Gesundheitswesen 2005; 67 - V44
DOI: 10.1055/s-2005-920538

Früherkennungsuntersuchungen bei sozial benachteiligten Kindern – Eine Studie zur Inanspruchnahme und Akzeptanz der U1 bis U9

A Langness 1
  • 1Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften

Hintergrund: Trotz des Angebots der kostenfreien U1 bis U9 Untersuchungen gibt es bei der Inanspruchnahme sozio-ökonomische Unterschiede. Eine geringe Inanspruchnahme ist vor allem bei Kindern zu verzeichnen, die aus Familien mit einem niedrigen Sozialstatus stammen. Bei sozial benachteiligten Kindern werden überdurchschnittlich häufig Entwicklungs-, Sprach-, und Verhaltensprobleme sowie Seh- und Hörstörungen vorgefunden. Die nicht versorgten Kinder benötigen in späteren Lebensabschnitten kostenintensive medizinische, psychotherapeutische und pädagogische Förderung. Zielsetzung/Fragestellung: Ziel der Studie ist es, die psychischen, sozialen und strukturellen Barrieren bei sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen zu identifizieren, die zum Nichtaufsuchen der Früherkennungsuntersuchungen führen. Zudem werden Vorschläge erarbeitet, um die Unterversorgung von Familien mit niedrigem sozioökonomischem Status im Bereich der Früherkennungsuntersuchungen einzudämmen. Methoden: Ärztebefragung: zwölf leitfadengestützte Interviews mit niedergelassenen Kinderärzten und Ärzten des kinder- und jugendärztlichen Dienstes. Elternbefragung: Fragebogen im Rahmen der Schuleingangsuntersuchungen, N=65. Ergebnisse: Die Auswertung der Ärztebefragung zeigt, dass sozial benachteiligte Eltern mehr psychische, soziale und strukturelle Barrieren bezüglich der Inanspruchnahme der Früherkennungsuntersuchungen erfahren als Eltern aus mittleren und oberen Sozialschichten. Die Auswertung der Elternbefragung wird zurzeit durchgeführt; erste Ergebnisse werden bei der Tagung vorgestellt. Schlussfolgerungen: Die Früherkennungsuntersuchungen sollten stärker als bisher auf die Bedürfnisse sozial benachteiligter Familien ausgerichtet werden. Zudem benötigen sozial benachteiligte Kinder weitere speziell auf sie zugeschnittene Betreuungs- und Versorgungsangebote.