Endokrinbasierte Kombinationstherapie mit Ribociclib verlängert Gesamtüberleben

Auf dem diesjährigen Kongress der Europäischen Gesellschaft für Medizinische Onkologie (ESMO) wurden aktuelle Daten zum Gesamtüberleben (OS) der Studie MONALEESA-2 präsentiert. Die Ergebnisse zeigten für postmenopausale Patientinnen mit fortgeschrittenem metastasiertem HR (Hormonrezeptor)-positivem (HR+) und HER2 (human epidermal growth factor receptor 2)-negativem (HER2-) Mammakarzinom in der Erstlinientherapie einen deutlichen Vorteil im OS unter Ribociclib und Letrozol versus Placebo plus Letrozol. Ergebnisse der Studien MONALEESA-3 und -7 bestätigen diese Ergebnisse bei postmenopausalen sowie prämenopausalen Frauen im Vergleich zu weiteren endokrinen Therapien. Der CDK4/6 (cyclin dependent kinase 4/6)-Inhibitor Ribociclib (Kisqali®) wird zur Behandlung von Frauen mit einem HR+/HER2- lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Mammakarzinom in Kombination mit einem Aromatasehemmer oder Fulvestrant als initiale endokrin-basierte Therapie oder bei Frauen mit vorangegangener endokriner Therapie angewendet [1]. Bei prä- oder perimenopausalen Frauen sollte die endokrine Therapie mit einem LHRH (Luteinisierendes-Hormon-Releasing-Hormon)-Agonisten kombiniert werden [1]. Finale OS-Ergebnisse für Ribociclib plus Letrozol In der Phase-III-Studie MONALEESA-2 wurde Ribociclib in Kombination mit Letrozol in der Erstlinientherapie bei postmenopausalen Patientinnen mit fortgeschrittenem Mammakarzinom (HR+/HER2-) untersucht [2]. 668 Patientinnen erhielten randomisiert Ribociclib plus Letrozol oder Placebo plus Letrozol. Nach einem medianen Follow-up von 15,3 Monaten wurde unter Ribociclib und Letrozol ein signifikant längeres progressionsfreies Überleben (PFS) beobachtet als unter Placebo und Letrozol (Hazard Ratio [HR] 0,56; 95%-Konfidenz-intervall [95%-KI] 0,43–0,72; p=3,29×10-6 für Überlegenheit); der primäre Endpunkt der Studie wurde damit erreicht [2]. Abb. 1 Studie MONALEESA-2: Gesamtüberleben unter Ribociclib versus Placebo, jeweils plus Letrozol (modifiziert nach [3]) Springer Medizin Verlag GmbH × Eine aktuelle Auswertung vom ESMO 2021 zeigte zudem nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 6,5 Jahren im Vergleich zu Letrozol in Kombination mit Placebo einen Vorteil im OS [3]: Unter Ribociclib und Letrozol lag es bei 63,9 Monaten, verglichen mit 51,4 Monaten unter Letrozol (HR 0,76; 95%-KI 0,63–0,93; p=0,004) (Abb. 1). Während des Studienverlaufs wurde der Unterschied zwischen den beiden Medikationen größer: Nach 4 Jahren lebten noch 60,9% versus 55,2% der Patientinnen (Δ5,7%), nach 5 Jahren 52,3% versus 43,9% (Δ8,4%) und nach 6 Jahren 44,2% versus 32,0% (Δ12,2%) (Abb. 2). Abb. 2 Studie MONALEESA-2: Gesamtüberlebenszugewinn durch Ribociclib im Therapieverlauf (modifiziert nach [3]) Springer Medizin Verlag GmbH × Die Zeit bis zur ersten Chemotherapie konnte durch Ribociclib um nahezu ein Jahr verlängert werden (50,6 Monate versus 38,9 Monate; HR 0,74; 95%-KI 0,61–0,91) (Abb. 3). Über 80 Monate Nachbeobachtungszeit wurden keine neuen Sicherheitssignale identifiziert. Abb. 3 Studie MONALEESA-2: Zeit bis zur ersten nachfolgenden Chemotherapie (modifiziert nach [3]) Springer Medizin Verlag GmbH × Verlängertes OS mit Ribociclib plus Fulvestrant Auch für die Kombination von Ribociclib mit Fulvestrant konnte eine Verbesserung des OS