Skip to main content
Erschienen in: Ethik in der Medizin 4/2016

04.11.2016 | Aktuelles

„Man kann sich das heute nicht mehr vorstellen, wie die Psychiatrie damals ausgeschaut hat“

Heinz Häfner, der Initiator der Psychiatrie-Reform in Deutschland, im Gespräch

verfasst von: Dr. med. Katrin Radenbach, Prof. Dr. med. Claudia Wiesemann

Erschienen in: Ethik in der Medizin | Ausgabe 4/2016

Einloggen, um Zugang zu erhalten

Auszug

1965 veröffentlichte der junge Psychiater Heinz Häfner den Appell: „Dringliche Reformen in der psychiatrischen Krankenversorgung der Bundesrepublik“ 1 , in dem er die menschenunwürdige Situation der Patienten in den deutschen psychiatrischen Anstalten anprangerte. Prof. Dr. med. Dr. phil. Heinz Häfner (geb. 1926) wurde zu einem Wegbereiter der Sozialpsychiatrie in Deutschland und gründete 1975 das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, dessen Direktor er bis 1994 war. Seinen Anstrengungen ist es ganz wesentlich zu verdanken, dass der Bundestag 1971 auf Antrag des Abgeordneten Walter Picard einstimmig beschloss, die Bundesregierung aufzufordern, eine Enquête-Kommission zu berufen. Diese sollte den Stand der Versorgung psychisch Kranker in der BRD untersuchen und Empfehlungen für eine Reform vorlegen. Prof. Häfner hatte den stellvertretenden Vorsitz dieser Kommission, die dieser Aufgabe in den folgenden Jahren nachkam. In diesem Jahr wurde Heinz Häfner 90 Jahre alt.
Fußnoten
1
Häfner H (1965) Dringliche Reformen in der psychiatrischen Krankenversorgung der Bundesrepublik. Helfen und Heilen 4:1–8.
 
2
Prof. Dr. Walter Ritter von Baeyer (1904–1978), Arzt, Habilitation in Erlangen, 1955–1972 Lehrstuhlinhaber für Psychiatrie der Universitätsklinik Heidelberg und Direktor der Psychiatrisch-Neurologischen Klinik Heidelberg.
 
3
Prof. Dr. Caspar Kulenkampff (1921–2002), Arzt, Habilitation in Frankfurt/Main, 1960–1966 leitender Oberarzt an der Psychiatrischen Klinik der Universität Frankfurt/Main, 1966–1971 Lehrstuhlinhaber für Psychiatrie an der Universität Düsseldorf und ärztliche Leitung des Psychiatrischen Großkrankenhauses Düsseldorf-Grafenberg, Vorsitzender der Sachverständigenkommission zum „Bericht über die Lage der Psychiatrie in Deutschland“ (sog. Enquête-Kommission).
 
4
Prof. Dr. Karl Peter Kisker (1926–1997), Arzt, Habilitation in Heidelberg, 1966–1991 Lehrstuhlinhaber für Psychiatrie an der Medizinischen Hochschule Hannover.
 
5
Dr. Rainer Flöhl (1938–2016), Chemiker, 1964–2003 Wissenschaftsjournalist bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ).
 
6
Dr. Emma Sophie Elisabeth Schwarzhaupt (1901–1986), Juristin, 1961–1966 Bundesministerin für Gesundheit.
 
7
Walter Picard (1923–2000), Lehrer, 1965–1983 Mitglied des Deutschen Bundestages, 1971 Gründer und 1971–1992 Leiter der Aktion Psychisch Kranke e. V. (APK).
 
8
Mannheimer Kreis: Zusammenschluss von Vertretern der sozialpsychiatrischen Bewegung im Jahr 1970, Vorläufer der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie e. V. (DGSP).
 
9
Aktion Psychisch Kranke e. V. (APK): gemeinnütziger Verein, Interessenvertretung von Menschen mit psychischen Erkrankungen, gegründet 1971.
 
10
Prof. Dr. Rudolf Degkwitz (1920–1990), Arzt, Habilitation 1959, 1960–1987 Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik Freiburg.
 
11
Prof. Michael Shepherd, MD (1923–1995), Arzt, 1967–1988 Professur für psychiatrische Epidemiologie, Institute of Psychiatry, London.
 
12
von Baeyer W, Häfner H, Kisker HP (1964) Psychiatrie der Verfolgten: Psychopathologische und gutachtliche Erfahrungen an den Opfern der Nationalsozialistischen Verfolgung und vergleichbarer Extrembelastungen. Springer Verlag, Berlin Göttingen Heidelberg.
 
13
Böker W, Häfner H (1971) Gewalttaten Geistesgestörter – Eine psychiatrisch-epidemiologische Untersuchung in der Bundesrepublik Deutschland. Springer Verlag, Berlin Heidelberg.
 
Metadaten
Titel
„Man kann sich das heute nicht mehr vorstellen, wie die Psychiatrie damals ausgeschaut hat“
Heinz Häfner, der Initiator der Psychiatrie-Reform in Deutschland, im Gespräch
verfasst von
Dr. med. Katrin Radenbach
Prof. Dr. med. Claudia Wiesemann
Publikationsdatum
04.11.2016
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
Ethik in der Medizin / Ausgabe 4/2016
Print ISSN: 0935-7335
Elektronische ISSN: 1437-1618
DOI
https://doi.org/10.1007/s00481-016-0424-6

Weitere Artikel der Ausgabe 4/2016

Ethik in der Medizin 4/2016 Zur Ausgabe

Tagungsbericht

Roboterethik

Update Gynäkologie

Bestellen Sie unseren Fach-Newsletter und bleiben Sie gut informiert – ganz bequem per eMail.