Gestensteuerung vereinfacht MRT-gesteuerte Interventionen

Fünf Finger: Start. Vier Finger: Kippen. Drei Finger: Schieben. Mit wenigen Gesten können Radiologen in Jena eine komplette MRT-Röhre steuern – und gleichzeitig Interventionen durchführen. MRT-gesteuerte Interventionen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Kein Wunder, denn sie haben gegenüber CT-gesteuerten Eingriffen oder Eingriffen unter Durchleuchtung einige Vorteile: Sie ersparen sowohl dem Patienten als auch dem Operateur die Strahlenexposition. Und je nach Lokalisation erlauben sie dank hohem Weichteilkontrast der Magnetresonanztomographie auch ein präziseres Vorgehen. Nanu? Kein Geschrei mehr im MRT-Trakt? MRT-gesteuerte Eingriffe sind aber auch umständlich, was damit zusammenhängt, dass die Röhre und der Arbeitsplatz, von dem aus die Röhre gesteuert wird, räumlich getrennt sind. Die Steuerung des MRT geschieht deswegen bisher typischerweise auf Zuruf quer durch den Raum. Fußschalter gibt es, aber sie haben oft einen zu geringen Funktionsumfang. Und eine MRT-kompatible Maus zu bedienen ist mühsam, wenn gleichzeitig operiert werden soll. IT-Experten um Andreas Heinrich von der Radiologie des Universitätsklinikums Jena haben sich dieser Problematik jetzt angenommen und eine Gestensteuerung für MRT-Geräte entwickelt. Sie erlaubt es dem operierenden Radiologen, mit Hilfe von Handbewegungen bzw. Fingerzeigen die wichtigsten Funktionen der Röhre zu bedienen, ohne ständig nach seiner MTRA rufen zu müssen. Werden fünf Finger nach oben gehalten, wird die Steuerung aktiviert. Drei Finger verschieben das aktive Field-of-View. Vier Finger kippen es um 90 Grad und so weiter. Ganz einfach war die Sache technisch nicht. Die Experten aus Jena arbeiten mit einem Segmentationsbrett, vor das der Arzt seine Hand halten muss, sonst funktioniert es nicht. Nötig sind außerdem zwei iPads sowie eine Kamera. Die iPads seien MRT-kompatibel, solange sie nicht zu nah an die Röhre gebracht werden, so Heinrich. Kommt man zu nah ran, schaltet das iPad sich aus, das Smart Cover lässt grüßen. Die Software selbst ist eine Eigenentwicklung und wurde in C++ programmiert. Der Vorteil dieser Lösung sei, dass sie unabhängig von der eingesetzten MRT-Technologie ist, betonte Heinrich. Sie funktioniere mit Geräten aller Hersteller. Zustimmung zur Gestensteuerung bei den ersten Probanden Auch die Nutzer kommen damit klar. Bisher wurde das System mit vier Probanden getestet, die unter anderem das System aktivieren, das Field-of-View verschieben, die Messung starten und dann durch die Bilder blättern mussten. Das dauerte je nach Geschicklichkeit zwischen knapp 9 und gut 21 Sekunden. „Insgesamt konnten wir damit zeigen, dass die Gestensteuerung eines MRT möglich ist“, so Heinrich beim Röntgenkongress. Die Steuerung sei einfach und intuitiv, sie könne potenziell Interventionszeiten verkürzen und vermeide Missverständnisse zwischen operierendem Radiologen und seiner MTRA hinter der Glasscheibe. Im Vergleich zu anderen Steuerungstechniken sieht Heinrich zudem hygienische Vorteile, da der Operateur nichts berühren muss. Natürlich ist das System in Jena bisher nur ein Prototyp. So würde es Sinn machen, die iPads durch wirklich MRT-kompatible Monitore zu ersetzen, die dann nah an der Röhre platziert werden könnten, was die Gestensteuerung komfortabler machen würde. Bei einer optimalen Ausleuchtung des Raums sei es zudem denkbar, auf das Segmentationsbrett ganz zu verzichten, weil dann keine störenden Schatten mehr aufträten. „All das sind Dinge, die durch Geld prinzipiell lösbar sind“, so Heinrich.

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