Überraschung: Ältere Melanom-Patienten sprechen besser auf Checkpointhemmer an

Auf eine Immuntherapie mit dem Checkpointhemmer Pembrolizumab sprechen Patienten mit einem metastasierten Melanom, die älter als 60 Jahre sind, besser an als jüngere. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Während des Alterns lassen bekanntlich Immunfunktionen nach. Diese Immunseneszenz ist zumindest teilweise der Grund dafür, dass mit dem Alter die Inzidenz der meisten Tumoren steigt, auch die des Melanoms, wie Onkologen um Dr. Curtis H. Kugel vom The Wistar Institute in Philadelphia berichten. In einer Studie mit mehr als 500 Melanompatienten, an der auch Dermatologen vom Westdeutschen Tumorzentrum an der Universitätsklinik Essen teilnahmen, prüften die Ärzte nun, ob altersabhängige Unterschiede in der intratumoralen Zusammensetzung von Immunzellpopulationen das Ansprechen auf die Immuntherapie mit dem Checkpointhemmer Pembrolizumab beeinflussen. Deutsches Zentrum beteiligt In der Studie waren 538 Melanompatienten von sieben klinischen Zentren mit dem Checkpointhemmer behandelt worden. Dabei unterschied sich das Ansprechen altersabhängig. Bei Patienten jünger als 62 Jahre (n = 238) lag der Anteil derjenigen mit kompletter Remission bei 13%, mit partiellem Ansprechen bzw. stabiler Erkrankung bei 38% und mit Krankheitsprogression bei 48%. In der Gruppe der Patienten ab dem Alter von 62 Jahren lag der jeweilige Anteil dagegen bei 15%, 48% bzw. 37%. Die Onkologen berechneten, dass mit jedem fortschreitenden Lebensjahrzehnt, in dem die Immuntherapie begonnen wurde, die Wahrscheinlichkeit für eine Krankheitsprogression unter der Behandlung um 13% abnahm. Eine Vorbehandlung der Patienten mit Hemmstoffen des MAPK-Signalweges (mitogen-activated protein kinase) mit den Signalmolekülen Ras, Raf, MEK und ERK beeinflusste diesen Zusammenhang offenbar nicht. Weniger Treg-Zellen, besseres Ansprechen? Bei der Analyse der Tumoren stellte sich heraus, dass im Gewebe der jüngeren Patienten, deren Krebserkrankung unter der Behandlung mit dem Checkpointhemmer fortschritt, deutlich weniger CD8-positive Effektorzellen vorhanden waren. Und im Gewebe von älteren Patienten wurde ein größeres Verhältnis von CD8- zu Treg-Zellen nachgewiesen. Treg-Zellen sind regulatorische T-Lymphozyten, die den Oberflächenmarker CD25 tragen und vermehrt in der Mikroumgebung des Tumors vorkommen. Kugel und seine Kollegen überprüften deshalb, ob es im Tierversuch möglich ist, dieses bessere zelluläre Verhältnis zugunsten der CD8-Zellen bei jungen Tieren, die die menschlichen Tumoren tragen, zu erzielen, um einen ähnlichen Effekt auf das Therapieansprechen zu erhalten. Dazu eliminierten sie die Treg-Zellen mithilfe eines Antikörpers gegen CD25. Dieser Marker taucht zeitweise auf der Oberfläche aktivierter T-Effektorzellen auf und wird vor allem auf Treg-Zellen verstärkt exprimiert. Tatsächlich entsprach das Ansprechen der so behandelten jungen Tiere auf die Immuntherapie jenem bei älteren Tieren. Es gibt bereits Untersuchungen, in denen Patienten mit dem Treg-Zellen eliminierenden Antikörper Daclizumab behandelt wurden, wodurch diese zirkulierenden Lymphozyten deutlich und anhaltend supprimiert wurden, ohne die Zahl und die Funktion der T-Effektorzellen zu beeinflussen. Die Onkologen spekulieren, dass eine Kombinationstherapie aus Checkpointhemmer und Anti-CD25-Antikörper bei jungen Patienten einen positiven Effekt auf das Therapieansprechen haben könnte. Allerdings sei auf mögliche immunzytotoxische Nebenwirkungen zu achten. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie beeinflusst das Alter von Patienten mit einem metastasierten Melanom das Ansprechen auf eine Immuntherapie mit einem Checkpointhemmer? Antwort: Auf eine Immuntherapie mit dem Anti-PD1-Hemmer Pembrolizumab sprechen Patienten über 60 der Studie zufolge besser an als jüngere. Bedeutung: Mit jedem Lebensjahrzehnt, in dem die Therapie begonnen wird, nimmt die Wahrscheinlichkeit für eine Krankheitsprogression unter einer Immuntherapie spürbar ab. Einschränkung: Weder eine Metaanalyse noch eine Multivariatanalyse waren in der Studie möglich.

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