gezeigt werden: In der Phase-III-Studie MONALEESA-3 wurde Ribociclib plus Fulvestrant versus Placebo plus Fulvestrant bei postmenopausalen Patientinnen mit HR+/HER2- Mammakarzinom, die zuvor keine oder höchstens eine endokrine Therapie erhalten hatten, untersucht [4]. Beim diesjährigen Jahrestreffen der American Society of Clinical Oncology (ASCO) wurden aktualisierte OS-Daten mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von 56,3 Monaten präsentiert [5]. Der bereits in einer finalen-OS-Analyse gezeigte Vorteil bezüglich des OS durch die zusätzliche Ribociclib-Gabe wurde mit der aktuellen Auswertung bestätigt (HR 0,73; 95%-KI 0,59–0,90). Nach 4 Jahren waren 53,6% der Patientinnen im Ribociclib-Arm versus 44,5% im Placebo-Arm am Leben, nach 5 Jahren waren es 46,0% versus 31,1%. Das mediane OS betrug 53,7 Monate unter Ribociclib plus Fulvestrant versus 41,5 Monate unter Placebo plus Fulvestrant. Patientinnen, die im Erstlinien-Setting (definiert als Krankheitsrückfall mehr als 12 Monate nach Beendigung der [neo]adjuvanten endokrinen Therapie oder de novo frühes Mammakarzinom) behandelt wurden, profitierten mit einer 36%igen Reduktion des Mortalitätsrisikos von Ribociclib plus Fulvestrant im Vergleich zur Kontrolltherapie (HR 0,64; 95%-KI 0,46–0,88) [5]. Auch bei Patientinnen unter Zweitlinienbehandlung oder nach frühem Rückfall (≤12 Monate nach [neo]adjuvanter komplettierter endokriner Therapie) wurde unter der kombinierten Therapie ein signifikant längeres OS beobachtet. Das mediane OS betrug für diese Patientinnengruppe 39,7 Monate versus 33,7 Monate (HR 0,78; 95%-KI 0,59–1,04). Ein längeres OS bei zusätzlicher Ribociclib-Gabe wurde sowohl bei Patientinnen, die sensitiv, als auch bei jenen, die resistent gegenüber der endokrinen Therapie waren, erfasst. Die Zeit ab Randomisierung bis zur Folgetherapie nach Studienmedikation war im Median um fast 20 Monate länger (28,8 Monate versus 48,1 Monate; HR 0,70; 95%-KI 0,57–0,88). Das chemotherapiefreie Überleben war im Median um nahezu 10 Monate länger (22,4 Monate versus 32,3 Monate; HR 0,69; 95%-KI 0,57–0,83). MONALEESA-7: OS unter Ribociclib fast 5 Jahre In der MONALEESA-7-Studie wurde die Kombinationstherapie mit Ribociclib und endokriner Therapie aus Goserelin sowie entweder einem Aromatasehemmer oder Tamoxifen1 als initiale Therapie (eine Chemotherapie war im Vorfeld erlaubt und 14% der Patientinnen hatten diese erhalten) mit einer alleinigen endokrinen Therapie bei prä- oder perimenopausalen Frauen mit HR+/HER2- metastasiertem Mammakarzinom verglichen [6]. Ergebnisse nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 53,3 Monaten zeigten auch hier bei zusätzlicher Gabe von Ribociclib mit 58,7 Monaten ein längeres medianes OS als unter endokriner Therapie mit 48,0 Monaten (HR 0,76; 95%-KI 0,61–0,96) [7]. In der Subgruppe der Patientinnen unter Behandlung mit Ribociclib plus einem Aromatasehemmer war der Vorteil bezüglich des OS ähnlich, mit im Median 58,7 Monaten versus 47,7 Monaten (HR 0,80; 95%-KI 0,62–0,80). Die Dauer bis zum Einsatz der ersten Chemotherapie wurde durch Ribociclib um median 50,9 Monate verlängert (HR 0,69; 95%-KI 0,56–0,87). Lebensqualität ist assoziiert mit OS Aktuelle Daten der beiden Studien MONALEESA-3 und MONALEESA-7 weisen auf einen Zusammenhang zwischen der Länge des OS und der mittels EORTC QLQ-C30 (European Organisation for Research