Erschienen in:
03.03.2020 | Zyklothymia | Leitthema
Diagnostik und Früherkennung bipolarer Störungen
verfasst von:
Prof. Dr. Martin Schäfer, Christoph U. Correll
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 3/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die bipolare Störung (BS) ist eine relevante psychiatrische Erkrankung, die einer frühen Erkennung und Behandlung bedarf.
Fragestellung
Wie sollte eine leitliniengerechte Diagnostik und Früherkennung der BS erfolgen?
Ergebnisse
Die aktuellen S3-Leitlinien zur BS orientieren sich an der ICD-10. Die multiaxiale und dimensionale Beschreibung sollte störungsrelevante somatische, psychologische und soziale Faktoren sowie Funktionsbeeinträchtigung beinhalten. Eine BS kann dann diagnostiziert werden, wenn mindestens zwei affektive Episoden vorgelegen haben, wovon mindestens eine hypomanisch, manisch oder gemischt sein muss. Für Personen mit einem erhöhten Risiko für BS sollten mittels Anamnese und Screeninginstrumenten, wie z. B. HCL-32 und MDQ, (unterschwellige) Symptome identifiziert werden. Differenzialdiagnostisch sollten unipolare Depression, Dysthymie, Zyklothymie, Schizophrenie, schizoaffektive Störungen sowie substanzinduzierte oder organisch bedingte bipolare Syndrome ausgeschlossen werden. Das Risiko einer komorbiden psychiatrischen Erkrankung ist bei BS um das 8‑ bis 13-Fache erhöht. Zu den häufigsten somatischen Erkrankungen zählen Adipositas, kardiovaskuläre Erkrankungen, metabolisches Syndrom, Diabetes mellitus und Migräne. Vom Arzt und durch den Patienten selbst („Life-Charts“) sollte eine Verlaufsbeobachtung erfolgen sowie bei pharmakologischer Behandlung vor und während der Behandlung notwendige diagnostische Maßnahmen durchgeführt werden. Eine Früherkennung während eines sog. Prodromalstadiums der BS ist derzeit nicht reliabel möglich. Bei klinischem Verdacht, z. B. durch unterschwellige (hypo-)manische Symptomatik, sollten Komorbiditäten behandelt und symptomzentrierte psychotherapeutische Maßnahmen erwogen werden.
Diskussion
Früherkennung und richtige Diagnose einer BS, die eine adäquate und zügige Behandlung ermöglichen, können das Outcome verbessern.