Geburtshilfe Frauenheilkd 1993; 53(4): 235-239
DOI: 10.1055/s-2007-1023671
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Das Hämoglobin - ein geburtshilflicher Risikofaktor

Haemoglobin - An Obstetrical Risk FactorL. Heilmann, B. Hojnacki, B. Herrle, G. v. Tempelhoff, A. Kriechbaum
  • Abt. Gynäkologie und Geburtshilfe Stadtkrankenhaus Rüsselsheim (Chefarzt: Prof. L. Heilmann)
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Publication Date:
18 March 2008 (online)

Zusammenfassung

In einer prospektiven Erhebung am Patientengut einer geburtshilflichen Abteilung wurde der Einfluß des hohen Hämoglobinwertes (≥ 13 g/dl) in der 14. bis 30. SSW auf die schwangerschaftsbedingte und perinatale Morbidität untersucht. Die Hämoglobinwerte wurden dem Mutterpaß entnommen. Nach der Geburt konnten Neugeborenengewicht, pH-Wert in der Nabelschnur-Arterie, Hämatokrit bei der Mutter und in der Nabelschnur, Blutdruck und Proteinurie in EDV-gerechter Form erfaßt werden. Anamnestische Risikofaktoren wurden zu diesen Daten zusammen mit dem Geburts- CTG in Beziehung gesetzt. Wir stellten eine enge Korrelation zwischen einem hohen Hämoglobinwert und der steigenden Inzidenz von dysmaturen Neugeborenen (7,6%), Schwangerschaftshypertonie (31,5%), Frühgeborenen (25%) und Kindern mit niedrigem Geburtsgewicht (10,9%) fest. Wir fanden eine negative Korrelation zwischen Neugeborenengewicht und dem mittleren Hämoglobinwert im II. Trimenon. Bei der perinatalen Morbidität fiel ein hoher RDS-Anteil von 9,3% und eine Polyglobulie (Hkt>50%) von 23,9% auf. Wir interpretierten unsere Ergebnisse als Folge der verschlechterten Fließeigenschaften des Blutes verbunden mit einer Minderperfusion der Plazenta, die durch ein hohes Hämoglobin im II. Trimenon gekennzeichnet war.

Abstract

The relationship between haemoglobin values (14th to 30th week of gestation), pregnancy outcome and perinatal morbidity was investigated in a prospective study. Subsequently, haemoglobin values, blood pressure, proteinuria and perinatal risk factors, together with the foetal cardiotocogram were abstracted from the obstetrician's records. Preterm birth (25%), intrauterine growth retardation (7.6%) gestational hypertension (31.5 %) and low birth weight babies (10.3 %) were seen significantly more often in women with haemoglobin ≥ 13 g/dl in the 2nd trimester (14-30 wk). We observed a high perinatal morbidity from RDS (9,3%) and newborn hyperviscosity (23,9%) in women with a high haemoglobin level. These results were in agreement with the hypothesis, that a higher blood viscosity or a lack of haemodilution are risk factors for poor placental perfusion.

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