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28.08.2017 | Medizinstudium | Online-Artikel

PJ-Tagebuch: Woche Nr. 6

Gigantische 1:1-Betreuung und perfekt integrierte Praxissoftware

verfasst von: Peter von Philipsborn

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Nicht nur über das Leben der Menschen hier lerne ich viel, sondern auch sehr viel klassisch Klinisch-Praktisches, über Ätiologie, Pathogenese, Klinik, Diagnostik und Therapie. Die Arbeits- und Betreuungsverhältnisse hier erlauben einen höchst effektiven, vielfältigen Lernmodus.

Dieses Lernen beginnt damit, dass meine Mit-PJlerin Wibke und ich den Vormittag wechselnd an einem der vier Praxisstandorte verbringen; dort führen wir mit den in die Sprechstunde kommenden PatientInnen die Anamnese, körperliche Untersuchung und soweit nötig weitere Diagnostik durch, und rufen dann eine der ÄrztInnen hinzu um das Beratungsergebnis und das weitere Procedere zu besprechen. (Das Beratungsergebnis kann eine exakte Diagnose sein, oder auch nur ein Symptom, eine Symptomgruppe, das Bild einer Krankheit oder ein Befund ohne Krankheitswert). Diese 1:1-Betreuung durch erfahrene ÄrztInnen mit teils jahrzehntelanger praktischer Erfahrung und neben der Allgemeinmedizin weiteren unterschiedlichen fachlichen Hintergründen ist gigantisch. 

Daneben können wir uns zwischen den einzelnen Konsultationen immer auch Zeit nehmen, um Dinge nachzulesen und nachzurecherchieren. Die Praxis verfügt über Zugänge zu UpToDate, Deximed, dem Arzneimitteltelegram und der Cochrane Library sowie über Computer in (fast) jedem Zimmer, so dass eine effiziente und zugleich umfassende Recherche jederzeit möglich ist. Die praxisinterne Dokumentation ist vollständig digitalisiert und über eine übersichtliche und perfekt integrierte Praxissoftware organisiert, so dass ein paar Mausklicks reichen, um sich einen Überblick über Medikation, Untersuchungs- und Laborergebnisse, Vorbefunde und vorliegende Arztbriefe von FachärztInnen und Kliniken zu verschaffen. (Es ist enorm, wie sehr allein dies die Arbeit erleichtert und hilft, schneller bessere Entscheidungen zu treffen und Fehler zu vermeiden – man kann sich nur wundern, wie anachronistisch die oft noch im vor- bis frühdigitalen Zeitalter steckengebliebenen Dokumentationssysteme vieler Kliniken im Vergleich dazu doch sind). In das Verordnungs-Plugin der Software ist eine Arzneimitteldatenbank integriert, welche übersichtlich formatiert Inhaltsstoffe, Indikationen, Dosierungshinweise, Nebenwirkungen und Warnhinweise auflistet, und so ein mühsames Recherchieren in der Roten Liste erspart. 

Im Anschluss an die Vormittagssprechstunde gibt es eine Fallbesprechung mit den an den vier Praxisstandorten tätigen, per Videokonferenz zusammengeschalteten ÄrztInnen, bei der schwierige oder unklare Fälle zusammen besprochen werden können – gerade hier zahlt sich aus, dass in der Praxis junge, frisch von der Uni kommende ebenso wie ältere, praxiserfahrene ÄrztInnen zusammenarbeiten.

Die Vormittagssprechstunde dauert vier Stunden, von 8 bis 12 Uhr – lang genug, um jeden Tag mit einem frischen Schatz an neuen Eindrücken und Erfahrungen in die lange Mittagspause zu gehen, welche man dann dazu nutzen kann, Notizen zu machen, Dinge noch einmal vertiefend nachzulesen, das Erlebte sich setzen zu lassen, sich auszuruhen und Sport zu treiben, um dann um 16 Uhr mit frischem Kopf in die zweistündige Nachmittagssprechstunde zu gehen.

Dieser Lernmodus erlaubt das unmittelbare Verknüpfen von Erfahrungswissen, wie man es im Umgang mit individuellen Patienten erwirbt, mit theoretischem Wissen aus Leitlinien, Lehrbüchern und Online-Nachschlagwerken. Für mich ist dies nicht nur eine der effektivsten und effizientesten, sondern auch eine der anschaulichsten und lebendigsten Formen des Lernens.

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