Erschienen in:
07.11.2019 | Demenz | Originalien
„Memory Akut“ – Versorgungskonzept zur stationären Remobilisation von akut erkrankten Demenzpatienten
verfasst von:
Dr. Gerald Pichler, MSc, Dr. Nicole Fink, Mag. Lisa Weidinger, Louise Schmidt, MSc, Dr. Thomas Augustin, PD Dr. Walter Schippinger, MBA
Erschienen in:
Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie
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Ausgabe 4/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Akutkrankenanstalten sind nicht für die Behandlung von Menschen mit Demenz ausgerichtet. Verhaltensauffälligkeiten stellen meist die größte Herausforderung dar. Ob akut erkrankte Demenzpat. von einer stationären Memory-Klinik (IG-MA) profitieren, wurde in dieser prospektiven kontrollierten Studie geprüft.
Methodik
Vom 01. bis zum 09.2018 wurden höhergradig betroffene Demenzpat. von Akutkrankenanstalten auf IG-MA zur Remobilisation aufgenommen. Die spezielle Qualifikation des Personals und das angepasste Raumkonzept zeichnen diese Station aus. Kontrollgruppen waren eine herkömmliche Remobilisationsstation (KG1-AGR) und 4 Pflegewohnheime (KG2-PWH).
Ergebnisse
Patienten von IG-MA (n = 22) waren bei Aufnahme, gemessen an „Barthel-Index“ [BI], „timed ‚up and go‘ test“ [TUG] und „Esslinger Transferskala“ [ETS], stärker eingeschränkt als Pat. der KG1-AGR (n = 59). Die erzielten Verbesserungen waren in diesen Gruppen signifikant, ohne Überlegenheit einer Gruppe: IG-MA (BI 35 auf 57,8 Pkt.; TUG 30,8 auf 23 s; ETS 2,1 auf 1,1 Pkt.) vs. KG1-AGR (BI 44,7 auf 62,4 Pkt.; TUG 28,6 auf 20,2 s; ETS 1,7 auf 0,9 Pkt.). Unterschiede gab es hinsichtlich der kognitiven Fähigkeiten bei Aufnahme (MMSE: IG-MA 13,6 vs. KG1-AGR 20 Pkt.). Die Aufenthaltsdauer an IG-MA war um durchschnittlich 5 Tage länger. Frühzeitige Entlassungen waren an IG-MA häufig durch Komplikationen und Transfer ins Akutkrankenhaus bedingt (22,7 %), in der KG1-AGR meist wegen schlechter Führbarkeit (27,1 %). In der KG2-PWH zeigte sich in den ersten 4 Wochen keine signifikante funktionelle Verbesserung gemessen am BI.
Schlussfolgerung
Höhergradig betroffene Demenzpat. mit Verhaltensaufälligkeiten profitieren nach einem Akutereignis von einer Remobilisationsbehandlung in einem speziell dafür ausgerichteten Setting.