Neuer CGRP-Antikörper beugt auch chronischer Migräne vor

Der Antikörper Fremanezumab kann Kopfschmerzen bei chronischer Migräne wirksam verhindern. In der Phase-III-Studie HALO-CM ging die Zahl der monatlichen Kopfschmerztage um mehr als vier zurück. Dafür genügte eine einzige Injektion im Quartal. Mit der Einführung von Antikörpern gegen das Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) sowie dessen Rezeptor dürfte in Kürze eine neue Ära in der Behandlung von Migränepatienten beginnen. Derzeit streben vier CGRP-Antikörper eine Zulassung zur Migräneprävention an, zu allen liegen bereits Phase-III-Resultate vor, die meisten wurden mittlerweile auf Kongressen präsentiert, aber noch nicht publiziert. Seit Ende November können Ärzte nun immerhin die Resultate einer Untersuchung mit Fremanezumab bei chronischer Migräne schwarz auf weiß nachlesen. Der Antikörper richtet sich gegen die α- und β-Isoform von CGRP. Bis zu fünf Migränetage weniger pro Monat Das vom Unternehmen Teva entwickelte Medikament war in der Studie HALO-CM bei 1130 Patienten mit chronischer Migräne geprüft worden – die Patienten hatten also alle mindestens 15 Migränetage im Monat. Jeweils ein Drittel der Betroffenen bekam zu Beginn eine einzelne Dreimonatsdosis mit 675 mg subkutan injiziert, es folgte nach vier und acht Wochen je eine Injektion mit Placebo. Ein weiteres Drittel erhielte eine Startdosis mit ebenfalls 675 mg sowie zwei weitere Injektionen mit 225 mg nach vier und acht Wochen; die übrigen mussten sich mit drei monatlichen Placeboinjektionen begnügen. Im Mittel waren die Patienten 41 Jahre alt, zu 88% weiblich und seit 20 Jahren an Migräne erkrankt. Ein Viertel benutzte verfügbare Prophylaktika, nicht jedoch Onabotulinumtoxin A, Opioide, Barbiturate oder elektrische Stimulationsverfahren – solche Patienten waren ausgeschlossen worden. In den 28 Tagen vor der ersten Injektion hatten die Studienteilnehmer im Mittel rund 13 Kopfschmerztage und knapp über 16 Migränetage. Als Kopfschmerztage definierten die Studienautoren um Dr. Stephen Silberstein vom Kopfschmerzzentrum der Universität in Philadelphia solche Tage, in denen die Schmerzen über mindestens vier Stunden hinweg anhielten oder in denen Akutmedikamente gegen Migräne genommen werden mussten. In ähnlicher Weise charakterisierten sie Migränetage, nur dass hier die Stärke der Schmerzen keine Bedeutung hatte, dafür mussten die Kriterien für eine Migräneattacke oder eine wahrscheinliche Attacke erfüllt sein. Als primären Endpunkt wählte das Team um Silberstein die Reduktion der monatlichen Kopfschmerztage gegenüber dem Ausgangszustand. Diese betrug 4,3 mit der Quartalsdosis Fremanezumab und 4,6 Tage mit der monatlichen Behandlung, aber lediglich 2,5 Tage mit Placebo. Beide Fremanezumab-Dosierungen waren damit signifikant wirksamer als Placebo. Schauten sich die Schmerzforscher die Reduktion der monatlichen Migränetage an, so betrug diese im Mittel 4,9 und 5,0 Tage mit der vierteljährlichen und monatlichen Behandlung, aber nur 3,2 Tage unter Placebo. Auch hier erwiesen sich die Differenzen zu Placebo als statistisch belastbar. Die beiden Antikörpergruppen zeigten untereinander bei der Reduktion der Kopfschmerztage zwar keine signifikanten Unterschiede, allerdings schwächte sich der Therapieeffekt in der Gruppe mit einmaliger Injektion zwischen den Wochen vier und zwölf langsam ab, während er sich bei monatlicher Therapie eher noch etwas verstärkte. Mit der Vierteljahresdosis schafften es 38%, ihre monatlichen Kopfschmerztage mindestens zu halbieren, 41% gelang dies mit der Monatstherapie, aber nur 18% unter Placebo. Die Betroffenen benötigten mit dem Antikörper auch wesentlich seltener eine Migräne-Akutmedikation: Im Monat vor Therapiebeginn griffen die Patienten im Schnitt an 13 Tagen auf solche Medikamente zurück, der Wert sank im Mittel um 3,7 und 4,2 Tage mit Quartalstherapie und monatlicher Behandlung sowie um 1,9 Tage mit Placebo. Geringe Abbruchrate Unerwünschte Wirkungen traten mit den beiden Therapieregimen etwas häufiger auf (bei 70 und 71%) als mit Placebo (64%). Jeweils 1 und 2% in den beiden Fremanezumab-Gruppen brachen die Therapie wegen Nebenwirkungen ab, ebenfalls 2% waren es im Placeboarm. Häufigste Nebenwirkungen waren Schmerzen und Erytheme an der Injektionsstelle, Letztere traten mit dem Antikörper etwas häufiger auf. Keine signifikanten Differenzen gab es bei schweren unerwünschten Wirkungen. Ein Patient starb 69 Tage nach der Fremanezumab-Injektion, die Obduktion sprach für eine COPD als Ursache. Hämodynamische Effekte wurden durch die Blockade des Vasodilatators CGRP nicht beobachtet. Ähnliche Resultate gehen auch aus der Studie HALO-EM bei episodischer Migräne hervor. Mit der einmal monatlichen Fremanezumab-Injektion nahm die Zahl der monatlichen Migränetage um 3,7 Tage ab, bei vierteljährlicher Therapie um 3,4 Tage, mit Placebo nur um 2,3 Tage. Empfehlung der Redaktion Frau mit Kopfschmerz 09.11.2017 | Migräne | FORTBILDUNG . SEMINAR Was können Sie von CGRP-Antikörpern zur Migräneprophylaxe erwarten? Neue Substanzen, die in den CGRP (calcitonin gene related peptide)-Signalweg eingreifen, machen in der Kopfschmerztherapie von sich reden. Was von diesen monoklonalen CGRP-Antikörpern zur Migräneprophylaxe zu erwarten ist, fasst der folgende Beitrag zusammen.

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