Bei Lungenödem ist Ultraschall dem Röntgen überlegen

In der bildgebenden Diagnostik schlägt die Sonografie die klassische Röntgen-Thoraxaufnahme in wichtigen Qualitätsparametern. Dieses Studienergebnis könnte die gängige Praxis im Management von Patienten mit Herzinsuffizienz verändern. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Steigt der hydrostatische Druck in den Lungengefäßen, erhöht sich die extravasale Flüssigkeitsmenge. Ein solches Lungenödem ist üblicherweise die Folge einer Linksherzinsuffizienz oder einer Volumenüberladung. Klassisches Diagnoseinstrument, neben Anamnese und körperlicher Untersuchung, ist die Röntgenaufnahme des Thorax. Das Anfertigen einer solchen Aufnahme ist zwar eine radiologische Allerweltsmaßnahme, die Interpretation von Röntgenbildern des Brustraums setzt allerdings Erfahrung und ein scharfes Auge voraus. Besonders schwierig wird die Übung, wenn die betreffenden Patienten zusätzlich noch chronisch-obstruktive Lungenkrankheiten mit entsprechenden radiologischen Veränderungen aufweisen. Experten verweisen daher darauf, dass die sonografische Untersuchung von Patienten mit Verdacht auf Lungenödem eher zu objektiven Befunden führt als die Röntgenaufnahme – von fehlender Strahlenbelastung, Untersuchungsmöglichkeit am Krankenbett und erleichterter Verlaufsbeobachtung zu schweigen. Das liegt nicht zuletzt an charakteristischen Befunden wie den Kometenschweifartefakten. Kometenschweife als Omen Kometenschweifartefakte entstehen, wenn sich das Verhältnis von alveolärem Luft- und pulmonalem Flüssigkeitsgehalt vermindert. Das Echophänomen geht auf multiple akustische Grenzflächen zwischen kleinen wasserreichen Strukturen und umgebender alveolärer Luft in der Lungenperipherie zurück. Die vertikal vom Schallkopf aus im Schnittbild verlaufenden B-Linien ähneln dem Bild eines Schweifs wie bei einem Kometen. Nicht unterscheiden lässt sich, ob das Ödem eine kardiale oder pulmonale Ursache hat. In einer prospektiven Kohortenstudie mit 99 Patienten – von denen 32 eine Linksherzinsuffizienz und 40 eine COPD hatten – hat William Wooten zusammen mit Kollegen vom Mount Carmel Health System die Aussagekraft des Lungenultraschalls mit Blick auf die Lungenödemdiagnostik untersucht und sie mit jener der Thorax-Röntgenbilder verglichen. Als Referenzdiagnosen dienten die Entlassungsdiagnosen der Patienten; 51-mal lauteten sie auf Lungenödem. In der Sensitivität klar überlegen In entscheidenden Parametern erwies sich die Sonografie als überlegen. Die Sensitivität des Ultraschalls lag bei 96% gegenüber 65% für die Röntgenaufnahme. Bei der Spezifität ging der Vergleich mit 88% vs. 96% zwar zugunsten der Radiologie aus. Erklärte man jedoch uneindeutige Röntgenbefunde für positiv (was die Röntgensensitivität auf 71% erhöhte), lag die Sonografie mit 90% vs. 88% vorne. Ähnliches tat sich beim positiven Vorhersagewert: Zuerst war die Sonografie mit 91 % vs. 94% im Nachteil, ging nach erhöhter Sensitivität der Röntgenuntersuchung aber mit 91% vs. 86% in Führung. Auch den Vergleich des negativen prädiktiven Werts entschied die Sonografie mit 96% vs. 74% für sich. Der Unterschied in den Sensitivitätswerten war statistisch hochsignifikant. Zehn von 23 herzinsuffizienten Patienten mit Lungenödem hatten einen negativen Röntgenbefund; bei neun von ihnen fiel die Sonografie positiv aus. Ein Herunterbrechen der Fragestellung auf Subgruppen wie beispielsweise die Patienten mit Herzinsuffizienz war aufgrund deren geringer Zahl nicht möglich. Dennoch glauben Wooten und Kollegen, ihre Ergebnisse könnten herzinsuffizienten Patienten zu genaueren Diagnosen und besserer Versorgung verhelfen. Weitere Forschung soll erhellen, was der Lungenultraschall am Krankenbett zur Abklärung von Dyspnoe im Allgemeinen beitragen kann. Das Wichtigste in Kürze Frage: Was kann die Lungensonografie in der Diagnostik des Lungenödems leisten? Antwort: Die Sonografie der Lunge erzielt dank spezifischer Artefakte bessere Ergebnisse in der Lungenödemdiagnostik als traditionelle Röntgenaufnahmen des Thorax. Bedeutung: Lungenödeme werden durch den Einsatz der Sonografie am Krankenbett sicherer erkannt, es bietet sich daher an, Ärzte vermehrt in der Methode zu schulen. Einschränkung: Bedingt durch geringe Patientenzahlen war es nicht möglich, den Wert der Lungensonografie in Subgruppen, etwa für Patienten mit Herzinsuffizienz, zu ermitteln.

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