Psychother Psychosom Med Psychol 2007; 57 - A050
DOI: 10.1055/s-2007-970669

Validierung und Normierung eines kurzen Selbstratinginstrumentes zur Generalisierten Angst (GAD-7) in einer repräsentativen Stichprobe der deutschen Allgemeinbevölkerung

B Löwe 1, S Müller 2, E Brähler 3, K Kroenke 4, C Albani 5, O Decker 3
  • 1Klinik für Psychosomatische und Allgemeine Klinische Medizin, Heidelberg
  • 2Klinik für Allgemeine Klinische und Psychosomatische Medizin, Heidelberg
  • 3Universität Leipzig, Selbständige Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Leipzig
  • 4Regenstrief Institute, Indiana University, School of Medicine, Indianapolis, USA
  • 5Universität Leipzig, Klinik für Psychotherapie und Psychosomatische Medizin, Leipzig

Hintergrund: Zur effizienten Diagnose und Verlaufsbeurteilung der generalisierten Angststörung (GAD) wurde von den Autoren des „Patient Health Questionnaire (PHQ)“ eine 7-Item Selbstratingskala (GAD-7) entwickelt [1]. In dieser Studie werden erstmals Reliabilität, Validität und Normwerte des GAD-7 an einer repräsentativen Bevölkerungsstichprobe untersucht. Darüber hinaus wird getestet, ob sich die Summenwerte des GAD-7 in drei verschiedenen Stichproben erwartungsgemäß unterscheiden.

Stichproben: Reliabilität, Validität und Normwerte werden an einer repräsentativen deutschen Bevölkerungsstichprobe (N=5036; Alter 48±18 Jahre, 54% weiblich) erhoben. Die Verteilungen der GAD-7 Summenwerte werden an dieser Bevölkerungsstichprobe, einer Stichprobe aus der amerikanischen Primärmedizin (N=2699; Alter 47±15 Jahre, 65% weiblich) und einer Stichprobe von Patienten mit diagnostizierter GAD (N=73; Alter 47±15 Jahre, 82% weiblich) verglichen.

Ergebnisse: Scree-Test und Eigenwerte-Kriterium bestätigen, dass eine 1-faktorielle Skala zur Abbildung der 7 Items optimal ist; die interne Konsistenz des GAD–7 liegt bei r=0,89. Der GAD-7 zeigt die erwarteten Geschlechtsunterschiede (Frauen: 3,2±3,5; Männer: 2,7±3,2; p<0,001) und korreliert in erwarteter Höhe mit Depressivität (PHQ-2, r=0,48) und Selbstwert (Rosenberg-Skala, r=.–43). Die Summenwerte des GAD-7 in den Stichproben aus der Allgemeinbevölkerung, der Primärmedizin und Patienten mit diagnostizierter GAD differieren signifikant (2,9±3,4 vs. 5,2±5,2, vs. 14,3±4,7; p<0,001) und hypothesenkonform.

Diskussion: Der GAD-7 erweist sich als reliabel, faktoriell valide und konstruktvalide. Deutsche Normwerte für beide Geschlechter und verschiedene Altersklassen liegen vor. Aufgrund der guten diagnostischen Kennwerte ersetzt der GAD-7 die bisherige Skala „andere Angststörungen“ im PHQ. Der GAD-7 kann gemeinsam mit den anderen Skalen des PHQ oder als unabhängiges Instrument zur Messung der generalisierten Angst eingesetzt werden.

Literatur: 1. Spitzer RL, Kroenke K, Williams JB, Löwe B. A brief measure for assessing generalized anxiety disorder: the GAD-7. Arch Intern Med, 166: 1092-1097