Melanom: Erfolg moderner Therapien trotz Hirnmetastasen

Melanompatienten im fortgeschrittenen Stadium mit Hirnmetastasen leben heute deutlich länger als in der ersten 2000er-Dekade, als moderne Immuntherapien etwa mit Checkpointhemmern noch nicht verfügbar waren. Hinweise dafür liefern die Ergebnisse einer US-Kohortenstudie. US-amerikanische, kanadische und niederländische Onkologen prüften in einer retrospektiven Kohortenstudien mit 610 von ursprünglich mehr als 1000 Patienten, die an einem Melanom im nicht resezierbaren AJCC-Stadium (American Joint Committee on Cancer) III/IV erkrankt waren, wie hoch das Risiko für Hirnmetasen war und wie lange die Patienten nach Beginn der systemischen Therapie noch lebten. Berücksichtigt wurden Patienten des Moffitt Cancer Center in Tampa im US-Staat Florida, bei denen im Zeitraum zwischen 2000 und 2012 die systemische Therapie begonnen worden war. Von der Chemo- bis zur immunonkologischen Behandlung Für die Studie wurde dieser Zeitraum in die Abschnitte 2000–2008, 2009–2010 und ab 2011 eingeteilt. In den Jahren 2009 und 2010 wurden in den USA Immuncheckpointhemmer und BRAF/MEK-gerichtete Therapien immer häufiger angewandt, im Jahr 2011 dann Ipilimumab und Vemurafenib zugelassen. Optionen der systemischen Therapie, die während des Studienzeitraums genutzt wurden, waren außer der Chemotherapie die Behandlung etwa mit Interleukin 2, Pembrolizumab und Nivolumab sowie mit BRAF- bzw. MEK-Hemmern. Dr. Sara Sloot vom Groningen University Medical Center und ihre Kollegen ermittelten in der Studie die Inzidenzen der Hirnmetasten und das Überleben der Patienten und verglichen es mit jenem bei Patienten im fortgeschrittenen Stadium ohne Hirnmetasen. Demnach lag die Gesamtinzidenz der zerebralen Metastasen bei 40%. Das deckt sich in etwa mit dem, was in früheren Studien herausgefunden worden war (44%). Die meisten Metastasen entstanden vor oder während der systemischen Therapie. Zwischen der ersten Melanomdiagnose und dem erstmaligen Nachweis von Hirnmetastasen lagen median 29,6 Monate (0–320,2 Monate). Patienten mit Metastasen lebten signifikant kürzer als Patienten ohne (25,9 versus 35,5 Monate). Nach drei Jahren lag die Gesamtüberlebensrate bei 40,2 versus 49,8%. Patienten mit Metastasen waren meist jünger Schließlich lebten die Patienten mit Metastasendiagnose im Jahr 2011 und später mit 22,7 Monaten signifikant länger als diejenigen mit Diagnosen im Zeitraum 2009–2010 (8,5 Monate) bzw. 2000–2008 (7,5 Monate). Entsprechend war das Sterberisiko in den beiden Zeiträumen im Vergleich zum Abschnitt ab 2011 bei Patienten mit Metastasendiagnose 2,8- bzw. 2,0-fach erhöht. Zum Vergleich: In einer 2011 veröffentlichten Studie wurde berichtet, dass die Gesamtüberlebensdauer nach der Diagnose von Hirnmetastasen bei Melanompatienten, die an einer klinischen Studie zwischen 1986 und 2004 teilgenommen hatten, median 4,7 Monate betrug (Cancer 2011; 117: 1687–1696). In der aktuellen Untersuchung betrug die Gesamtüberlebensdauer – gemessen ab dem Zeitpunkt der Metastasendiagnose – über die gesamte Studiengruppe 10,5 Monate. Aus den aktuellen Daten geht darüber hinaus hervor, dass diejenigen mit Hirnmetastasen signifikant jünger waren als Studienteilnehmer ohne (58 versus 62 Jahre; p ≤ 0,0001). In Bezug auf Geschlecht, BRAF-Status und Art der systemischen Therapie gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen Patienten mit und ohne Hirnmetastasen. Die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung neuer Hirnmetastasen war im Vergleich zur Situation unter einer Chemotherapie bei Behandlung mit einer der Immuntherapien nicht wesentlich verschieden.

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