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19.11.2019 | Lokalanästhetika | Nachrichten

Brasilianische Ärzte fordern:

Magensonde legen nicht ohne Lokalanästhesie!

verfasst von: Dr. Elke Oberhofer

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Drei Sprühstöße 10%iges Lidocain in die Nase sollte brasilianischen Forschern zufolge jeder Patient erhalten, der eine Magensonde gelegt bekommt. In ihrer randomisierten kontrollierten Studie war diese Maßnahme mit einer deutlichen Abnahme von Schmerzen und Unbehagen verbunden.

Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.

Das Anlegen einer Magensonde durch die Nase empfinden viele Patienten als äußerst unangenehm, oft auch schmerzhaft. Routinemäßig wird in vielen Kliniken lediglich etwas Lidocain-Gel auf die Katheterspitze gegeben und auf weitere lokalanästhetische Maßnahmen verzichtet. Forschern aus Brasilien zufolge ist dies jedoch bei weitem nicht genug. Sie fordern die Anwendung von drei Sprühstößen Lidocain-Spray in die Nase, bevor man mit dem Einführen der Sonde beginnt.

Um den Effekt der präventiven Lokalanästhesie zu testen, bildeten Amanda Santos Oliveira und ihr Team von der Universität Sergipe zwei Gruppen mit jeweils 25 Patienten: Die Interventionsgruppe erhielt drei Minuten vor Beginn der Prozedur drei Sprühstöße 10%iges Lidocain (0,3 ml) in die Nase. In der Kontrollgruppe wurde ebenfalls gesprüht, allerdings nur mit physiologischer Kochsalzlösung. In beiden Gruppen wurde die Katheterspitze, entsprechend der bisherigen Routine, vor dem Einführen mit 2%igem Lidocain-Gel präpariert.

Schmerzen und Unbehagen wurden im Anschluss an die Maßnahme mithilfe einer numerischen Skala (Numeric Rating Scale) bzw. der visuellen Analog-Skala (VAS) abgefragt.

Mit Lidocain-Spray deutlich weniger Schmerzen 

In der randomisierten, dreifach verblindeten Studie hatten nach eigenen Angaben deutlich mehr Patienten der Kontrollgruppe Schmerzen im Bereich der Nasenlöcher und des Nasopharynx, und zwar sowohl während (85% gegenüber 8%) als auch nach (60% vs. 0%) dem Legen der Sonde. Unbehagen hatten aus dieser Gruppe 96% während und 84% nach der Prozedur verspürt (in der Interventionsgruppe 4% bzw. bis zu 6%).

Beides war von der Intensität her in der Kontrollgruppe deutlich stärker empfunden worden. Bei den Schmerzen während des Eingriffs hatten diese Patienten im Mittel 5 Punkte (von maximal 10) angegeben, die Gruppe mit dem Nasenspray dagegen nur 0,2 Punkte. Beim Unbehagen waren es ohne Spray im Mittel 5,48 Punkte, mit Spray 1,84 (Maximum: 10). Die Unterschiede zwischen den Gruppen waren auch nach dem Eingriff signifikant.

Komplikationen wie Übelkeit und Husten waren mit und ohne Lidocain-Sprühstoß etwa gleich häufig aufgetreten, und auch in Bezug auf die Dauer des Eingriffs selbst ließ sich kein nennenswerter Unterschied feststellen. „Diese Variablen hängen offenbar stärker von der Erfahrung des durchführenden Arztes ab“, so die Forscher.

Oliveira et al. fordern, den Sprühstoß in die Nase in künftige Analgesie-Protokolle einfließen zu lassen. So wie das Lidocain derzeit eingesetzt werde, nämlich nur als Gel auf der Katheterspitze, sei es ungeeignet, Schmerzen vorzubeugen.

Das Wichtigste in Kürze

Frage: Welchen Effekt hat die intranasale Applikation eines 10%igen Lidocain-Sprays vor dem Legen einer Nasensonde?

Antwort: Schmerzen und Unbehagen während und nach der Maßnahme sanken in der Interventionsgruppe deutlich.

Bedeutung: Die Anwendung eines Lokalanästhetikums sollte den Autoren zufolge vor dem Legen von Magensonden durch die Nase Routine werden.

Einschränkung: Geringe Teilnehmerzahl; Salzlösung als Vergleichssubstanz

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Literatur

Oliveira AS et al. Analgesic efficacy of 10% lidocaine spray during nasoenteral catheterization: randomized triple-blind trial. Eur J Pain 2019; doi: https://doi.org/10.1002/EJP.1503

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