Die Randomisierung erfolgte 1:1 auf einen Chemo-SABR-Arm mit Kombination aus systemischer Therapie nach dem EXTREME-Schema (oder Modifikation) und SABR sowie einen experimentellen Arm bestehend aus SABR ohne Systemtherapie. Die SABR konnte in drei oder fünf Fraktionen appliziert werden, abhängig vom Tumordurchmesser und vom Abstand zu Risikoorganen. Mehrere Metastasen konnten zeitgleich oder nacheinander bestrahlt werden, wobei die gesamte SABR-Behandlung maximal sechs Wochen dauern durfte.
Im Arm mit systemischer Therapie begann die SABR planmäßig nach dem ersten Chemotherapiezyklus. Die Nachbeobachtung umfasste regelmäßige klinische Kontrollen, Bildgebung (CT, PET-CT und ggf. MRT) nach jeweils drei Monaten im ersten Jahr sowie Lebensqualitätsmessungen mit den Fragebögen EORTC QLQ-C30, HN35 und EQ-5D-3L zu vorgegebenen Zeitpunkten. Als primäres Ziel wurde ein „composite endpoint“ betrachtet, das Überleben nach einem Jahr ohne anhaltende Verschlechterung der globalen Lebensqualität (definiert als Abfall um mindestens zehn Punkte ohne Erholung). Sekundäre Endpunkte umfassten unter anderem das Gesamtüberleben, das progressionsfreie Überleben, die lokale Kontrolle am Bestrahlungsort und Toxizität.
Das mediane Gesamtüberleben (OS) lag mit 42,3 Monaten im Chemo-SABR-Arm und 41,1 Monaten im SABR-allein-Arm fast gleichauf; die 1‑Jahres-Überlebensraten betrugen 85,6 % bzw. 85,3 %. Beim progressionsfreien Überleben (PFS) erreichte der Chemo-SABR-Arm einen Median von 12,9 Monaten, der alleinige SABR-Arm 7,4 Monate. Die lokale Kontrolle der bestrahlten Metastasen war in beiden Armen hoch (Chemo-SABR: 80,0 %, SABR allein: 82,4 %). Schwere Toxizitäten von Grad 3–4 traten bei SABR allein in 8,8 % und bei Chemo-SABR in 60,0 % auf.
Kommentar
Von bisherigen Konzepten der SABR bei Oligometastasierung, die die lokal ablative Therapie in Ergänzung zu einer möglichst effektiven Systemtherapie implementiert haben, weicht die Intention der OMET-Studie deutlich ab. Auf dem Niveau einer randomisierten Phase-II-Studie deutet die OMET-Studie an, dass die alleinige SABR im Setting des oligometastasierten (und günstig selektionierten) HNSCC nicht nur ein vergleichbares Überleben „mit Erhalt der Lebensqualität“ wie ein intensives Konzept bestehend aus SABR in Kombination mit einer Chemotherapie entsprechend dem EXTREME-Protokoll, sondern auch ein ähnliches Gesamtüberleben hat.
Aktuelle Studien fokussieren sich zwar auf Immuntherapie bei oligometastasiertem HNSCC, jedoch wird dort das Konzept einer reinen SABR-Behandlung bislang nicht untersucht.
Bei der hier referierten Studie fallen folgende Punkte auf:
1.
Als Endpunkt wurde eine Kombination aus Ein-Jahres-Überleben und ausbleibender Verschlechterung der globalen Lebensqualität des QLQ-C30-Scores gewählt. Der QLQ-C30-Fragebogen stellt das globalste Instrument der Lebensqualitätsmessung im onkologischen Bereich dar. HNSCC-spezifischere Instrumente wie der QLQ-H&N35-Fragebogen wurden ebenfalls erhoben, jedoch nicht in die Definition des primären Endpunkts miteinbezogen.
2.
Nicht alle metastasenverdächtigen Läsionen wurden bioptisch gesichert. Es oblag den multidisziplinären Tumorboards, über die Sicherung der Läsionen zu entscheiden, sodass in einigen Fällen vom Vorliegen eines Zweitmalignoms anstatt einer HNSCC-Metastase ausgegangen werden kann.
3.
In der Pattern-of-failure-Analyse zeigte sich, dass in der Chemotherapiegruppe (16/35) vergleichbar häufig neue Metastasen auftraten wie in der SABR-only-Gruppe (16/34).
4.
Das mediane Follow-up betrug nur 55,3 Monate und insgesamt wurden lediglich n = 69 Patienten für diese Phase-II-Studie rekrutiert. Die Studie wurde als nichtkomparatives Design konzipiert mit einer vordefinierten Hypothese bezogen auf den Experimentalarm. Um vergleichbare Ergebnisse beider Studienarme zu erzielen, müssten zukünftige Untersuchungen als Phase-III-Studie gepowert werden. Dies ist im Hinblick auf die Patientenzahlen für die Gruppe der oligometastasierten HNSCC-Patienten jedoch schwer umsetzbar.
5.
Immuntherapie wurde in der OMET-Studie nicht betrachtet. Pembrolizumab sowie Pembrolizumab + Chemotherapie verbesserten in der KEYNOTE-048-Studie bei Patienten mit rezidiviertem oder metastasiertem HNSCC das Gesamtüberleben im Vergleich zum EXTREME-Schema in den Subgruppen PD-L1 CPS ≥ 20 % und CPS ≥ 1 % [
5]. Der Vergleich der alleinigen SABR mit einem Konzept einschließlich SABR und Immuntherapie könnte anders ausfallen als in der OMET-Studie.
Jörg Andreas Müller und Dirk Vordermark, Halle
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