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Erschienen in: Forum der Psychoanalyse 3/2013

01.09.2013 | Originalarbeit

Luise Meyer im Zeitfenster

„Die Jugend, die in dieser zerstörten Welt groß geworden ist, verzeiht es uns nie, dass wir Nazis gewesen sind“

verfasst von: Dr. phil. Regine Lockot

Erschienen in: Forum der Psychoanalyse | Ausgabe 3/2013

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Zusammenfassung

Die Psychoanalytikerin Luise Meyer dokumentiert die kaum entwirrbare Verschränkung von Innen- und Außenwelt im Nachkriegsdeutschland. Mithilfe von Psychoanalyse hoffte sie, innerlich zur Ruhe zu kommen und einen sozialen Ort zu finden, der ihr eine berufliche Entfaltung ermöglicht.
Fußnoten
1
Insgesamt sind mir 48 Briefe von Luise Meyer bekannt; davon sind drei an die Großmutter, drei an die Eltern, einer an den Vater und die restlichen an ihre Mutter gerichtet.
 
2
Einige der Originalzitate befinden sich bereits in Lockot (1994/2013).
 
3
Der 22.04.1945 war Luise Meyers 39. Geburtstag.
 
4
Im April 1945 nahmen sich in Berlin 3881 Menschen, mehr Frauen als Männer, das Leben. Das waren fünfmal mehr als im Jahr davor (Goeschel 2011).
 
5
Am 02.05.1945 sprengten die Nationalsozialisten unterhalb des Landwehrkanals gezielt die Decke des Nord-Süd-S-Bahn-Tunnels. Das Wasser ergoss sich vom Anhalter Bahnhof über Potsdamer Platz bis hin zu den Bahnhöfen Unter den Linden, Oranienburger Straße und Stettiner Bahnhof (der heutige Nordbahnhof) und drang auch in das U-Bahn-System (http://​www.​s-bahn-berlin.​de/​unternehmen/​firmenprofil/​historie_​teil1.​htm) ein.
 
6
Der Spiegel vom 27.06.1956 (26): Kirche/Probst Grüber. Im Lande meines Elends.
 
7
Hermann Göring brachte Mitte der 1930er Jahre Elche in die Schorfheide, um sein Jagdgebiet mit seinem Mittelpunkt „Carinhall“ skandinavisch auszustatten.
 
8
Jorswieck 2000, S. 386.
 
9
Müller-Braunschweig an Kühnel, 27.08.1947 (DPG-Archiv, K 4-220).
 
10
23.01.1946. Blanckmeister, an Lemke, Weiterleitung an Schultz-Hencke (Kl Ew 762; B.A.).
 
11
Kemper 1973, S. 294 f.
 
12
Nach Jorswieck (2000, S. 388) rationalisierte die russische Kommandatura Lebensmittel. Im Gesundheitswesen bekamen Ordinarien Lebensmittelkarten mit der höchsten Kalorienzahl (1), Ärzte bekamen (2) und nichtärztliche Psychotherapeuten (3).
 
13
Boehm wohnte damals in Bindow und kam nur unregelmäßig zu den Treffen der sich wieder zusammenfindenden Kollegen.
 
14
Kemper, Protokoll vom 07.11.1945. Zur „neoanalytischen Vereinigung“ gehörten auch Seiff, Fuchs-Kamp, Haseloff, Schwidder, Dührssen und Cellarius (DPG-Archiv).
 
15
Wolfgang Kranefeldt hatte gute Beziehungen zur sowjetischen Kommandantur aus seiner Tätigkeit 1938 in Moskau als Leiter eines Instituts für Insulinbehandlung (Jorswieck 2000, S. 391 f.).
 
16
Kemper 1947/48, S. 158.
 
17
Jorswieck 2000, S. 392.
 
18
Vom 12.12.1947, Abteilung Gesundheitswesen LGA III C/Kli. – Dr. M./K. (Dr. A. Meyer) an die Kämmerei II 6; Landesarchiv Rep.12 Acc 1163, Nr. 204.
 
19
19.07.1988, Interview Regine Lockot mit Horst -Eberhard Richter, unveröffentlicht.
 
20
Kemper 1947, S. 157.
 
21
Der Psychoanalytiker Heinz Wiegmann war am 01.03.1940 der NSDAP beigetreten. Er hat sich persönlich nie dazu geäußert. Seine Ehefrau, Klara-Sibylla Wiegmann, erfuhr davon erst im März 1993 durch Helmut Bach (29.03.1993, Bach an Sibylla Wiegmann, nachrichtlich an Michael Ermann).
 