and Treatment of Cancer–Quality of Life Questionnaire–C30) erfassten Lebensqualität hin [8]. Die beim ESMO-Kongress 2021 veröffentlichte Auswertung zeigte in beiden Studien bei Patientinnen mit längerem Überleben häufiger eine verbesserte bzw. erhaltene Lebensqualität als bei Patientinnen mit kürzerem Überleben. OS-Vorteil auch bei Dosisreduktion In MONALEESA-3 und -7 wurden rund 40% der Patientinnen nach dem Auftreten von Nebenwirkungen mit einer reduzierten Ribociclib-Dosis weiterbehandelt. Eine vergleichende Auswertung zeigte, dass das OS weder in MONALEESA-3 noch -7 in der Gruppe von Patientinnen mit Dosisreduktion gegenüber Patientinnen ohne Dosisreduktion verschlechtert war (HR 0,88; 95%-KI 0,64–1,21 in MONALEESA-3 und HR 0,79; 95%-KI 0,46–1,36 in MONALEESA-7) [9]. Fazit für die Praxis Mittlerweile konnte für Ribociclib in Kombination mit drei etablierten endokrinen Therapien eine Verlängerung des medianen OS im Vergleich mit der alleinigen endokrinen Behandlung placebokontrolliert und randomisiert in Phase-III-Studien nachgewiesen werden: MONALEESA-2: medianes OS unter Ribociclib in der Erstlinientherapie zusätzlich zu Letrozol bei postmenopausalen Frauen um mehr als ein Jahr länger (63,9 Monate) [3]. MONALEESA-3: medianes OS unter Ribociclib zusätzlich zu Fulvestrant bei postmenopausalen Frauen um mehr als ein Jahr länger (53,7 Monate) [5]. MONALEESA-7: medianes OS unter Ribociclib zusätzlich zu Goserelin und einem Aromatasehemmer bei prä- oder perimenopausalen Frauen um 11 Monate länger (58,7 Monate) [7]. 1Ribociclib ist gemäß Fachinformation nicht für die Kombination mit Tamoxifen zugelassen [1]. Literatur Fachinformation Kisqali®, Stand: Mai 2021 Hortobagyi GN et al., N Engl J Med 2016, 375:1738–1748 Hortobagyi GN et al., Ann Oncol 2021, 32 (Suppl_5):LBA17 Slamon DJ et al., J Clin Oncol 2018, 36:2465–2472 Slamon DJ et al., J Clin Oncol 2021, 39 (Suppl):#1001 Tripathy D et al., Lancet Oncol 2018, 19:904–915 Tripathy D et al., Cancer Res 2021, 81 (Suppl):#PD2–04 Fasching PA et al., Ann Oncol 2021, 32 (Suppl_5):#233P und Poster De Laurentiis M et al., Ann Oncol 2020, 31 (Suppl_4):#331P und Poster Impressum „Fortgeschrittenes HR+/HER2- Mammakarzinom – Endokrinbasierte Kombinationstherapie mit Ribociclib verlängert Gesamtüberleben“ Literaturarbeit Bericht: Dr. Ine Schmale, Westerburg Artikel gedruckt in: Der Onkologe, Band 27, Heft 12, Dezember 2021 Mit freundlicher Unterstützung der Novartis Pharma GmbH, Nürnberg Corporate Publishing (verantwortl. i. S. v. § 55 Abs. 2 RStV): Ulrike Hafner, Tiergartenstraße 17, 69121 Heidelberg Redaktion: Dr. Katharina Finis Springer Medizin Verlag GmbH Heidelberger Platz 3 14197 Berlin Tel: 0800 7780 777 (kostenfrei) | +49 (0) 30 827 875 566 Fax: +49 (0) 30 827 875 570 E-Mail: kundenservice@springermedizin.de Die Springer Medizin Verlag GmbH ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Nature Geschäftsführer: Joachim Krieger, Fabian Kaufmann Handelsregister Amtsgericht Berlin-Charlottenburg HRB 167094 B Umsatzsteueridentifikationsnummer: DE 230026696 © Springer Medizin Verlag GmbH Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen. Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden. PDF: Fortgeschrittenes HR+/HER2- Mammakarzinom - Endokrinbasierte Kombinationstherapie mit Ribociclib verlängert Gesamtüberleben

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