Dtsch Med Wochenschr 1984; 109(10): 363-368
DOI: 10.1055/s-2008-1069196
Originalien

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Das Mesotheliom, ein Signaltumor der beruflichen Asbeststaubgefährdung

Mesothelioma as index tumour of occupational asbestos dust riskH.-J. Woitowitz, R. Paur, G. Breuer, K. Rödelsperger
  • Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin der Universität Gießen (Leiter: Prof. Dr. H.-J. Woitowitz)
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Publication Date:
26 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Das Mesotheliom ist ein von den Deckepithelien der serösen Körperhöhlen ausgehender Tumor höchster Malignität und Letalität. Seit 1978 wurden 42 Erkrankungen an diffus wachsendem Mesotheliom poliklinisch beobachtet. Kennzeichnend ist ein extremer Unterschied in der Erwartungshäufigkeit von Mesotheliomerkrankungen bei früher stark asbeststaubgefährdeten Personengruppen einerseits und der übrigen Bevölkerung andererseits. Entsprechend lassen Mesotheliom-Todesfälle überwiegend hohe Assoziationen nicht nur zu beruflicher Asbeststaubgefährdung, sondern auch zur Asbeststaubexposition in der Umwelt, durch Nachbarschaft und Haushaltskontakt, erkennen. Damit ist sowohl bei der Herstellung als auch bei der Anwendung asbesthaltiger Produkte mit einer Gefährdung zu rechnen. Wegen der auch im Einzelfall hohen Wahrscheinlichkeit der asbestbedingten Genese einer Mesotheliomerkrankung läßt es sich begründen, diesen Tumor als Signal für eine meist Jahrzehnte zurückliegende Asbeststaubgefährdung anzusehen. In der Bundesrepublik ist das »durch Asbest verursachte Mesotheliom des Rippenfells und des Bauchfells« seit 1977 eine meldepflichtige Berufskrankheit. Bereits jede Diagnose »Mesotheliom« begründet den Verdacht und damit die ärztliche Pflicht zur Berufskrankheitenmeldung. Wegen der starken Verbrauchssteigerung des Asbests seit etwa 30 Jahren in der Bundesrepublik ist auch in den kommenden Jahren eine Zunahme ärztlich diagnostizierter Mesotheliomerkrankungen zu erwarten.

Abstract

Mesothelioma arises from the cover epithelia of the serous body cavities and is a most malignant and fatal tumour. Since 1978 42 cases of diffusely growing mesothelioma have been observed. An extreme difference in the expected frequency of mesothelioma among previously severely asbestos-dust-exposed persons and the rest of the population is characteristic. Accordingly, death from mesothelioma does not only show a predominantly high occupational asbestosdust-risk association but also to environmental exposition by neighborhood and household contact. Thus in production and use of asbestos-containing products a risk must be expected. Due to the great likelihood of asbestos-induced mesothelioma in the individual case it is justified to consider this tumour as signal for asbestos exposition decades ago. In the German Federal Republic »pleural and peritoneal mesothelioma caused by asbestos« is a notifiable occupational disease since 1977. Each diagnosis of mesothelioma initiates the suspicion and thus the medical duty of notification of an occupational disease. Following the large increase of asbestos consumption in the GFR over the last 30 years an increase of medically confirmed mesotheliomas can be expected.

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