Erschienen in:
01.02.2016 | Originalien und Übersichten
Mediennutzungs- und Aktivitätsverhalten jugendlicher Teilnehmer einer Adipositastherapie
Analyse zum Einfluss soziodemographischer Faktoren
verfasst von:
Hagen Wulff, M.A., St.-Ex., Petra Wagner
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 2/2016
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Zusammenfassung
Die Herausforderung der juvenilen Adipositas bedarf effektiver Therapiekonzepte, die Veränderungen des Lebensstils fokussieren. Relevant erscheint dabei die mit dem Ernährungs- und Bewegungsverhalten assoziierte Mediennutzung, die von soziodemografischen Faktoren beeinflusst werden kann. Zur Optimierung von Adipositastherapieansätzen gilt es, die Mediennutzung abhängig von soziodemografischen Einflussfaktoren zu analysieren, um Interventionsziele, -inhalte und -methoden zu adjustieren und Potenziale der Mediennutzung für die Therapie zu erschließen. Die hier behandelte Forschungsfrage ist: Welches Mediennutzungs- und Bewegungsverhalten zeigen 11- bis 17-jährige Teilnehmer an einer Adipositasbehandlung abhängig von soziodemografischen Faktoren? Die diesbezügliche nationale Multicenter-Studie erfolgte 2012/13 mit 564 Therapieteilnehmern im Alter von 13,4 ± 1,6 (MW ± SD) Jahren. Mittels standardisierter Erhebungsinstrumente wurden Variablen der Aktivität, Mediennutzung und Soziodemografie erfasst. Die Befragten waren pro Woche 3,3 ± 1,8 Tage eine Stunde körperlich aktiv, 8,5 % täglich. TV, PC und Handy waren in allen Gruppen vorhanden und wurden täglich 2 h genutzt. Soziodemografische Unterschiede zeigten sich im Mediennutzungsumfang (Stunden) zwischen Mädchen und Jungen bei der Mobiltelefon- (2,49 vs. 1,90; p < 0,001) sowie bei 11- bis 13- vs. 14- bis 17-Jährigen bei der Spielekonsolennutzung (0,55 vs. 1,65; p = 0,007) und bei der Zusammenhangsanalyse zwischen Mediennutzung und körperlicher Aktivität. Im Vergleich zu aktuellen Empfehlungen, zeigt die Stichprobe ein reduziertes Bewegungs- und erhöhtes Mediennutzungsverhalten, das zwischen den Gruppen variiert. Differenzierte Interventionsansätze erscheinen sinnvoll. Künftig ist zu klären, inwieweit die Mediennutzung trotz ihrer Risiken die Chance bietet, Schulungs- und Nachsorgemaßnahmen methodisch zu unterstützen.