Melanompatienten: prognostische Faktoren für ein geringes Sterberisiko

Forschende aus den USA identifizierten eine Untergruppe von Patientinnen und Patienten mit Melanomen im Frühstadium, die ein sehr geringes Risiko haben, an der Krankheit zu sterben. Die Autoren plädieren für eine veränderte Nomenklatur dieser Tumoren. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Es gibt Hinweise darauf, dass die steigende Inzidenz an Melanomen zum Teil auf eine Überdiagnose zurückzuführen ist, d. h. auf die Diagnose von Läsionen, die nicht zu Symptomen oder zum Tod führen würden. Anhand von Daten aus Krebsregistern haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun eine Untergruppe von Patienten identifiziert, bei denen es fast keine tumorbedingten Todesfälle gibt und die möglicherweise zu einer Überdiagnose beitragen. Für ihre Studie analysierte Megan M. Eguchi von der University of California, Los Angeles, Informationen aus der US-amerikanischen Datenbank Surveillance, Epidemiology, and End Results (SEER) von Patienten, bei denen in den Jahren 2010 und 2011 ein Melanom im Stadium I diagnostiziert worden war, das eine Tumordicke nach Breslow ≤ 1,0 mm besaß und sich nicht auf die Lymphknoten ausgebreitet hatte. Es wurden Rechenmodelle entwickelt, um Erkrankte mit einem sehr geringen Risiko, innerhalb von sieben Jahren Follow-up an einem Melanom zu sterben, zu identifizieren, aber auch Patientinnen und Patienten mit einem erhöhten Sterberisiko zu entdecken. Empfehlung der Redaktion Maligne Tumoren der Haut – Themenseite Dem Thema Hautkrebs, von Melanom über Basalzellkarzinom und Plattenepithelkarzinom bis hin zu weiteren Neoplasien der Haut und ihrer Anhangsgebilde, widmet sich diese Themenseite. Hier finden Sie News, Übersichten, Kasuistiken und kommentierte Studienreferate. Bei den analysierten 11.594 Patientinnen und Patienten lag die 7-Jahres-Gesamtmortalitätsrate aufgrund von Melanomen bei 2,5%. Die Modelle ermittelten jedoch eine Untergruppe, die 25% der Kohorte ausmachte und bei der das Risiko unter 1% lag. Diese Patienten waren in der Regel jünger und ihre Tumoren wiesen ein Clark-Level ≤ II (minimale Invasion in die Haut) auf. Eine Breslow-Dicke von ≤ 0,4 mm, fehlende Mitogenität, fehlende Ulzerationen und weibliches Geschlecht waren ebenfalls mit einer geringeren Sterblichkeit verbunden. Es wurde auch eine sehr kleine Untergruppe von Erkrankten identifiziert (weniger als 1%), die eher älter waren und etwas weiter fortgeschrittene Tumore aufwiesen: Obwohl sie nach den derzeitigen Kriterien als risikoarm gelten, wurde bei ihnen ein Sterberisiko von mehr als 20% errechnet. „Diese Patientinnen und Patienten können für eine potenziell lebensrettende, komplexere Therapie in Betracht gezogen werden“, so die Studienautorinnen und -autoren um Eguchi. Für die Untergruppe mit geringem Risiko könnte laut des Forscherteams die Verwendung einer anderen Bezeichnung wie „melanozytäre Neoplasie mit geringem malignen Potenzial“ („melanocytic neoplasm of low malignant potential“, MNLMP) angemessener sein als der Begriff „Melanom“, wie dies bei einigen anderen Neoplasien oder Tumoren geschehen ist. Diese überarbeitete Terminologie könnte einigen Patientinnen und Patienten die Diagnose „Melanom“ ersparen. Die Forschungsergebnisse können Klinikern dabei helfen, festzustellen, welche Patienten nach der Entfernung des Melanoms ein sehr geringes Risiko haben, daran zu sterben. Es konnte gezeigt werden, dass eine Untergruppe von Melanompatienten mit sehr geringem Sterberisiko anhand einiger Standardrisikofaktoren ermittelt werden kann. Die Kriterien für die Klassifizierung von Fällen mit sehr niedrigem und hohem Risiko sollten weiter validiert werden, idealerweise durch prospektive Studien, so die Studiengruppe um Eguchi. Zusätzlich müssen möglicherweise einige Änderungen in der Behandlung der Tumoren in Betracht gezogen werden. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie kann die Untergruppe von Patientinnen und Patienten mit einem Melanom identifiziert werden, die ein sehr geringes Risiko besitzt, an dem Tumor zu sterben? Antwort: Patientinnen und Patienten, die jünger waren und weniger invasive Tumoren (Clark-Level I und II) besaßen, hatten ein sehr niedriges Sterberisiko innerhalb der folgenden sieben Jahre. Bedeutung: Für die Untergruppe mit einem sehr geringen Risiko könnte eine neue Nomenklatur eingeführt werden. Einschränkung: Die SEER-Datenbank enthält keine Angaben zur vertikalen Wachstumsphase (VGP) bzw. Kanzerogenität oder Regression.

Springer Medizin

Melanompatienten: prognostische Faktoren für ein geringes Sterberisiko

Weiterführende Themen

Leitlinien kompakt für die Dermatologie

Neu im Fachgebiet Dermatologie

Kein Abstrich bei chronischen Wunden ohne Entzündungszeichen!

Vitiligo: Prävalenz steigt und viele Erkrankte werden spät behandelt

Dupilumab ist mit kutanen T-Zell-Lymphomen assoziiert

Chemotherapie mit Hindernissen

Update Dermatologie