22
Kemper, Protokoll, 03.04.1946, B.A. KlEw 762.
 
23
Lockot (1994/2013, S. 88).
 
24
Kemper, unveröffentlichtes Manuskript ca. 1975, S. 31.
 
25
Landesarchiv, Rep. Acc 902, Nr. 8, S. 28.
 
26
Hans Schneider(-Kassel), geb. 28.05.1886, war nichtärztlicher Psychoanalytiker und bei Karl Abraham 1½ Jahre in Behandlung gewesen. Von Oktober 1920 bis September 1925 ging er weitere 600 Stunden zu Felix Boehm in die Analyse. Er praktizierte seit dem 01.10.1925 als Psychotherapeut. Als DPG-Mitglied erscheint er erstmalig bei der Wiedergründung der DPG als „Berliner Psychoanalytische Gesellschaft“ (Liste v.18.08.1945). Als Mitglied der Arbeitsgruppe „A“ (ursprünglich DPG) wurde er erst seit 1940 genannt. Er war Wohnungsnachbar von Felix Boehm in der Kulmbacher Str. 3 und soll mit einer Sängerin verheiratet gewesen sein. Seit 1945 war er bis 1971 Kassenwart der DPG. In der Mitgliederversammlung der DPG vom 14.03.1972 wurde er Ehrenmitglied der DPG (Kartei des D.I., DPG-Archiv, K 10–55).
 
27
Zu diesem Freundinnenkreis gehörten: Margarete Neumann, geb. Franz (geb. 1882), Heilpädagogin seit 1930, zunächst Künkel-Anhängerin, dann Jungianerin; Klara Grell (geb.1889), behandelnde Psychologin, Erziehungshelferin mit jungianischer Orientierung; Marie-Luise Werner (geb.1894), Lehrerin, gehörte zu den Gründern der DPV (am 13.05.1950; Kartei des D.I., BA, Kl Ew 762). Siehe auch Ludwig-Körner (1998).
 
28
http://​www.​bgv-wuppertal.​de/​GiW/​Jg8/​5Missionare.​pdf; Anni Staudtes Neffe war der bekannte Regisseur Wolfgang Staudte (u. a. Rosen für den Staatsanwalt, 1959).
 
29
Horst-Eberhard Richter war als leitender Arzt am Berliner Kinderkrankenhaus im Bezirk Wedding tätig. Hier entstand seine Studie „Eltern, Kind und Neurose: Psychoanalyse der kindlichen Rolle“
 
Literatur
Zurück zum Zitat Freud S (1910/1973) Über den Gegensinn der Urworte. In Ges. W., S. Fischer, Frankfurt a. M. S. 214–221 Freud S (1910/1973) Über den Gegensinn der Urworte. In Ges. W., S. Fischer, Frankfurt a. M. S. 214–221
Zurück zum Zitat Goeschel C (2011) Selbstmord im Dritten Reich. Suhrkamp, Berlin Goeschel C (2011) Selbstmord im Dritten Reich. Suhrkamp, Berlin
Zurück zum Zitat Jorswieck E (2000) Aktivitäten Berliner Psychotherapeuten im ersten Nachkriegsjahr Mai 1945 bis Mai 1946: Bericht eines Zeitzeugen. Z Psychosom Med 46:385–396 Jorswieck E (2000) Aktivitäten Berliner Psychotherapeuten im ersten Nachkriegsjahr Mai 1945 bis Mai 1946: Bericht eines Zeitzeugen. Z Psychosom Med 46:385–396
Zurück zum Zitat Kemper W (1947) Bericht über den Stand der Psychotherapie in Berlin. Psyche – Z Psychoanal 1:156–159 Kemper W (1947) Bericht über den Stand der Psychotherapie in Berlin. Psyche – Z Psychoanal 1:156–159
Zurück zum Zitat Kemper W (1973) Werner W. Kemper. In: Pongratz L (Hrsg) Psychotherapie in Selbstdarstellung. Huber, Stuttgart S. 259–345 Kemper W (1973) Werner W. Kemper. In: Pongratz L (Hrsg) Psychotherapie in Selbstdarstellung. Huber, Stuttgart S. 259–345
Zurück zum Zitat Lockot R (1994/2013) Die Reinigung der Psychoanalyse. Die Deutsche Psychoanalytische Gesellschaft im Spiegel von Dokumenten und Zeitzeugen (1933–1951). Edition diskord, Tübingen 2. Aufl. Psychosozial-Verlag, Gießen Lockot R (1994/2013) Die Reinigung der Psychoanalyse. Die Deutsche Psychoanalytische Gesellschaft im Spiegel von Dokumenten und Zeitzeugen (1933–1951). Edition diskord, Tübingen 2. Aufl. Psychosozial-Verlag, Gießen
Zurück zum Zitat Ludwig-Körner C (1998) Wiederentdeckt – Psychoanalytikerinnen in Berlin. Psychosozial-Verlag, Gießen. Ludwig-Körner C (1998) Wiederentdeckt – Psychoanalytikerinnen in Berlin. Psychosozial-Verlag, Gießen.
Zurück zum Zitat Richter HE (1969) Eltern, Kind und Neurose. Die Rolle des Kindes in der Familie. Rowohlt, Hamburg Richter HE (1969) Eltern, Kind und Neurose. Die Rolle des Kindes in der Familie. Rowohlt, Hamburg
Metadaten
Titel
Luise Meyer im Zeitfenster
„Die Jugend, die in dieser zerstörten Welt groß geworden ist, verzeiht es uns nie, dass wir Nazis gewesen sind“
verfasst von
Dr. phil. Regine Lockot
Publikationsdatum
01.09.2013
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
Forum der Psychoanalyse / Ausgabe 3/2013
Print ISSN: 0178-7667
Elektronische ISSN: 1437-0751
DOI
https://doi.org/10.1007/s00451-013-0153-0

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