Dtsch Med Wochenschr 1999; 124(15): 456-458
DOI: 10.1055/s-2007-1024334
Kasuistiken

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Anstrengungsinduzierte Anaphylaxie auf Schweine- und Rindfleisch

Exercise-induced anaphylaxis after eating pork or beefT. Biedermann, P. Schöpf, F. Ruëff, B. Przybilla
  • Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie (Direktor: Prof. Dr. G. Plewig), Ludwig-Maximilians-Universität München
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Publication Date:
25 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Anamnese und klinischer Befund: Bei einer 72jährigen Patientin war es 2 Stunden nach Verzehr eines Gerichtes mit Schweinehackfleisch und zwischenzeitlicher leichter körperlicher Belastung (Bügeln) zu einer generalisierten Urtikaria, Quincke-Ödem, Atemnot sowie Hypotonie gekommen. Es erfolgte eine notärztliche Versorgung und eine eintägige stationäre Überwachung. Seit mehreren Jahren bereits war zwei- bis viermal im Jahr eine generalisierte Urtikaria aufgetreten.

Untersuchungen: Hauptpricktests ergaben unter anderem eine Soforttypreaktion auf Rindfleisch, nicht hingegen auf Schweinefleisch. Spezifische IgE-Antikörper im Serum waren nachweisbar gegen Schweine- und Rindfleisch, Katzenschuppen, Milcheiweiß und Kasein. Bei oralen Provokationstests wurden Schweine- und Rindfleisch vertragen. Erfolgte nach Verzehr eine leichte körperliche Belastung am Fahrradergometer bei 20 Watt, so trat nach Schweine- und Rindfleischzufuhr, nicht aber nach Milchzufuhr eine generalisierte Urtikaria auf.

Therapie und Verlauf: Es wurde eine anstrengungsinduzierte Anaphylaxie auf Schweine- und Rindfleisch diagnostiziert. Bei der Patientin sind nunmehr unter Meidung von Schweine- und Rindfleischprodukten seit mehr als 12 Monaten keine allergischen Reaktionen mehr aufgetreten.

Folgerung: Das Krankheitsbild der Nahrungsmittel-allergisch anstrengungsinduzierten Anaphylaxie kann auch durch leichte körperliche Belastung ausgelöst werden. Dies muß bei der Diagnostik systemischer Soforttypreaktionen bedacht und bei den Provokationstests berücksichtigt werden.

Abstract

History and clinical findings: A 72-year-old woman developed generalized urticaria. Quincke oedema, shortness of breath and hypotension two hours after eating a meal containing pork and after mild physical activity (ironing) in-between. She was treated by an emergency physician and then admitted to hospital for one day of monitoring her condition. During the past several years such episodes of generalized urticaria had recurred twice to four times a year.

Investigations: Pin-prick tests gave an immedate-type reaction to beef but not to pork. Specific serum IgE antibodies were demonstrated to pork and beef, cat's epithelia, milk albumin and casein. Oral provocation tests were negative for pork and beef. But when pork and beef were eaten mild physical activity (bicycle ergometry at 20 W), generalized urticaria occurred after eating pork and beef, but not after drinking milk.

Treatment and course: Exercise-induced anaphylaxis to pork and beef was diagnosed. No allergic reaction has occurred in more than 12 months of avoiding eating these meats.

Conclusion: The picture of exercise-induced anaphylaxis caused by food allergy can be precipitated by even mild activity. This must be taken into account in the diagnosis of systemic rapid-reaction response and in the Performance of provocation tests.

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