Risikofaktoren für ZNS-Metastasen beim Melanom

Die meisten Melanompatienten entwickeln Metastasen zunächst außerhalb des ZNS. Einige Patienten würden jedoch von bildgebenden Untersuchungen des ZNS profitieren. Eine Studie hat untersucht, für wen dies zutrifft. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Unter den soliden Tumoren birgt das Melanom das größte Risiko für die Entwicklung von ZNS-Metastasen. Da mit den aktuellen systemischen Therapien auch diesen Patienten ein längeres Überleben möglich ist, erscheint es umso wichtiger, ZNS-Metastasen zu einem möglichst frühen Zeitpunkt zu entdecken. Lauren Haydu von der University of Texas, Houston, und Kollegen haben deshalb nach Risikofaktoren gesucht, die die Entwicklung von ZNS-Metastasen bei Melanompatienten begünstigen. Grundlage der Studie waren Daten von 1918 Patienten aus zwei großen Melanomzentren in den USA (MD-Anderson-Kohorte) und Australien (MIA-Kohorte). Bei den Patienten im Alter zwischen 16 und 95 Jahren war zwischen 1998 und 2014 ein Melanom im Stadium III (AJCC 8th edition) diagnostiziert worden (22,2% Stadium IIIA, 28,8% IIIB, 44,7% IIIC, 4,4% IIID). Innerhalb von vier Monaten nach der Diagnose war bei keinem Patienten eine ZNS-Beteiligung nachweisbar. Ein, zwei und fünf Jahre nach der Melanomdiagnose wurde das Vorliegen von ZNS-Metastasen erneut überprüft. Nach einem Beobachtungszeitraum von median 70,2 Monaten waren bei 37,1% der Patienten Fernmetastasen aufgetreten. Bei 16,7% wurden während des Follow-up ZNS-Metastasen festgestellt, in beiden Kohorten mit ähnlicher Häufigkeit. Die ersten Fernmetastasen traten bei 3,9% der Patienten nur im ZNS auf, bei 1,8% im ZNS und extrakranial und bei 31,4% nur außerhalb des Schädels. 42% der Studienteilnehmer mit ZNS-Metastasen als erster Fernabsiedelung waren asymptomatisch. Hinweise durch Lokalisation des Primärtumors und Mitoserate Die univariable kumulative Inzidenz für ZNS-Metastasen lag nach einem Jahr bei 3,6%, nach zwei Jahren bei 9,6% und nach fünf Jahren bei 15,8%. Als signifikante Einflussfaktoren auf das Risiko, ZNS-Metastasen zu entwickeln, erwiesen sich: Geschlecht, Alter, AJCC-Stadium, die Lokalisation sowie die Mitoserate des Primärtumors. Empfehlung der Redaktion Maligne Tumoren der Haut – Themenseite Dem Thema Hautkrebs, von Melanom über Basalzellkarzinom und Plattenepithelkarzinom bis hin zu weiteren Neoplasien der Haut und ihrer Anhangsgebilde, widmet sich diese Themenseite. Hier finden Sie News, Übersichten, Kasuistiken und kommentierte Studienreferate. Die multivariable kumulative Inzidenz der ZNS-Metastasen lag bei den Männern um 53% höher als bei den Frauen. Zudem war ein jüngeres Alter zum Zeitpunkt der Diagnose vorteilhaft (–10% pro zehn Jahre). Gegenüber Patienten mit AJCC IIIA zum Diagnosezeitpunkt traten ZNS-Metastasen bei Patienten mit Stadium IIIB im Verlauf doppelt so häufig, mit IIIC 2,5-mal und mit IIID mehr als dreimal so häufig auf. War das Primärmelanom nicht an der Kopfhaut, sondern in einer anderen Körperregion lokalisiert, sank das Risiko für die Entwicklung von ZNS-Metastasen signifikant: Kopf ohne Kopfhaut/Hals –42%, obere Extremität –61%, Rumpf –37%, untere Extremität –50%, unbekannte Lokalisation des Primärtumors –49%. Zudem waren hohe Mitoseraten des Primärtumors ein Hinweis auf eine gehäufte ZNS-Beteiligung (Mitoserate 5–9/mm2: +77% bzw. > 9/mm2: +118% vs. Mitoserate 0–4/mm2). Bei Mitoseraten > 9/mm2 war das Risiko zu allen Untersuchungszeitpunkten (1, 2 und 5 Jahre nach der Diagnose) signifikant erhöht. Für die meisten Patienten mit einer Melanomdiagnose im Stadium III, so Haysu und Kollegen, erscheine eine generelle bildgebende Untersuchung des ZNS als unnötig. Es sei aber wichtig, diejenigen Personen zu identifizieren, die wegen eines erhöhten Risikos für ZNS-Metastasen von einer solchen Maßnahme profitieren könnten. Inwieweit neben den hier erkennbar gewordenen Risikofaktoren auch molekulare und immunologische Aspekte in die Bewertung einfließen könnten, müsse weiter untersucht werden. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welche Risikofaktoren begünstigen bei Melanompatienten im Stadium III (AJCC 8th edition) die Entwicklung von ZNS-Metastasen? Antwort: Das Risiko für ZNS-Metastasen wird signifikant durch Geschlecht, Alter, AJCC-Stadium, Lokalisation des Primärtumors sowie dessen Mitoserate beeinflusst. Bedeutung: Aufgrund der Risikoeinschätzung könnten Patienten identifiziert werden, die von einer bildgebenden Untersuchung des ZNS profitieren. Einschränkung: Keine vollständigen Informationen zur Art der Therapie.

Springer Medizin

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