Erschienen in:
01.04.2009 | Kasuistiken
Lupus vulgaris als destruierender Nasen- und Gesichtstumor
verfasst von:
Dr. D. Haller, C. Reisser
Erschienen in:
HNO
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Ausgabe 4/2009
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Zusammenfassung
Der Lupus vulgaris stellt die häufigste kutane Tuberkulosemanifestation dar, ist jedoch in Europa auf Einzelfälle beschränkt. Es handelt sich meist um die Folge einer endogenen Reinfektion auf lymphogenem, seltener hämatogenem Weg bei immunkompetenten Patienten, es wurden jedoch auch vereinzelte Fälle einer exogenen Infektion beschrieben. Er entsteht in mehr als 50% bei Patienten, die gleichzeitig an einer anderen Tuberkuloseform leiden. Eine seltene Komplikation stellt die Entwicklung eines Plattenepithelkarzinoms im Lupus vulgaris dar, weshalb der Lupus vulgaris als fakultative Präkanzerose gilt.
Eine 68-jährige Patientin serbokroatischer Abstammung stellte sich wegen eines ausgedehnten ulzerierenden Nasen- und Gesichtstumors in der HNO-Ambulanz vor. Anamnestisch war ein Plattenepithelkarzinom der Nase 3 Jahre zuvor alio loco exzidiert worden. Im HNO-Status fanden sich neben den tumorösen Hautveränderungen der Nase vergrößerte Lymphome beidseits zervikal. Staging-Untersuchungen ergaben den Verdacht auf Lungenmetastasen. Biopsien aus dem Tumor zeigten histologisch eine nekrotisierende, granulomatöse Entzündung. Mittels Ziehl-Neelsen-Färbung konnten keine säurefesten Stäbchen nachgewiesen werden. Erst der Nachweis von DNA des Mycobacterium tuberculosis in der PCR („polymerase chain reaction“) sowie das Wachstum von Mycobacterium tuberculosis in der Löwenstein-Kultur (Nasenbiopsat sowie Bronchialsekret) bestätigten die tuberkulöse Genese des ulzerierenden Nasentumors – des Lupus vulgaris – als endogene Reinfektion einer pulmonalen Tuberkulose. Unter tuberkulostatischer Therapie heilte der ausgedehnte Nasen- und Gesichtstumor bereits in 3 Monaten größtenteils narbig ab, auch die pulmonalen Veränderungen hatten sich in diesem Zeitraum deutlich zurückgebildet.