Pneumologie 2007; 61(5): 291-294
DOI: 10.1055/s-2006-944315
Historisches Kaleidoskop
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Historische Aspekte zu Belastungsuntersuchungen, speziell zur Spiroergometrie[1]

Historical Aspects on CPET (Cardio Pulmonary Exercise Testing)R.  F.  Kroidl1 , S.  Schwarz1 , B.  Lehnigk1
  • 1ehemals: Herz-Lungen Praxis Stade
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Publication Date:
07 March 2008 (online)

Die ersten Schritte in Richtung einer Belastungs-Physiologie liegen im Dunkeln. Es ist jedoch zu vermuten, dass zwei gesellschaftliche Entwicklungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts hierbei beteiligt waren: Zum einen die Arbeitswelt mit ihren vielfältigen körperlichen Anforderungen, zum anderen die damals in ersten Ansätzen verfügbare Freizeit mit Zuwendung zur Körperertüchtigung (Sport). Jetzt, hundert Jahre später, besteht Einvernehmen: Belastungsuntersuchungen bieten in Praxis und Klinik wichtige Informationen zur Erweiterung diagnostischer Erkenntnis, sie ermöglichen präventive und/oder therapeutische Folgerungen. In der Arbeitsmedizin (Begutachtungen), in der Sport- und Rehabilitations-Medizin sind Belastungsteste unverzichtbare Grundlage für eine fundierte Beratung und Beurteilung.

Man benutzt in der Spiroergometrie das Ergebnis der Gedankenwelt aus Generationen-überschreitenden Forschungen in Physiologie, Biochemie und Klinik, verbunden mit den Möglichkeiten, die Physik und Ingenieurskunst zusammen mit der Entwicklung der Computertechnik zur Verfügung stellen. Diese „Werkzeuge” und diese Methoden sind heute selbstverständlich. Ein kurzer Rückblick mag jedoch helfen und darauf aufmerksam machen, wie sich unser jetziges Wissen entwickelt hat und dass es sicherlich auch weiterhin der Entwicklung und Veränderung unterworfen bleiben wird.

Die folgenden Informationen beruhen im Wesentlichen auf verschiedenen Quellen:

der Beitrag von Hollmann und Valentin in der MMW 1980, Hollmanns Bericht zur Gründung des Institutes für Kreislaufforschung und Sportmedizin (Deutsche Sporthochschule in Zusammenarbeit mit der Medizinischen Universitätsklinik Köln) und Hollmanns Nachruf zum Tode von H. W. Knipping 1985. Persönliche Mitteilungen aus einer Korrespondenz mit Karlman Wasserman vom Frühjahr 2006 sowie dessen Beitrag im AJRRCM 2002. Ergänzungen von Joh. Dietrich Meyer-Erkelenz, ehemals Aachen.

Lesern, die sich tiefer mit der Historie zur Ergometrie beschäftigen wollen, sei die wissenschaftliche Hinterlassenschaft von E. Jokl empfohlen. Prof. Dr. med. Dr. h. c. Ernst Jokl (geboren 1907 in Breslau, verstorben 1997 in den USA) war ein international anerkannter Sportmediziner und mehrfach ausgezeichneter Sportwissenschaftler, der als Jude 1933 Deutschland verlassen musste. Seine Erben haben den wissenschaftlichen Nachlass 1998 der Deutschen Sporthochschule in Köln übergeben.

Das erste Fahrradergometer der Welt ist vermutlich von dem Franzosen Bouny 1896 in Paris entwickelt worden. Im Jahre 1954 existierten laut Auskunft des Max-Planck-Instituts für Arbeitsphysiologie in Dortmund 14 Fahrradergometer in Deutschland, von denen acht im dortigen Institut experimentellen Zwecken dienten. In der Kölner Medizinischen Universitätsklinik (H. W. Knipping) bediente man sich einer im Stehen verrichteten Drehkurbelarbeit, welche an einem 380 kg schweren Wirbelstromergometer durchgeführt wurde.

1 Dieser Beitrag ist eine überarbeitete und erweiterte Version des historischen Artikels im „Kursbuch Spiroergometrie” von Kroidl/Schwarz/Lehnigk. Georg Thieme Verlag, 2006.

Literatur

  • 1 Knipping H W. Über die Funktionsprüfung von Atmung und Kreislauf.  Beitr Klin Tbk. 1936;  88 503-518
  • 2 Matthys H. Atmung und Kreislauf. In: Hartmann G (Hrsg.). Alpiner Hochleistungstest 1969. Bern: Hans Huber 1973: 81-93
  • 3 Rühle K H, Fischer J, Matthys H. Sollwerte kardiopulmonaler Messgrößen in Ruhe und unter Belastung zur Anwendung für Kleincomputer.  Atemwegs- u. Lungenkrkh. 1980;  6 90-94
  • 4 Meyer-Erkelenz J D, Mosges R W, Sieverts H. Cardiopulmonary function under load. Report of the results of the 1979 colloquium in Aachen.  Prax Klin Pneumol. 1980;  34 585-560
  • 5 Hollmann W, Valentin H. 50 Jahre Spiroergometrie 1929 bis 1979.  Münch med Wschr 122. 1980;  5 169-174
  • 6 Wasserman K. Series “How it Really Happened”.  Am J Respir Crit Care Med. 2002;  165 325-326
  • 7 Kroidl R F, Schwarz S, Lehnigk B. Kursbuch Spiroergometrie. Georg Thieme Verlag 2006

1 Dieser Beitrag ist eine überarbeitete und erweiterte Version des historischen Artikels im „Kursbuch Spiroergometrie” von Kroidl/Schwarz/Lehnigk. Georg Thieme Verlag, 2006.

2 Kontakt zur Spiroergometrie-Arbeitsgruppe über www.spiroergo-ag.de

Dr. Rolf F. Kroidl

Frommholdstr. 71

21680 Stade

Email: rolf.kroidl@t-online.de

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