Erschienen in:
24.03.2017 | Übersichten
Management verschiedener kardiovaskulärer Risikofaktoren mit einem Kombinationspräparat („Polypill“)
verfasst von:
Prof. P. Bramlage, Prof. W. März, D. Westermann, PD, Prof. B. Weisser, Dr. J. H. Wirtz, Prof. U. Zeymer, Prof. P. Baumgart, G. van Mark, Prof. U. Laufs, Prof. B. K. Krämer, Prof. Dr. T. Unger
Erschienen in:
Herz
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Ausgabe 3/2018
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die multifaktorielle Genese kardiovaskulärer Erkrankungen hat in der Primär- und Sekundärprophylaxe zur Polypharmazie mit evidenzbasierten Therapeutika wie Statinen, Antihypertensiva und Thrombozytenhemmern geführt. Die Anzahl verschriebener Phamaka korreliert umgekehrt mit der Adhärenz, was die Effektivität der Therapie beeinträchtigen kann. Fixe Kombinationspräparate („Polypill“) könnten die Adhärenz der Patienten steigern und damit kardiovaskulären Ereignissen vorbeugen.
Methoden
Literaturrecherche in Medline (via PubMed) und The Cochrane Library sowie der Studiendatenbank ClinicalTrials.gov.
Ergebnisse
In den bisher durchgeführten Studien zur kardiovaskulären Primärprävention zeigt die Polypill eine überlegene Kontrolle der Risikofaktoren (Hypertonie, „Low-density-lipoprotein“-Cholesterin [LDL-C]) gegenüber Placebo und gegenüber einer Standardtherapie aus Einzelpräparaten mindestens eine Nichtunterlegenheit. In der Sekundärprävention zeigen Kombinationspräparate vorwiegend Vorteile bei nichtadhärenten Patienten bezüglich Blutdruckkontrolle und Reduktion der LDL-C-Konzentration. Der Nachweis, dass die Polypill die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität gegenüber einer Standardtherapie absenkt, steht aus.
Schlussfolgerung
Kombinationspräparate sind nach Risiko-Nutzen-Einschätzung als Alternative zur Polypharmazie, insbesondere bei nichtadhärenten Patienten in Erwägung zu ziehen. Inwieweit durch die erwiesene Senkung der Risikofaktoren kardiovaskuläre Ereignisse verhindert werden können, ist Gegenstand laufender Untersuchungen. Limitiert sind die gegenwärtigen Polypills durch eine zu geringe Auswahl an Dosierungen der Einzelwirkstoffe, um eine Über- und Untertherapie in der individuellen Behandlung zu vermeiden.