Meniskusschäden nicht schuld an mechanischen Kniebeschwerden

Die Gleichsetzung von mechanischen Kniebeschwerden mit Meniskussymptomen ist laut Erkenntnissen von US-Orthopäden nicht gerechtfertigt. Signifikant negativ wirken sich hingegen Schäden am Gelenkknorpel aus. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Mechanische Beschwerden im Kniegelenk wie Kniesperre, Knirschen, Knacken oder Schmerzen bei Dreh- und Schwenkbewegungen werden traditionell auf geschädigte, speziell eingerissene Menisken zurückgeführt. Zweifel an dieser Doktrin haben eine Arbeitsgruppe um den Orthopäden Evan Farina von der Harvard Medical School in Boston dazu bewogen, sich die Symptome und Gelenkbefunde von 565 konsekutiven Patienten, die sich einer Kniearthroskopie unterzogen, einmal genauer anzusehen. Zu ihren Beschwerden beantworteten die Patienten vor dem Eingriff drei Fragen aus dem Knee Injury and Osteoarthritis Outcome Score (KOOS). Gefragt wurde nach dem Auftreten von Knieblockaden, nach Knirschen oder anderen Geräuschen im Knie und nach Schmerzen bei Dreh- oder Schwenkbewegungen. Der Schweregrad war aufsteigend mit 0 bis 4 Punkten zu bewerten, errechnet wurde der Durchschnittswert aus den drei Fragen. Im Mittel kamen die Patienten dabei auf 2,1 Punkte. Die jeweiligen Punktwerte wurden anschließend zu den Befunden in Beziehung gesetzt, die sich den Ärzten bei der Arthroskopie darboten. Auf einen Zusammenhang mit Meniskusschäden stießen sie dabei nicht. Patienten ohne Meniskusrisse wiesen einen durchschnittlichen Punktwert von 2,1 auf, ebenso Patienten mit stabilen Rissen. Waren die Risse instabil, lag der Punktwert bei 2,2. Eine signifikante Differenz ergab sich daraus nicht. Unterschiede nach Outerbridge-Grad Anders stellte sich die Sache mit Blick auf Knorpelschäden am Gelenk dar. Beschränkten sich die Läsionen auf kleinere Risse (Outerbridge-Grad < 3), betrug der KOOS-Wert im Mittel 2,0. Handelte es sich jedoch um tiefe Spalten oder gar Risse bis zum subchondralen Knochen (Outerbridge-Grad ≥ 3), stieg der Durchschnittswert signifikant auf 2,3. Kniesperren und Kniegeräusche waren dabei die treibenden Faktoren. Eine Rolle spielte auch die Zahl der betroffenen Kompartimente, der mittlere KOOS-Punktwert stieg von 1,9 bei null betroffenen Kompartimenten auf 2,4, wenn drei Kompartimente Knorpelschäden aufwiesen. In der multivariablen Analyse erwiesen sich eine Reihe von Faktoren als signifikante Prädiktoren für höhere KOOS-Werte, etwa weibliches Geschlecht, BMI ≥ 25 kg/m2 und Rauchen. Signifikant und klinisch relevant waren aber nur Knorpelschäden in drei Kompartimenten; sie bewirkten einen Anstieg im KOOS-Wert um 0,33 Punkte, mehr als die als minimale klinisch relevante Differenz definierten 0,32 Punkte. Nach Abgleich gegen die Zahl der betroffenen Kompartimente war der Outerbridge-Grad zudem kein signifikanter Prädiktor mehr. „Unsere Studie liefert starke Belege dafür, dass das Dogma, wonach sogenannte mechanische Kniebeschwerden primär auf Meniskusschäden zurückgehen, zu verwerfen ist“, resümieren Farina und Kollegen. Generell sollten Ausdrücke wie „Meniskussymptome“ oder „mechanische Beschwerden“ zugunsten der konkreten Benennung von Symptomen wie Kniesperre oder Knirschen, Knacken etc. unterbleiben. In der nächsten Studienphase wollen die Forscher untersuchen, wie sich arthroskopische Eingriffe auf Patienten mit und ohne die genannten spezifischen Kniebeschwerden auswirken. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welcher Zusammenhang besteht zwischen spezifischen Kniebeschwerden wie Kniesperre oder -geräuschen und Meniskusschäden? Antwort: Spezifische Kniebeschwerden gehen nicht auf Risse in den Menisken zurück, sondern sind mit Läsionen des Gelenkknorpels assoziiert. Bedeutung: Die Befunde widersprechen der Doktrin, wonach mechanische Kniebeschwerden auf Meniskusschäden zurückgehen. Einschränkung: Die in der Studie verwendeten KOOS-Werte resultierten jeweils aus dem Mittelwert von drei Frageaspekten, die Werte für die einzelnen Aspekte selbst blieben verborgen.

Springer Medizin

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