long-term effects.  Int J Pediatr Otorhi. 1999;  51 171-176
  • 6 Koltai P J, Solares C A, Mascha E J, Xu M. Intracapsular partial tonsillectomy for tonsillar hypertrophy in children.  Laryngoscope. 2002;  112 (8 Pt 2) 17-19
  • 7 Linder A, Markström A, Hultcrantz E. Using the carbon dioxide laser for tonsillotomy in children.  Int J Pediatr Otorhi. 1999;  50 31-36

Prof. Dr. Hans Scherer

Hals-Nasen-Ohren-Klinik Charité, Universitätsmedizin Berlin

Benjamin Franklin Campus · Hindenburgdamm 30 · 12200 Berlin

Email: scherer@medizin.fu-berlin.de

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