Z Orthop Ihre Grenzgeb 2005; 143(2): 145-148
DOI: 10.1055/s-2005-868447
Orthopädie aktuell

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Botulinumtoxin A - Therapieoption in Fällen chronischer Plantarfasziitis? - Ein offener Heilversuch mit 9 Patienten und einem Jahr Beobachtungszeitraum

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Publication Date:
29 April 2005 (online)

 

Dr. Richard Placzek

Die Plantarfasziitis ist ein, sowohl bei Sportlern als auch Nichtsportlern, weit verbreitetes Leiden, das nicht selten chronisch wird. Die Ätiopathologie ist nur unzureichend bekannt. Als prädisponierende Faktoren gelten Übergewicht und ein stehender Beruf. Angeschuldigt werden Mikrotraumen durch repetitive Zugkräfte wie sie beim Gehen und Stehen auftreten oder auch ein Impingement des den M. abductor digiti quintii versorgenden Nerven (Baxter's nerve) im Bereich des medialen Kalkaneus und auch eine Einschränkung der Dorsalextension im Sprunggelenk.

Biomechanisch tritt die größte Zugkraft am Ursprung der Plantarfaszie im Bereich der Insertion an der medialen Tuberositas calcanei auf. Kernspintomographisch kann hier eine Inflammation mit ödematöser Schwellung nachgewiesen werden (Abb. [1] A und B) und es wird eine Zunahme der Fasziendicke um mehr als das Doppelte beschrieben.

Abb. 1: Im Kernspin zeigt sich unter Kontrastmittelgabe (hier 15 ml Gadolinium) ein deutliches Enhancment im Bereich der Insertion der Plantarfaszie am Kalkaneus als typisches Zeichen einer chronisch infammatorisch-degenerativen Veränderung (umkreister Bereich). Abb. 1 A zeigt den Sagitalschnitt, Abb. 1 B den Frontalschnitt.

Mikroskopisch finden sich Kollagennekrosen, Chondrometaplasien, angiofibroblastische Hyperplasien und Matrixkalzifikationen als typische Zeichen einer chronischen Inflammation und Mangeldurchblutung.

Wie bei anderen Ansatztendinosen ist die Mehrzahl der Patienten durch eine konservative Standardtherapie behandelbar: lokale Cortikoidinjektionen, physikalische Therapie, Bandagen/Einlegesohlen oder auch Extrakorporelle Stoßwellentherapie (ESWT) und Akupunktur.

Zu beachten ist jedoch, dass die verbreitete, wiederholte lokale Injektion mit Glucocortikoiden mit den Risiken der Infektion und Fettgewebsnekrose, manchen Autoren zufolge sogar dem Risiko der Faszienruptur einhergeht und Anwendungen wie ESWT und Akupunktur mit erheblichem zeitlichen Aufwand für Patient und Therapeut verbunden sind. Chirurgische Maßnahmen sind umstritten und sollten nur Patienten vorbehalten bleiben, die auf andere Behandlungsmethoden nicht ansprechen.

Die Plantarfasziitis ist eine häufige Erkrankung, deren konservative und gelegentlich auch operative Behandlung schwierig sein kann. Basierend auf Ergebnissen in der Therapie der chronischen Epicondylopathia humeri radialis wurde der Effekt einer einmaligen Injektion von Botulinumtoxin A (BoNT A) untersucht. Wir behandelten 9 Patienten, bei denen mindestens zwei konservative Therapieversuche vorausgegangen waren. Es wurden einmalig 200 Einheiten BoNT A (Dysport®) subfaszial in das schmerzhafte Areal injiziert. Der Nachuntersuchungszeitraum lag bei 52 Wochen. Die Patienten dokumentierten den größten Schmerz und den Ruheschmerz auf einer visuellen Analogskala (VAS). Die Kraft der Unterschenkel- und Fußmuskulatur wurde ebenfalls erfasst.

Es zeigte sich 6 Wochen nach Injektion eine signifikante Reduktion für den größten Schmerz und den Ruheschmerz, welche bis zur letzten Untersuchung anhielt.

Nebeneffekte wie Muskelschwäche oder systemische Reaktionen wurden nicht beobachtet. Eine einmalige Injektion mit BTX-A kann eine wirksame Therapie bei chronischer Plantarfasziitis darstellen.

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