Psychiatr Prax 2007; 34(8): 365-366
DOI: 10.1055/s-2007-971002
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„Kooperation und Verantwortung”: Das neue Gutachten des Sachverständigenrates zur Entwicklung des Gesundheitswesens

„Cooperation and Responsibility”: The New Expertise of the German Council of Health Care AdvisorsHelmut  Hausner1 , Göran  Hajak1 , Hermann  Spießl1
  • 1Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Universität am Bezirksklinikum Regensburg
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Publication Date:
26 October 2007 (online)

Neue Impulse für die Gesundheitspolitik

„Kooperation und Verantwortung - Voraussetzungen einer zielorientierten Gesundheitsversorgung” ist der neue Bericht des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen überschrieben, der im Juli 2007 in Berlin vorgestellt wurde [1]. In zwei Bänden sollen auf knapp 1000 Seiten „neue Möglichkeiten und Wege zur Weiterentwicklung des Gesundheitswesens” aufgezeigt werden - so der in der Einleitung erhobene ambitionierte Anspruch der Autoren. Und tatsächlich: Der Sachverständigenrat hat keine handzahme Fortschreibung seiner früheren Gutachten vorgelegt [2] und sich nicht ausschließlich auf Fragen der Finanzierbarkeit von Gesundheitsleistungen beschränkt, sondern es wurden heiße Eisen angepackt, die gerade auch für die Psychiatrie große Bedeutung haben.

Hier sind besonders zwei Forderungen hervorzuheben: Zum einen schlägt der Sachverständigenrat eine Neudefinition der Rollen und Aufgaben verschiedener Berufsgruppen im Gesundheitswesen vor und will darauf aufbauend eine neue Kultur therapeutischer Kooperation ermöglichen - trotz vorhersehbarer Ängste und Tendenzen zur Besitzstandswahrung der betroffenen Berufsgruppen. Zum anderen werden verstärkte Bemühungen im Bereich der Primärprävention speziell für „vulnerable Gruppen” wie beispielsweise Arbeitslose, sozial benachteiligte alte Menschen und Obdachlose gefordert, die eine erhöhte Morbidität für psychische Erkrankungen aufweisen und daher besonderer Aufmerksamkeit bedürfen [3] [4]. Die Sozialpsychiatrie kann also durchaus aus dem vorliegenden Gutachten Unterstützung für ihre Anliegen - insbesondere das einer stärker patientenzentrierten psychiatrischen Versorgung - herleiten [5] [6], auch wenn die Psychiatrie als Fachgebiet im Sachverständigenrat (leider) nicht mit einem eigenen Mitglied vertreten ist.

Literatur

  • 1 Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen .Gutachten 2007.  http://www.svr-gesundheit.de(assessed 9.7.2007)
  • 2 Bundestags-Drucksache 15-5670 vom 9.6.2005 .Gutachten 2005 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitsweisen. Koordination und Qualität im Gesundheitswesen. 
  • 3 Längle G, Egerter B, Petrasch M, Albrecht-Dürr F. Versorgung obdachloser und wohnungsloser psychisch kranker Männer in der Kommune - eine kontrollierte Interventionsstudie.  Psychiat Prax. 2006;  33 218-225
  • 4 Grabe H J, Alte D, Adam C, Sauer S, John U, Freyberger H J. Seelische Belastung und Inanspruchnahme psychiatrischer und psychotherapeutischer Versorgung. Ergebnisse der Study of Health in Pomerania (SHIP).  Psychiat Prax. 2005;  32 299-303
  • 5 Kunze H. Personenbezogene Behandlung in psychiatrischen Kliniken und darüber hinaus - Gute Praxis und Ökonomie verbinden.  Psychiat Prax. 2007;  34 150-153
  • 6 Cording C. Plädoyer für ein neues Paradigma psychiatrischer Qualitätssicherung.  Psychiat Prax. 2003;  30 225-229
  • 7 Murray C J, Lopez A D. The global burden of disease. Harvard; Harvard University 1997
  • 8 Spießl H, Hübner-Liebermann B, Hajak G. Depression - und viele schauen (noch) weg!.  Psychiat Prax. 2007;  33 53-54
  • 9 Hausner H, Hajak G, Spießl H. World Bank's new health strategy.  Lancet. 2007;  370 28
  • 10 World Health Organization .World health report 2001 - Mental health:. Geneva; New understanding, new hope 2001
  • 11 Europäische Kommission .Grünbuch „Die psychische Gesundheit der Bevölkerung verbessern - Entwicklung einer Strategie für die Förderung der psychischen Gesundheit in der EU” 2005.  http://www.europa.eu/scadplus/leg/de/cha/c11570c.htm(assessed 9.7.2007)
  • 12 Schmidt C, Angermeyer M, Riedel-Heller S. Prävention - ein Thema für die sozialpsychiatrische Forschung?.  Psychiat Prax. 2005;  32 358-362
  • 13 Riedel-Heller S. Ist die Primärprävention psychischer Störungen möglich?.  Psychiat Prax. 2006;  33 145-147
  • 14 Spießl H, Hübner-Liebermann B. Prävention und Öffentlichkeitsarbeit: Regensburger Bündnis gegen Depression - ein Erfahrungsbericht.  Krankenhauspsychiatrie. 2004;  15 125-130
  • 15 Juckel G, Schultze-Lutter F, Ruhrmann S. Früherkennung beginnender schizophrener Erkrankungen.  Psychoneuro. 2004;  30 153-159
  • 16 Hausner H. Psychiatrie im Aufbruch: „Runder Tisch Psychiatrie” in Bayern.  Psychiat Prax. 2005;  32 99-100
  • 17 Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen .Psychiatrie-Grundsätze Bayern 2007;.  http://www.arbeitsministerium.bayern.de/behinderte/psychisch/index.ht(assessed 9.7.2007)
  • 18 Roick C, König H H. Quo vadis? Gesundheitspolitische Entscheidungen und deren Konsequenzen für die Psychiatrie.  Psychiat Prax. 2005;  32 109-112

Dr. med. Dr. jur. Helmut Hausner

Bezirksklinikum Regensburg

Universitätsstraße 84

93042 Regensburg

Email: helmut.hausner@medbo.de

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