Gepulste Radiofrequenz plus Steroide punkten bei hartnäckigem Ischias

Bei refraktären Ischiasbeschwerden nach Bandscheibenvorfall bringt eine Kombinationstherapie mit gepulster Radiofrequenz plus Steroidinjektion offenbar in vielen Fällen Linderung. In einer prospektiven randomisierten Studie aus Italien war die Kombi signifikant wirksamer als Steroidinjektionen allein. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. In der schmerztherapeutischen oder orthopädischen Praxis sieht man häufig, dass Ischiasbeschwerden auf eine rein konservative Behandlung nicht ansprechen. Studien zeigen, dass sich bei rund 45% der Betroffenen nach einem Jahr keine nennenswerte Besserung eingestellt hat. Ein Team der Sapienza-Universität Rom empfiehlt in dieser Situation eine minimalinvasive Kombitherapie aus gepulster Radiofrequenz (PRF) zusätzlich zur transforaminalen epiduralen Injektion einer Steroidlösung (TFESI). Wie die Forschenden um Dr. Alessandro Napoli in einer randomisierten Doppelblindstudie zeigen konnten, ist dieses kombinierte Vorgehen der alleinigen Steroidinjektion signifikant überlegen, sowohl was die Linderung von Beinschmerzen als auch die Besserung von Alltagseinschränkungen betrifft. An der Studie hatten insgesamt 351 Patienten und Patientinnen teilgenommen, die seit median 15 Wochen unter therapierefraktären Ischiasbeschwerden nach Bandscheibenvorfall litten. 174 Teilnehmende wurden der Kombitherapie (PRF plus TFESI) zugelost, 177 der alleinigen Injektionstherapie (TFESI). Deutlich größere Schmerzreduktion in der Kombigruppe Bei vergleichbaren Ausgangswerten für Beinschmerzen in den beiden Gruppen (8,1 bzw. 7,9 von maximal 10 Punkten auf der numerischen Rating-Skala, NRS) zeigte die Kombigruppe eine Woche nach der Therapiesitzung deutlich bessere Werte, mit median 3,2 gegenüber 5,4 Punkten (höhere Punktzahlen entsprechen stärkeren Schmerzen). Der Effekt hielt bis zum Ende der Nachbeobachtung, 52 Wochen nach der Intervention, an. Zu diesem Zeitpunkt lagen die Schmerzwerte bei 1,0 gegenüber 3,9 Punkten. Eine nennenswerte Besserung um mindestens 2 Punkte wurde von 96% der Kombigruppe und 69% der Steroidgruppe erreicht. Schmerzfrei (maximal 1 Punkt auf der Skala) waren 68% bzw. 13%. Die Unterschiede waren jeweils signifikant, die PRF plus TFESI-Gruppe war gegenüber der TFESI-Gruppe mit einer um 62% höheren Wahrscheinlichkeit für Schmerzlinderung zum Endpunkt klar im Vorteil. Dies galt auch für die adjustierte Analyse: Hier unterschieden sich die Gruppen zu allen Zeitpunkten zusammengenommen um median 2,2 Punkte. Hohe Zufriedenheitswerte Alltagseinschränkungen hatten Napoli und sein Team mit dem Roland-Morris Disability Questionnaire (RMDQ) bzw. dem Oswestry Disability Index (ODI) gemessen. In den bereinigten Analysen waren die Unterschiede 52 Wochen nach Therapie jeweils signifikant, mit einem Vorteil für die Kombigruppe. Die Zufriedenheitsrate war in dieser Gruppe ebenfalls signifikant höher, mit 86% gegenüber 68%. Komplikationen waren mit der Intervention nicht verbunden, ebenso wenig schwerwiegende Nebenwirkungen. Von den insgesamt 25 registrierten Nebenwirkungen betrafen 14 die PRF- plus TFESI-Gruppe, 11 die Gruppe mit alleiniger TFESI. Für Napoli und Kollegen liegt die Chance der minimalinvasiven Intervention darin, auf physiologischem Weg eine relevante Schmerzlinderung zu erzielen. Nach Ansicht des Forschungsteams ist die kombinierte Methode geeignet im Rahmen einer Stufenbehandlung bei Betroffenen mit Ischiasbeschwerden aufgrund eines Bandscheibenvorfalls (ohne neurologische Defizite), die seit maximal einem Jahr bestehen. Sitzungsdauer nur zehn Minuten Die kombinierte Intervention dauert laut Napoli et al. nur etwa zehn Minuten und lässt sich in einer Sitzung absolvieren. Für die gepulste Stromabgabe wurde eine 22G-Nadelelektrode verwendet, die unter CT-Kontrolle eingeführt wurde. Damit wurde sichergestellt, dass die Nadelspitze korrekt bis proximal des Hinterwurzelganglions vorgedrungen war (Eintritt durch das Foramen laterale). Die Steroidlösung bestand aus 1 ml Lidocain (20 mg/ml) und 2 ml Dexamethason (10 mg/ml) oder 2 ml Triamcinolon acetonid (40 mg/ml). Die Lösung wurde unmittelbar nach Verabreichung der PRF bei unveränderter Position der Nadel injiziert. Das Wichtigste in Kürze Frage: Prospektive randomisierte kontrollierte Studie zum Vergleich einer minimalinvasiven Kombinationstherapie aus PRF (gepulste Radiofrequenz) plus TFESI (transforaminale epidurale Steroidinjektion) gegenüber der alleinigen Steroidinjektion zur Behandlung therapierefraktärer Ischiasbeschwerden nach Bandscheibenvorfall. Antwort: Bei vergleichbaren Ausgangswerten für Beinschmerzen zeigte die PRF- plus TFESI-Gruppe eine Woche nach der Therapiesitzung deutlich bessere Werte als die TFESI-Gruppe, mit median 3,2 gegenüber 5,4 Punkten auf der 10-Punkte-Numeric-Rating-Skala zum Endpunkt. Der Effekt hielt bis zum Ende der Nachbeobachtung, 52 Wochen nach der Intervention, an. Deutlich im Vorteil war die Kombigruppe auch in Scores zur Beurteilung von Alltagseinschränkungen. Bedeutung: Den Studienautoren zufolge ist die kombinierte Methode geeignet im Rahmen einer Stufenbehandlung bei Betroffenen mit Ischiasbeschwerden aufgrund eines Bandscheibenvorfalls (ohne neurologische Defizite), die seit maximal einem Jahr bestehen. Einschränkung: Keine Placebogruppe; größere Nadel als bei Steroidinjektionen üblich.

Springer Medizin

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