Erschienen in:
01.03.2012 | Originalien
Metastasenresektion nach neoadjuvanter Systemtherapie mit Multityrosinkinaseinhibitoren beim metastasierten Nierenzellkarzinom
verfasst von:
Dr. P. Firek, S. Richter, J. Jaekel, B. Brehmer, A. Heidenreich
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 3/2012
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Zusammenfassung
Hintergrund
Das metastasierte Nierenzellkarzinom stellt den Therapeuten trotz der Verfügbarkeit einer Vielzahl innovativer molekularer Behandlungsoptionen noch immer vor eine therapeutische Herausforderung. Wir berichten über ein Kollektiv von Patienten, die der Metastasenresektion nach einleitender Systemtherapie mit Multityrosinkinaseinhibitoren (MTKI) zugeführt wurden.
Methodik
In 2009 wurde bei 11 Patienten (7 männlich, 4 weiblich) eine Residualtumorresektion beim Erreichen einer über 3 Monate größenstabilen partiellen Remission nach Systemtherapie mit MTKI durchgeführt. Alle Patienten erhielten entweder Sunitinib (n=7, i.D. 5,5 Zyklen), Bevacizumab + IFN-α2a (n=2, i.D. 8,5 Monate), Temsirolimus (n=1, i.D. 9 Monate) oder eine Kombination aus Sunitinib gefolgt von Temsirolimus (n=1); 7 Patienten wiesen eine retroperitoneale Lymphknotenmetastasierung mit 3,5–12,0 cm Durchmesser auf, 2 Patienten eine pulmonale Metastasierung, 1 Patient eine Lymphknoten- und Pankreasschwanzmetastase sowie eine Patientin eine V.-cava-Wandmetastase. Die Operationsindikation war gegeben bei partieller Remission, Größenstabilität über 3 Monate und kompletter Resektabilität.
Ergebnisse
Alle Metastasenlokalisationen konnten komplett in sano reseziert werden. In 82% der Fälle konnte ein histologisch aktives, Ki-67-positives Nierenzellkarzinomgewebe gezeigt werden. Folgende Begleiteingriffe waren notwendig: V.-cava-Resektion mit Gefäßprothesenersatz und Reimplantation der V. renalis (n=3), Leberteilresektion (n=1), Splenektomie (n=1) und Pankreasschwanzresektion (n=1). Perioperativ waren trotz der Komplexität der Eingriffe keine signifikanten Komplikationen zu verzeichnen; bei einem Patienten entwickelte sich eine revisionsbedürftige Fasziendehiszenz, in einem anderen Fall eine konservativ therapierbare Pankreatitis. Nach einem mittleren Follow-up von 12 (8–19) Monaten konnte bei 5 Patienten kein Rezidiv nachgewiesen werden; 6 der Patienten zeigten ein Rezidiv der Leber (n=3), Lunge (n=2) und Knochen (n=1), wobei 3 davon im Verlauf verstarben.
Schlussfolgerung
Die radikale Tumorresektion metastasierter Nierenzellkarzinome ist in erfahrenen Zentren mit einer geringen Rate von signifikanten Komplikationen assoziiert. Histologisch findet sich in allen Fällen Ki-67-positives und aktives Nierenzellkarzinomgewebe, dass die Notwendigkeit des operativen Vorgehens unterstreicht, um eine komplette Remission mit günstigeren Chancen der Kuration zu erreichen. Patienten mit isolierter und komplett resektabler Metastase stellen die idealen Kandidaten für ein derartiges Vorgehen dar.