Erschienen in:
15.09.2020 | Elektroenzephalografie | Kasuistiken
EEG-Fokus: osteopathisch-manualmedizinische Therapie?
Ein Fallbericht
verfasst von:
Dr. Heike Paul, Dr. Rainer Heller
Erschienen in:
Manuelle Medizin
|
Ausgabe 6/2020
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Beschrieben wird der Fall eines 9‑jährigen Jungen, der im Alter von 2 Monaten eine okzipitale Schädelprellung nach Sturz vom Wickeltisch erlitten hatte und nun aufgrund von Migräne, Schlafstörungen, Ängsten und Autoaggression vorgestellt wurde. Wegen des Verdachts auf zerebrale Krampfanfälle wurde eine Elektroenzephalographie (EEG) durchgeführt, die einen rechtsseitigen intermittierenden, okzipitotemporalen Herdbefund mit verlangsamtem Grundrhythmus zeigte. Osteopathisch-manualmedizinisch wurden ein „locked cranium“ mit somatischen Dysfunktionen in der Synchondrosis sphenobasilaris und in der rechtsseitigen Sutura occipitomastoidea diagnostiziert und behandelt, außerdem wurden Atlasimpulse nach Arlen gesetzt. Im weiteren Verlauf war die EEG-Verlangsamung nicht mehr nachweisbar und die Symptomatik bildete sich zurück. Eine Korrelation zwischen einer suturalen Störung des Schädels und einer funktionellen Störung der Potenzialdifferenz an der Gehirnoberfläche ist in der Literatur bisher nicht beschrieben worden. Angesichts vigilanzabhängiger Schwankungen und funktioneller Variabilität von EEG-Befunden sowie weiterer möglicher Einflussfaktoren lässt diese Beobachtung einen Zusammenhang nur vermuten, einen Beweis kann sie nicht liefern. Denkbare therapeutische Wirkmechanismen auf gestörte Potenzialdifferenzen an der Hirnoberfläche könnten neben der Reduktion der Duraspannung auch eine Verbesserung von Perfusion, Diffusion, lokalem Stoffwechsel und autonomer Regulation sein. Diese Hypothesen bedürfen weiterer Forschung.