Erschienen in:
16.08.2018 | Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen | Schwerpunkt: Lunge bei Systemerkrankungen
Lungenbeteiligung bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen
verfasst von:
Dr. A. Moeser, M. Lerche, H. Wirtz, A. Stallmach
Erschienen in:
Die Innere Medizin
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Ausgabe 9/2018
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Zusammenfassung
Pulmonale Manifestationen chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen (CED) sind häufiger als bisher angenommen. Prospektive Untersuchungen bei adulten und pädiatrischen Patienten mit CED zeigen subklinische, diskrete interstitielle pulmonale Veränderungen oder Störungen der Lungenfunktion bei etwa 40–60 % der Patienten. Pulmonale Pathologien können prinzipiell in jedem Bereich des Atmungssystems auftreten, am häufigsten werden Entzündungen der großen Atemwege verbunden mit Bronchiektasien beobachtet. Differenzialdiagnostisch sind insbesondere unerwünschte Arzneimittelwirkungen sowie infektiöse Ursachen unter immunsuppressiver Therapie abzugrenzen. Die Diagnostik umfasst neben Anamnese und klinischem Status eine erweiterte Labordiagnostik, eine Lungenfunktionsdiagnostik mit Body-Plethysmographie und eine Bildgebung mit hochauflösender Computertomographie des Thorax. Eine Bronchoskopie mit bronchoalveolärer Lavage und gegebenenfalls Probengewinnung für eine histologische Untersuchung sowie der Ausschluss thromboembolischer Ereignisse können indiziert sein. Die pulmonale Manifestation kann zu beinahe jedem Zeitpunkt der CED auftreten. So kann es selten bereits vor der gastrointestinalen Symptomatik zu respiratorischen Beschwerden kommen. Ferner wird gehäuft über Exazerbationen der pulmonalen Entzündungsreaktionen nach Proktokolektomie bei Patienten mit Colitis ulcerosa berichtet. Die Pathophysiologie ist bisher ungeklärt, vermutet wird eine Interaktion zwischen gastrointestinaler und pulmonaler Inflammation. Wichtigste Therapiegrundlage sind Glukokortikoide in inhalativer und systemischer Form; sie sind mit guten Ansprechraten assoziiert. Selten kommt es zu schwerwiegenden oder anhaltenden Komplikationen mit Stenosen oder Strikturen der großen Atemwege.