Steigende Überlebenschancen für Glioblastom-Patienten

Der Vergleich epidemiologischer Daten aus den Jahren 1980 bis 1994 mit den Aufzeichnungen des Schweizer Krebsregisters der Jahre 2005 bis 2009 ergab für Patienten mit Glioblastomen deutlich verbesserte Überlebensraten. Schätzungen zufolge erkranken weltweit jährlich 3/100.000 Personen an einem Glioblastom. In einer populationsbasierten Analyse im Schweizer Kanton Zürich hatte sich für Patienten mit der Diagnose „Glioblastom“ zwischen 1980 und 1994 noch eine relativ düstere Prognose ergeben. In diesem Zeitraum war bei 715 Patienten im durchschnittlichen Alter von 61,3 Jahren ein solcher Gehirntumor festgestellt worden. Dorothee Gramatzki von der Universität Zürich und Kollegen haben nun untersucht, ob sich die Langzeitergebnisse mit den heute zur Verfügung stehenden Therapiestrategien verbessert haben. Grundlage ihrer Studie waren Daten des Krebsregisters Zürich und Zug von 264 Patienten in einem Durchschnittsalter von 59,5 Jahren mit Glioblastomdiagnosen in den Jahren 2005 bis 2009. Die Inzidenz in diesem Zeitraum lag bei 3,9/100.000 Personen/Jahr (vs. 3,7/100.000/Jahr in den Jahren 1980–1994). Günstigere Prognose nach Einführung von Temozolomid Deutliche Unterschiede zwischen den beiden Gruppen zeigten sich bei den Gesamtüberlebensraten: nach einem Jahr 46,4% in den Jahren 2005 bis 2009 vs. 17,7% zwischen 1980 und 1994; nach zwei Jahren: 14,4% vs. 3,3% und nach drei Jahren: 14,4% vs. 1,2%. Die durchschnittliche Gesamtüberlebenszeit erreichte 11,5 Monate (vs. 4,9 Monaten zwischen 1980 und 1994). Patienten, die nach dem chirurgischen Eingriff lediglich die bestmöglichen unterstützenden Maßnahmen erhielten, überlebten die Diagnose nur um durchschnittlich 1,9 Monate, bei nachfolgender alleiniger Radiotherapie um 6,2 Monate, bei einer Behandlung mit Temozolomid (TMZ) um 6,7 Monate und im Falle einer Kombination aus Radiotherapie und Zytostatikum um 17,0 Monate. Allerdings veränderten sich die Behandlungsmethoden innerhalb des jüngeren Untersuchungszeitraums. Während 2005 etwa 22,4% der Patienten nach der Operation keine weiteren Therapien erhielten, lag dieser Anteil im Jahr 2009 bei nur 9,6%. Gleichzeitig stieg die Zahl der Kombinationsbehandlungen von 44,9% auf 67,3% an. Im Vergleich dazu überlebten die Patienten aus den Jahren 1980 bis 1994 nach der alleinigen Operation 4,3 Monate, mit nachfolgender Radiotherapie 10,1 Monate, mit alleiniger Radiotherapie 4,1 Monate und mit ausschließlich supportiver Behandlung 1,9 Monate. Unabhängige Einflussfaktoren In der multivariaten Analyse ließen das Patientenalter, der Karnofsky-Leistungsstatus (KPS), das Ausmaß der Tumorresektion, die Art der First-line-Therapie und der Diagnosezeitpunkt einen unabhängigen Einfluss auf die Prognose erkennen. Außerdem zeigten sich Zusammenhänge mit molekularen Markern des Glioblastoms. So spielten die MGMT(Methylguanyl-Methyltransferase)-Promotor-Methylierung und die Mutation der Isozitratdehydrogenase (IDH1)R132H eine Rolle. War der MGMT-Promotor methyliert, d. h. in seiner Funktion eingeschränkt, lag das Gesamtüberleben bei durchschnittlich 13,4 Monaten, Patienten mit unmethyliertem MGMT-Promotor überlebten 11,5 Monate. Besonders trat dieser Vorteil bei Patienten hervor, die mit Radiotherapie und TMZ behandelt wurden. In einer Subgruppe von Patienten ohne prognostisch günstige IDH1-Mutation ergab sich eine durchschnittliche Überlebenszeit von 12,5 Monaten, wenn der MGMT-Promotor methyliert war und von 10,8 Monaten bei unmethyliertem Promotor. Fazit der Autoren Das Gesamtüberleben von Patienten mit zwischen 2005 und 2009 diagnostizierten Glioblastomen hat sich gegenüber der Prognose aus den Jahren 1980 bis 1994 deutlich verbessert. Gründe hierfür sehen Gramnatzki und Kollegen in verbesserten neurochirurgischen Methoden, insbesondere bei den mikrochirurgischen Techniken, einer verbesserten Planung der Radiotherapie und der damit verbundenen geringeren Neurotoxizität, der Einführung von TMZ bei im Jahr 2005 neu diagnostzierten Glioblastomen sowie einem standardisierten Follow-up mit mehr Augenmerk auf krankheitsspezifische Komplikationen. Während sich im Zeitraum bis 1994 nur 52,3% der Patienten einer operativen Therapie unterzogen hatten, waren es in der jüngeren Analyse 81%. Zudem erhielten die meisten Patienten TMZ als First-line-Therapie, während in der früheren Kohorte keiner der Patienten chemotherapeutisch behandelt worden war.

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