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06.04.2018 | Mammakarzinom | Nachrichten

Screening bei Hochrisikopatientinnen

Jedes dritte Mammakarzinom im MRT übersehen

verfasst von: Dr. Christine Starostzik

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Bei 31% der Brustkrebspatientinnen wäre die Erkrankung auf einem früheren MRT sichtbar gewesen. Bei weiteren 34% gab es erste Anhaltspunkte. Doch die Befunde wurden als unauffällig beurteilt. Dies zeigt die erneute Überprüfung von MRT-Bildern im Rahmen einer niederländischen Studie. Selbst jedes dritte Intervall- oder inzidentelle Karzinom hätte bei korrekter Befundung früher erkannt werden können.

Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.

Das MRT gilt derzeit als sensitivste bildgebende Methode zur frühen Entdeckung des Mammakarzinoms. In Deutschland wird im Rahmen eines intensivierten Früherkennungskonzepts bei Patientinnen mit hohem familiären Risiko ab dem 25. Lebensjahr oder fünf Jahre vor dem frühesten Erkrankungsalter in der Familie u. a. alle zwölf Monate eine MRT-Untersuchung der Brust durchgeführt.

Suzan Vreemann vom Radbound University Medical Center in Nijmegen und Kollegen haben nun untersucht, wie häufig bei  Frauen innerhalb eines Hochrisiko-Screening-Programms in den Niederlanden Mammakarzinome diagnostiziert wurden, die im vorausgegangenen MRT nicht aufgefallen waren. Gleichzeitig versuchten die Radiologen Ursachen hierfür herauszufinden.

Am Radboud University Medical Center wurden bei allen Frauen mit einem Lebenszeitrisiko von mindestens 20%  für ein Mammakarzinom jährlich eine Mammografie sowie ein kontrastmittelunterstütztes MRT durchgeführt. In der Zeit zwischen Januar 2003 und 2014 belief sich die Zahl der Screening-MRTs bei insgesamt 2773 Frauen auf 9571 und die der Mammografien auf 6553.

Übersehen, falsch beurteilt …

Von 131 Frauen, bei denen ein Brusttumor festgestellt wurde (76 per MRT, 13 per Mammografie, 16 Intervallkarzinome und 26 inzidentelle Karzinome), wurden die durchschnittlich 9,5 Monate zuvor als unauffällig beurteilten MRT-Aufnahmen erneut befundet. Im Rahmen der Reevaluierung fanden die erfahrenen Radiologen bei 34% der früheren MRT-Bilder keine Anhaltspunkte für einen Tumor. Bei weitern 34% ergaben sich Minimalzeichen (49% BI-RADS-2;  51% BI-RADS-3) und bei 31% waren sichtbare Läsionen erkennbar (5% BI-RADS-3, 85% BI-RADS-4, 10% BI-RADS-5). In der nachträglichen Beurteilung wurden 49% der zuvor als negativ bewerteten MRT-Aufnahmen als BI-RADS-3 oder höher eingestuft. Sogar 31% der Intervallkarzinome waren auf dem zuvor als unauffällig bewerteten MRT-Bild erkennbar gewesen und wurden vom Zweitgutachter als BI-RADS-4 oder 5 eingestuft.

Einflussfaktoren: Alter, BRCA-Status, Bildqualität

In der Studie von Vreemann und Kollegen wurde die Wahrscheinlichkeit für einen falsch negativen MRT-Befund durch Faktoren wie Patientenalter, Screening-Grund (BRCA positiv oder BRCA negativ) sowie die Bildqualität beeinflusst. Frauen mit BRCA-Mutationen, so Vreemann et al. würden wegen Läsionen einbestellt, die bei Frauen ohne diese Mutation einfach ignoriert würden. Die Folge: Bei BRCA-positiven Patientinnen wurden Hinweise auf einen Tumor in dem der Krebsdiagnose vorangegangenen MRT deutlich seltener übersehen als bei BRCA-negativen Frauen (19% vs. 46%). Auch eine ausgezeichnete Bildqualität zahle sich aus, so die Autoren. Gegenüber einer mittelmäßigen oder schlechten Aufnahme war die Gefahr, sichtbare Läsionen oder Minimalzeichen zu übersehen bzw. falsch zu interpretieren, bei perfektem Bildmaterial signifikant niedriger.

Angesichts dessen, dass nahezu jeder dritte Brustkrebs als sichtbare Läsion auf einer früheren, als negativ bewerteten MRT-Aufnahme hätte entdeckt werden können, so Vreemann und Kollegen, sei es unbedingt nötig, Methoden zu etablieren, mit denen Fehler bei der Bildauswertung reduziert würden. Die regelmäßige Überprüfung der klinischen Methoden könne ein erster Schritt sein. Zudem sei die Doppelbefundung der MRT-Aufnahmen sinnvoll, es müssten aber auch weitere Studien zur Zuverlässigkeit der diagnostischen Verfahren durchgeführt werden.

Das Wichtigste in Kürze

Frage: Wie häufig wird ein Mammakarzinom innerhalb eines Screening-Programms für Hochrisikopatientinnen im MRT nicht entdeckt?

Antwort: Ein knappes Drittel der diagnostizierten Tumoren war im vorausgegangenen MRT bereits erkennbar gewesen, wurde aber übersehen.

Bedeutung: Regelmäßige Überprüfungen sowie die Doppelbefundung beim MRT-Screening der Brust müssen gewährleistet sein.

Einschränkung: Es handelt sich um eine Single-Center-Studie, basierend auf einer retrospektiven Analyse.

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