Erschienen in:
16.07.2020 | Antibiotika | Leitthema
Low-Grade-Infektionen in der Wirbelsäulenchirurgie – Ein Chamäleon?
Neuste Erkenntnisse und Behandlungsstrategien
verfasst von:
Prof. Dr. M. Akbar, Prof. Dr. B. Lehner, PD. Dr. Y.-M. Ryang, Dr. W. Pepke
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 8/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Low-Grade-Infektionen werden durch die niedrig virulenten Erreger verursacht. Der Verlauf dieser Infektionen ist oft relativ mild, daher werden sie häufig zeitverzögert oder gar nicht erkannt. Es ist bekannt, dass chronisch verlaufende Infektionen zu Osteolysen und zur Implantatlockerung führen können. Aus der Literatur sind die Raten der revisionspflichtigen Komplikationen, wie die Implantatlockerung oder das Materialversagen, bekannt. Die Anzahl der Low-Grade-Infektionen bei Patienten, die sich einer Revisionsoperation an der Wirbelsäule unterziehen müssen, bleibt unklar.
Ziel der Arbeit
Ziel dieser Übersichtsarbeit ist, die neusten Erkenntnisse und die aktuellsten Behandlungsstrategien zur Therapie einer Low-Grade-Infektion vorzustellen. Die diagnostischen und therapeutischen Optionen werden in Form von Algorithmen zusammenfasst. Mit dieser Arbeit soll versucht werden, auf ein mögliches Vorliegen einer Low-Grade-Infektion bei revisionspflichten Wirbelsäulenpatienten zu sensibilisieren.
Material und Methoden
Anhand der aktuellen Publikationen werden die diagnostischen Modalitäten und die therapeutischen Ansätze vorgestellt und diskutiert.
Ergebnisse
Die Erkennung der Low-Grade-Infektionen ist sowohl aus dem klinischen als auch aus dem bildmorphologischen Aspekt schwierig. Bei ungeklärter Lockerung der eingebrachten Implantate oder sogar Materialversagen, trotz fehlender lokaler Entzündungszeichen und oft normaler laborchemischer Entzündungsparameter, muss an eine Low-Grade-Infektion gedacht werden. Die mehrfache Entnahme von mikrobiologischen Proben ist im Rahmen der Revisionsoperation zu fordern. Eine Probengewinnung für die histologische Aufarbeitung ist bei jeder Revisionsoperation und bei Verdacht auf eine Low-Grade-Infektion empfohlen. Die Diagnostik soll idealerweise mittels Sonikation der Implantate mit darauffolgender mikrobiologischer Bebrütung der asservierten Proben vervollständigt werden. Bei Anzeichen für eine Low-Grade-Infektion ist das mit Biofilm benetzte Implantat zu entfernen oder bei bestehender Instabilität zu wechseln. Topische Antibiotika sind als sinnvolles Supportivum einsetzbar, allerdings ist deren Wirksamkeit zur Behandlung der Low-Grade-Infektionen noch nicht hinreichend bewiesen.
Diskussion
Anhand der durchgeführten Literaturrecherche konnte ein diagnostischer und ein therapeutischer Algorithmus erstellt werden, der im klinischen Alltag als eine Entscheidungshilfe dienen soll.