OP-Journal 2003; 19(2): 161-167
DOI: 10.1055/s-2007-977630
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Zugangswege bei Azetabulumfrakturen

Ulrich Stöckle, Benjamin König, Max von Seebach, Norbert Haas
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Publication Date:
12 April 2007 (online)

Zusammenfassung

Die Wahl des richtigen operativen Zugangsweges ist bei der Versorgung von Azetabulumfrakturen von entscheidender Bedeutung. Es werden einfache Zugänge, die jeweils nur von ventral oder dorsal Manipulationen erlauben, unterschieden von erweiterten Zugängen, die Einsicht und direkte Reposition von beiden Seiten ermöglichen. Der ventrale, ilioinguinale Zugang wird verwendet für Frakturen mit vornehmlicher Pathologie des vorderen Pfeilers und Zweipfeilerfrakturen. Vorteil ist die Weichteilschonung, beachtet werden müssen die Femoralgefäße und der Verlauf des Leistenkanals. Nachteil ist die fehlende Gelenkeinsicht. Der dorsale Kocher-Langenbeck-Zugang wird für Frakturen mit vorwiegend dorsaler Pathologie angewandt. Vorteil des Zuganges ist die Möglichkeit der Gelenkeinsicht, beachtet werden muss der Verlauf des Nervus ischiadicus. Nachteil ist die erhöhte Rate an heterotopen Ossifikationen bei verbleibenden Muskelkontusionen. Zur Verbesserung der Gelenkeinsicht kann der Kocher-Langenbeck-Zugang durch eine bigastrische Trochanterosteotomie ergänzt werden. Erweiterte Zugänge wie der erweiterte iliofemorale bzw. modifiziert erweiterte iliofemorale Zugang (Maryland) werden nur bei solchen Frakturen eingesetzt, die eine direkte Fraktureinsicht und -manipulation von ventral und dorsal erfordern. Vorteil der erweiterten Zugänge ist die gute Übersicht, beachtet werden muss jedoch die Vaskularität der Fragmente und insbesondere des Os ilium, Nachteil ist der erhöhte Weichteilschaden, der mit einer erhöhten Rate an Wundproblemen einhergeht. Für die Zukunft wegweisend ist eine Reduzierung der operativen Zugänge unter zu Hilfenahme der computerassistierten Chirurgie.

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