05.04.2024 | Lupusnephritis | Schwerpunkt: Nierenpathologie
Die Komplementkaskade in der Nierenpathologie
verfasst von:
Dr. E. Vonbrunn, Prof. Dr. C. Daniel
Erschienen in:
Die Pathologie
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Ausgabe 4/2024
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Zusammenfassung
Die Komplementkaskade umfasst eine Vielzahl von löslichen und gebundenen Proteinen und ist ein wichtiger Bestandteil des angeborenen Immunsystems. Wenn die Kaskade durch einen der drei Aktivierungswege angestoßen wird, produziert das Komplementsystem rasch große Mengen von Proteinfragmenten, die potente Mediatoren entzündlicher, vasoaktiver und metabolischer Reaktionen sind. Alle Aktivierungswege münden in die terminale Komplementkaskade mit der Bildung des Membranangriffskomplexes, der durch Formung von Membranporen die Zellen lysiert. Obwohl das Komplementsystem für die Abwehr von Pathogenen und die Homöostase essentiell ist, kann eine übermäßige oder unkontrollierte Aktivierung auch zu Gewebeschäden führen. Neueste Forschungsergebnisse zeigen, dass das Komplementsystem bei nahezu allen Nierenerkrankungen aktiviert wird, auch wenn diese traditionell nicht als immunvermittelt gelten. Bei direkt Komplement-vermittelten Nierenerkrankungen sind Komplementfaktoren oder -regulatoren fehlerhaft, funktionslos oder werden durch Antikörper inaktiviert. Bei vielen anderen Nierenerkrankungen wird das Komplementsystem erst sekundär als Folge des Nierenschadens aktiviert und ist somit ebenfalls an der Pathogenese der Erkrankungen beteiligt, aber nicht deren Auslöser. Der Nachweis von Komplementablagerungen wird auch zur Diagnose von Nierenerkrankungen herangezogen. In diesem Übersichtsartikel wird der Aufbau des Komplementsystems und die Auswirkungen einer Dysregulation dieses Systems als Ursache und Modulator von Nierenerkrankungen beschrieben.