13.10.2022 | MKG-Chirurgie | Nestoren der MKG-Chirurgie
„Er leistete überall Entscheidendes“: Otto Hofer (1892–1972) und seine Rolle in der zeitgenössischen MKG-Chirurgie
verfasst von:
Prof. Dr. Dr. Dr. Dominik Groß
Erschienen in:
Die MKG-Chirurgie
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Ausgabe 1/2023
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Zusammenfassung
Der Österreicher Otto Hofer gilt vielen als der bedeutendste akademische Schüler des Wiener Kieferchirurgen Hans Pichler. In den Jahren bis 1945 wirkte er als Professor an den Zahnärztlichen Universitätsinstituten in Wien und Berlin und damit an den beiden führenden Einrichtungen des deutschen Sprachraums. Dieser Karriereverlauf steht in einem eigentümlichen Kontrast zu Hofers Nachkriegstätigkeit: 1945 nahm er eine Chefarztstelle am Allgemeinen öffentlichen Krankenhaus der Stadt Linz an, auf der er bis zu seiner Entpflichtung im Jahr 1964 verblieb. Der vorliegende Beitrag beleuchtet die Rolle und den Stellenwert Hofers in der zeitgenössischen MKG-Chirurgie und untersucht zudem die Hintergründe des besagten Karrierebruchs. Ein besonderes Augenmerk gilt Hofers Verhältnis zum Nationalsozialismus und den Ursachen seines Weggangs aus Berlin im Jahr 1945. Als Quellengrundlage dienen archivalische Akten, zeitgenössische Druckschriften und ausgewählte Sekundärquellen. Otto Hofers Bedeutung für das Fach liegt in seiner Vielseitigkeit: Er beschrieb neue operative Methoden, war ein erfolgreicher und weithin bekannter Lehrbuchautor und machte sich zudem um die zahnärztliche Fort- und Weiterbildung verdient. Im „Dritten Reich“ gehörte er unter den Pichler-Schülern zur Gruppe derer, die sich dem NS-Regime parteipolitisch andienten und sich so nach dem „Anschluss“ Österreichs an Deutschland (1938) für eine Professur im „Altreich“ empfahlen. Nach 1945 wurde ihm diese politische Ausrichtung zum Verhängnis. Hofer wurde aus seinem Amt in Berlin entlassen und fand eine neue Stelle in Österreich. Doch anders als seine Landsleute Hermann Wolf und Karl Häupl, die sich ebenfalls der NSDAP angeschlossen hatten und im „Dritten Reich“ Karriere machten, fand Hofer nach dem Krieg nicht mehr an die Universität zurück. Stattdessen engagierte er sich in seinem Heimatland in der Berufspolitik – mit bemerkenswertem Erfolg.