Melanom: Vorteil durch Immuntherapie in der Erstlinie

Patienten mit fortgeschrittenem Melanom profitieren gleichermaßen von einer Erstlinienbehandlung mit einer Target-Therapie oder einer Immuntherapie im Vergleich zu anderen Strategien, etwa mit der Chemotherapie. Das lassen die Ergebnisse einer Netzwerkanalyse vermuten. Studien, in denen beim fortgeschrittenen Melanom mit BRAF-Mutationen ein direkter Vergleich zwischen den modernen Therapiestrategien vorgenommen worden ist, fehlen. Deshalb haben kanadische Epidemiologen und Onkologen um Tahira Devji von der McMaster University in Hamilton die Daten verfügbarer randomisierter kontrollierter Studien der Phasen 2 und 3 mithilfe unter anderem der Netzwerk-Metaanalyse ausgewertet. Diese Methode der statistischen Auswertung von Studiendaten macht Schätzungen von Effekten möglich und gewinnt zunehmend an Bedeutung. Für ihre systematische Analyse verwendeten die Wissenschaftler Informationen der Datenbanken MEDLINE und EMBASE sowie des zentralen Cochrane-Registers für kontrollierte Studien. Progressionsfreies und Gesamtüberleben im Blick Die jüngsten in der Analyse berücksichtigten Studien waren im April 2016 veröffentlicht worden. Mindestens eine von zwei Therapiestrategien musste Gegenstand der jeweiligen Untersuchung gewesen sein, um in die Analyse eingebunden werden zu können: eine Targettherapie mit BRAF/MEK-Hemmern oder eine Immuntherapie mit Checkpointhemmern gegen PD-1(programmed death 1)- oder CTLA-4-Rezeptoren (cytotoxic T-lymphocyte antigen 4). Die Wissenschaftler richteten ihr Augenmerk auf die Parameter progressionsfreies Überleben (PFS), Gesamtüberleben (OS) und objektive Ansprechrate (ORR) sowie auf die unerwünschten Wirkungen der jeweiligen Therapie. Für jeden Parameter berechneten Devji und ihre Kollegen zudem den Index-Wert SUCRA (surface under the cumulative ranking curve, 0 % bis 100 %). Niedrigste Werte sind ein Hinweis auf die schlechteste Therapie, höchste Werte auf die beste Therapie. Insgesamt 15 randomisierte kontrollierte Studien mit fast 6700 Patienten waren schließlich für die Netzwerk-Metaanalyse geeignet. In sechs Studien stand ausschließlich die BRAF-Mutation der Melanome im Blickpunkt, in fünf Studien nahmen sowohl Patienten mit als auch Patienten ohne BRAF-Mutation teil. Forscher nutzen SUCRA-Analyse zur Beurteilung Im Vergleich zu allen anderen Therapieoptionen – außer Behandlungen mit CTLA-4-Antikörper plus GM-CSF – war der Analyse zufolge die Gesamtüberlebensrate mit BRAF/MEK- oder Checkpointhemmern signifikant besser. Die Hazard Ratio (HR) beim Vergleich zwischen BRAF/MEK versus BRAF allein lag bei 0,69 (95 %-Konfidenzintervall zwischen 0,59 und 0,82) zuungunsten von BRAF; Patienten unter BRAF/MEK hatten demnach eine um 31 % höhere Überlebensrate. Beim Vergleich PD-1-Hemmung versus CTLA-4-Hemmung errechneten die Wissenschaftler eine HR von 0,58 (95 %-Konfidenzintervall zwischen 0,47 und 0,71). Die Überlebenswahrscheinlichkeit lag hier für die PD-1-Inhibition um 42 % höher als in der Vergleichsgruppe. Der Nutzen der beiden Therapiestrategien spiegelt sich auch im SUCRA-Wert wider: Mit 92 % (BRAF/MEK-Kombination) bzw. 90 % (PD-1) war mit ihnen die höchste Wahrscheinlichkeit für ein Überleben verknüpft. Auch bei Betrachtung des Parameters PFS wurden mit den meisten neuen Hemmstoffen die besten SUCRA-Ergebnisse ermittelt, nämlich mit BRAF/MEK-Hemmern (100 %), PD-1/CTLA-4-Hemmern (87 %) und BRAF-Hemmern (78 %). Als schlechteste Therapieoption entpuppten sich MEK-Hemmer (7 %). Mit BRAF/MEK-Hemmern lassen sich schließlich die besten ORR erzielen (SUCRA: 100 %), gefolgt von BRAF-Hemmern (87 %) und PD-1/CTLA-4-Hemmern (75 %). Darüber hinaus schließen die Wissenschaftler aus der SUCRA-Analyse, dass das Risiko für Nebenwirkungen bei einer Chemotherapie und bei einer Behandlung mit PD-1-Hemmern am geringsten ist (93 %).

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