01.05.2015 | Fokus
Medizinische Risikokommunikation
Nutzen und Schaden transparent kommunizieren
verfasst von:
O. Wegwarth
Erschienen in:
Forum
|
Ausgabe 3/2015
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
In der Forschung geht man i.d.R. davon aus, dass es die Patienten sind, die Schwierigkeiten im Umgang mit Gesundheitsstatistiken haben, nicht aber die Mediziner. Eine Vielzahl von Studien dokumentiert jedoch, dass sich auch Mediziner mit dem Verstehen von Gesundheitsstatistiken schwertun. So kannte z. B. kein einziger Gynäkologe von 20 befragten alle relevanten Informationen zum Nutzen und Schaden der Mammographie, die es bedürfte, damit Patientinnen eine informierte Entscheidung für oder gegen das Screening treffen können. Nur 14 von 65 Medizinern wussten, dass 5-Jahres-Überlebensraten nichts über den tatsächlichen Nutzen von Früherkennungen aussagen. Und lediglich 34 von 160 Gynäkologen sowie 2 von 30 Aidsberatern konnten ein positives Testergebnis richtig interpretieren. Diese statistische Unwissenheit hat direkte Auswirkungen auf die ratsuchenden Patienten. Aufgrund der häufig geringen eigenen Kenntnisse und der potenziellen ärztlichen Fehlinformationen kann es bei ihnen zu emotionalen Belastungen und unnötigen Ängsten aufgrund missverstandener Testergebnisse o. Ä. kommen. Der maßgebliche Grund für die statistische Unwissenheit aufseiten der Ärzte liegt dabei nicht an einem fehlenden „Statistik-Gen“, sondern darin, dass „Risikokommunikation“ während Studium und Fortbildung kaum thematisiert wird. Mit nur wenig Aufwand können Ärzte jedoch einfache Techniken erlernen, die sie in die Lage versetzen, medizinische Statistiken richtig zu verstehen und kritisch zu bewerten.