Länger leben mit Melanommetastasen im Gehirn

Die Lebenszeit von Patienten mit Melanom-Hirnmetastasen hat sich in der Ära moderner Therapeutik offenbar spürbar verlängert. Ist eine stereotaktische Radiatio oder eine Op. möglich, leben die Betroffenen im Median länger als ein Jahr. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Moderne Therapeutika haben in den vergangenen Jahren das Leben von Melanompatienten deutlich verlängert. Ob und in welchem Ausmaß das auch für Patienten mit Hirnmetastasen zutrifft, haben jetzt Forscher um Dr. Martin Tio vom North Shore Hospital in St. Leonards analysiert. Die Onkologen griffen zu diesem Zweck auf Angaben von 355 Melanompatienten mit Hirnmetastasen zurück, die zwischen 2011 und 2014 an der Melanomklinik in Sydney behandelt worden waren. 70% der Patienten waren Männer, im Median betrug das Alter 66 Jahre, 43% hatten mehr als drei Hirnmetastasen, 39% einen BRAF-positiven Tumor. Bei knapp der Hälfte waren die Metastasen zum Zeitpunkt der Diagnose symptomatisch. 42% konnten operiert werden, etwa jeder Fünfte erhielt eine stereotaktische Radiatio, ein Drittel eine Ganzhirnbestrahlung, etwas mehr als die Hälfte (56%) bekam eine systemische Behandlung. Vor der Einführung moderner Therapeutika wie BRAF-, CTLA-4- und PD-1-Hemmer lag die mediane Überlebenszeit von Patienten mit Hirnmetastasen zusammengenommen bei vier bis sechs Monaten; war eine Op. oder stereotaktische Radiatio indiziert, konnten die Betroffenen nach Registerdaten und Resultaten von Beobachtungsstudien auf sieben bis zehn Monate hoffen, berichten die Onkologen um Tio. Wie sich zeigte, lag die mediane Gesamtüberlebenszeit der australischen Patienten mit 7,1 Monaten nun etwas höher als in der Vergangenheit. Am längsten lebten die Patienten mit einer modernen medikamentösen Therapie und zusätzlicher stereotaktischer Radiatio oder Op.: Ihnen blieben im Median knapp 15 Monate. Sie lebten damit immerhin um die Hälfte länger bis doppelt so lange wie Patienten aus den zwei Dekaden davor. Nach einem Jahr waren noch 58%, nach zwei Jahren 35% dieser Patienten am Leben. Systemische plus lokale Therapie am effektivsten? Erwartungsgemäß wenig Zeit blieb Patienten mit supportiver Behandlung – im Median 1,8 Monate. Auch Betroffene mit einer Medikamentenmonotherapie (5,4 Monate), einer alleinigen Ganzhirnbestrahlung (4,4 Monate) oder einer systemischen Therapie mit Ganzhirnbestrahlung (5,2 Monate) hatten eine relativ schlechte Prognose – der Unterschied zur supportiven Behandlung war bei der Lebenszeit nicht einmal signifikant. Wie auch in älteren Studien hatten alte Patienten, solche mit symptomatischen und multiplen Metastasen, einem schlechten Gesamtzustand oder einem erhöhten LDH-Spiegel besonders schlechte Karten. In einer multivariaten Analyse lebten allerdings nur Patienten mit symptomatischen Metastasen signifikant kürzer als solche mit asymptomatischen, für die anderen prognostischen Faktoren ergaben sich keine signifikanten Differenzen. Insgesamt vermuten die Onkologen um Tio, dass sich mit modernen Therapeutika auch das Leben von Melanompatienten mit Hirnmetastasen verlängern lässt, vor allem dann, wenn diese mit lokalen Behandlungen wie Op. oder stereotaktischer Bestrahlung kombiniert werden können. Ein solches Vorgehen sei zwar noch nicht in randomisiert-kontrollierten Studien geprüft worden, allerdings sprächen auch andere Beobachtungsstudien für die Kombination von systemischer und lokaler Therapie. Das Wichtigste in Kürze Frage: Leben Melanompatienten mit Hirnmetastasen heute länger als noch vor ein bis zwei Jahrzehnten? Antwort: Vor allem bei Patienten mit modernen Therapeutika plus lokaler Behandlung sind Fortschritte zu sehen. Bedeutung: Wenn möglich, systemische und lokale Therapie kombinieren! Einschränkung: Nur Beobachtungsdaten, keine randomisierte Untersuchung.

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