Liquidität für Neuanschaffungen sichern

Wer größere Investitionen in seine Praxisausstattung plant, hat mit dem Investitionsabzugsbetrag ein Instrument an der Hand, um sich vorab noch einen Liquiditätsvorteil zu verschaffen. Investitionen können regelmäßig abgeschrieben werden und mindern dadurch die Steuerlast. Dieses Prinzip kann auch bereits vor Ausführung der eigentlichen Investition greifen: Bis zu 40 Prozent der voraussichtlichen Anschaffungs- oder Herstellungskosten beweglicher Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens können mittels Investitionsabzugsbetrag vor deren Anschaffung steuerlich abgesetzt werden. Das Limit beträgt 200.000 Euro. Ärzte erhalten also einen finanziellen Spielraum, weil sie einen Teil einer künftigen Abschreibung vorziehen. Aber: Einen Investitionsabzugsbetrag können Praxisinhaber nur dann beanspruchen, wenn ihr Jahresgewinn – ohne Berücksichtigung des Investitionsabzugsbetrages – maximal 100.000 Euro beträgt. Bei Bilanzierern darf das Betriebsvermögen 235.000 Euro nicht übersteigen. Keine zusätzliche Steuerersparnis Wenn das Investitionsvorhaben dann zu einem späteren Zeitpunkt ausgeführt wird, werden die Anschaffungskosten um den Investitionsabzugsbetrag wieder gemindert. Der verbleibende Betrag wird über die jeweils festgelegte Abschreibungsdauer als Betriebsausgaben abgezogen. Im Jahr der Anschaffung und den folgenden vier Jahren können neben der normalen linearen Abschreibung auch noch Sonderabschreibungen von insgesamt 20 Prozent der Anschaffungskosten geltend gemacht werden. Im Ergebnis führen der Investitionsabzugsbetrag und die Sonderabschreibungen zu keiner zusätzlichen Steuerersparnis, sondern zu einer Steuerstundung und einem Liquiditätsvorteil. Die Steuerminderungen durch Investitionsabzugsbetrag und Sonderabschreibung gleichen sich in den nachfolgenden Jahren durch höhere Steuern aufgrund der niedrigeren Abschreibung wieder aus. Unterbleibt die beabsichtigte Investition innerhalb von drei Jahren, muss der Investitionsabzugsbetrag rückgängig gemacht werden. Daraus resultieren Steuernachzahlungen für das Jahr, in dem der Investitionsabzugsbetrag gebildet wurde. Zusätzlich fallen Nachzahlungszinsen an. Die folgende Rechnung verdeutlicht, wie der Liquiditätsvorteil mittels Investitionsabzugsbetrag aussieht: Ein Arzt plant die Anschaffung eines Röntgen-Geräts für 75.000 Euro. Die Nutzungsdauer beträgt acht Jahre. Bildet er 2013 einen Investitionsabzugsbetrag von 30.000 Euro (40% Anschaffungskosten), kann dies bei einem Steuersatz von 40 Prozent zu einer Steuerminderung von 12.000 Euro (zzgl. Soli und Kirchensteuer) führen. Bei Anschaffung des Geräts Anfang Januar 2014 ergibt sich bei einer Sonder-AfA von 9000 Euro (20 Prozent von 45.000 Euro) und der linearen AfA von 5625 Euro (12,5 Prozent von 45.000 Euro) eine Steuerminderung von 5850 Euro. Die Steuerminderung für beide Jahre beträgt somit 17.850 Euro. Erwirbt der Arzt stattdessen das Röntgengerät bereits im September 2013, ergibt sich bei einer Sonder-AfA von 15.000 Euro und der linearen Abschreibung für September bis Dezember von 3125 Euro (4/12 x 1/8 von 75.000 Euro) eine Steuerminderung von 7250 Euro. Im Jahr 2014 führt die lineare Abschreibung in Höhe von 9375 Euro (1/8 von 75.000 Euro) zu einer Steuerminderung von 3750 Euro. In beiden Jahren zusammen wird die Steuer somit nur um 11.000 Euro gemindert. Die Steuerminderung ist also um 6850 Euro geringer als bei Inanspruchnahme des Investitionsabzugsbetrags. Vorsicht bei Anschaffung eines PKW Begünstigt ist die Anschaffung von beweglichen abnutzbaren, neuen oder gebrauchten Wirtschaftsgütern des Anlagevermögens. Voraussetzung ist, dass sie im Jahr der Anschaffung und im gesamten Folgejahr mindestens zu 90 Prozent betrieblich genutzt werden. Bei medizinischen Geräten ist das meist kein Problem. Anders bei einem PKW. Zwar kann grundsätzlich auch für ein Praxisfahrzeug ein Investitionsabzugsbetrag gebildet werden. Meist nutzt der Arzt dieses Fahrzeug aber auch privat. Dann ist mit einem Fahrtenbuch nachzuweisen, dass der Wagen zu 90 Prozent für die Praxis verwendet wird. Wird die private Nutzung mit der Ein-Prozent-Regelung ermittelt, darf kein Investitionsabzugsbetrag gebildet werden. Steuern vor Praxiseröffnung sparen Ein Investitionsabzug darf auch bereits vor einer Praxisneueröffnung gebildet werden. Dafür muss allerdings die beabsichtigte Investition nachgewiesen werden. Eine verbindliche Bestellung ist nicht erforderlich, ein endgültiges Angebot reicht aus. Da ein Investitionsabzugsbetrag auch für die Anschaffung gebrauchter Güter zulässig ist, können Praxiserwerber auch für die vom Verkäufer zu erwerbende Praxisausstattung einen Investitionsabzugsbetrag bilden. Die Steuerberater Dr. Jürgen Karsten und Marc Müller sind Vorstände der ETL ADVISION Steuerberatungsgesellschaft AG.

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