Gadolinium wird in Hirngewebe gespeichert

Offenbar reichert sich Gadolinium in einigen Hirnarealen an, etwa im Thalamus. Das stellten US-Forscher bei Autopsien fest. Gadolinium-haltige Kontrastmittel gelten - besonders im Vergleich zu jodhaltigen KM - immer noch als sicher und gut verträglich. Auch nachdem seit etwa zehn Jahren bekannt ist, dass es bei Patienten im Niereninsuffizienz mit einer geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) von <30 ml/min/1,73 m2 nach i.v.-Applikation von Gadolinium-haltigen KM Fälle von nephrogener systemischer Fibrose (NSF)* gegeben hat. Aus diesem Grund raten Experten dazu, die Indikation zu Kontrastmittel-verstärkter MRT bei Nierenfunktionsstörungen sehr sorgfältig zu stellen und nur die kleinste erforderliche KM-Menge zu nehmen, auch unter Berücksichtigung des jeweiligen NSF-Inzidenz eines Kontrastmittels (ESUR Guidelines on Contrast Media). Und dann fiel Radiologen immer wieder eine Verstärkung der Signale in T1-gewichtigen Hirnscans in einigen Hirnregionen wie Thalamus, Pons oder Pallidum auf, und zwar bei Patienten mit normaler Nierenfunktion und wiederholten Gadolinium-KM-Applikationen. Dem wollten Kollegen um Dr. Robert McDonald von der Mayo Clinic in Rochester auf den Grund gehen. Dazu untersuchten sie zunächst post mortem die Gehirne von 23 Studienpatienten mit axialen T1-gewichtete MRT-Scans. Von diesen hatten 13 Patienten in den Jahren 200 bis 2012 mindestens vier Gadolinium-KM-Applikationen erhalten (Kontrastmittel-Gruppe); die anderen zehn Patienten ohne Gadolinium-Exposition in der dieser Zeit dienten als Kontrollgruppe. Die Patienten der KM-Gruppe waren im Median 51 Jahre alt, als sie starben; die Patienten der Kontrollgruppe im Median 83,5 Jahre. Von allen Patienten konnten die glomerulären Filtrationsraten geschätzt werden (eGFR), und zwar mittels des Serumkreatinin-Wertes, der 24 Stunden vor der MRT bestimmt worden war. Keiner der Patienten hatte auffällige Nierenfunktionsstörung. Nach den MRT-Scans untersuchten die Forscher jeweils Gewebe aus Pons, Pallidum, Nucleus dentatus und Thalamus der Patienten mittels Lichtmikroskopie, ICP-MS (inductively coupled plasma mass spectrometry) und Transmissions-Elektronenmikroskopie (TEM). Anschließend korrelierten sie die Befunde mit denen der MRT. Ergebnisse: Wie erwartet hatte keiner der zehn Kontroll-Patienten Gadolinium in den untersuchten Hirngeweben. Ebenso wenig gab es T1-Signalverstärkungen. In der KM-Gruppe dagegen wurden Gadolinium-Konzentrationen von 0,1 bis 58,8 Mikrogramm pro 1 Gramm Gewebe gefunden. Diese korrelierte mäßig bis stark mit den T1-Signalverstärkungen (p=0,08 bei Pallidum-Gewebe und p<0,0001 bei Nucleus dentatus-Gewebe). Die Gadolinium-Konzentrationen waren am größten im Nucleus dentatus (median 6,6 Mikrogramm), am geringsten im Pallidum (median 0,3 Mikrogramm). Außerdem fanden die Kollegen eine Korrelation zwischen der Menge des i.v.-verabreichten KM und der Gewebe-Konzentration. McDonald und Kollegen können zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, welche klinische Bedeutung diese Befunde haben. Zum einen handelt es sich um eine Untersuchung an nur einer Klinik, und die Studiengruppe ist klein. Aber sie halten es für wichtig, diese Befunde in weiteren Studien zu verifzieren. Und zu untersuchen, welche klinische Relevanz eine Gadolinium-Anreicherung hat. Nephrogene systemische Fibrose (NSF) Beginn: Vom Tag der Kontrastmittelgabe bis 2-3 Monate danach, manchmal auch erst Jahre später Erste Symptome (meist an den Beinen beginnend): Schmerzen, Juckreiz, Schwellung, Erythema Spätere Symptome: Verdickung der Haut und des subkutanen Gewebes mit holzartiger Maserung und harten Plaques; Fibrosierung innerer Organe, z.B. Muskulatur, Zwerchfell, Herz, Leber, Lungen Endstadium: Kontrakturen, Kachexie, Tod (bei einem Teil der Patienten) Quelle:ESUR Guidelines on Contrast Media, mit einer Liste gängiger Gadolinium-haltiger Kontrastmittel mit jeweiligem NSF-Index

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