Hintergrund: Zahlreiche Risikofaktoren für traumatische Zahnverletzungen sind bekannt. Auch Verhaltensprobleme konnten als möglicher Einflussfaktor identifiziert werden. Für Kleinkinder und Kinder im Vorschulalter gibt es diesbezüglich noch keine Daten.
Ziel der Arbeit: In der vorliegenden Studie ist der Zusammenhang zwischen Verhaltensproblemen und traumatischen Zahnverletzungen bei Kleinkindern untersucht worden. Darüber hinaus wurden Alter, Geschlecht, sozioökonomischer Status und ein frontal offener Biss berücksichtigt.
Material und Methoden: Die Durchführung dieser Studie erfolgte im Rahmen der LIFE Child-Studie (Forschungszentrum für Zivilisationskrankheiten) in Leipzig, Deutschland. Es konnten 566 Kinder im Alter von 2 bis 6 Jahren in die Analysen eingeschlossen werden. Neben einer klinisch zahnärztlichen Untersuchung und einer Beurteilung der Okklusion (frontal offener Biss) wurde auch die Häufigkeit von dentalen Traumata erfragt. Für die genaue Einschätzung möglicher Verhaltensschwierigkeiten der Kinder wurde der "Strengths and Difficulties Questionnaire" (SDQ) verwendet. In der hier verwendeten Elternversion mussten Angaben zu 25 verschiedenen Merkmalen gemacht werden. Diese wurden dann in 5 entsprechende Skalen unterteilt, die als Verhaltensprobleme, Hyperaktivität, emotionale Probleme, Probleme mit Gleichaltrigen und prosoziales Verhalten bezeichnet werden. Aus der Summe der einzelnen Skalen wurde ein SDQ-Gesamtproblemwert berechnet. Anhand bestimmter Grenzwerte wurden Kinder mit auffälligem Verhalten als Cases und Kinder mit normalem Verhalten als Non-Cases eingestuft. Der soziale Status wurde anhand des WSI (Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut)-Stratifikationsindex bestimmt. Dabei wurden das Haushaltseinkommen, die Bildung der Eltern und das berufliche Prestige berücksichtigt. Daraus ergab sich die Einteilung in niedrigen, mittleren und hohen Sozialstatus.
Ergebnisse: Traumatische Zahnverletzungen wurden in 98 Fällen (17,3 %) berichtet. Der SDQ-Gesamtwert von 12,2 % der untersuchten Kinder war im auffälligen Bereich, aber nicht signifikant mit Traumaereignissen assoziiert (OR [Odds Ratio] 0,79, 95 % KI [Konfidenzintervall] 0,38-1,60 bzw. adjustiertes Modell OR 1,14, 95 % KI 0,39-3,36). Auch die einzelnen SDQ-Skalenwerte zeigten weder vor noch nach Adjustierung auf Geschlecht, Alter und Sozialstatus einen signifikanten Effekt (p > 0,05). Die Prävalenz von Traumata war aber bei Kindern mit frontal offenem Biss (OR 2,29, 95 % KI 1,04-5,04 bzw. OR 2,88, 95 % CI 1,08-7,68) und bei älteren Kindern (OR 1,50, 95 % KI 1,23-1,83 bzw. OR 1,59, 95 % KI 1,15-2,18) sowohl vor als auch nach Adjustierung signifikant erhöht. Es wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen festgestellt. Das Gleiche gilt für den sozialen Status (p > 0.05).
Schlussfolgerung: Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Verhaltensproblemen und dentalem Trauma bei Klein- und Vorschulkindern.