01.06.2009 | Leitthema
Moderne Immunsuppression
Risiko der Malignomentstehung und antiproliferative Wirkungen
verfasst von:
C. Hinrichs, Prof. Dr. P. Reinke
Erschienen in:
Die Onkologie
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Ausgabe 6/2009
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Zusammenfassung
Mit zunehmend verbesserter Prognose nach Transplantation gewinnen Spätkomplikationen mehr und mehr an Bedeutung in der Nachsorge. Patienten unter Immunsuppression haben eine 3- bis 5-fach erhöhte Wahrscheinlichkeit, ein Malignom zu entwickeln. Dieses Risiko ist abhängig von der Intensität der Immunsuppression, von einzelnen Substanzklassen sowie deren Kombinationen. Neue Wirkstoffe, wie mTOR-Inhibitoren (mTOR: „mammalian target of rapamycine“) und Mycophenolsäurederivate, können über ihre antiproliferative Wirkung malignes Zellwachstum hemmen. In verschiedenen klinischen Studien konnte ein tumorsupprimierender Effekt der mTOR-Inhibitoren nachgewiesen werden. Für Mycophenolsäurepräparate liegen hauptsächlich experimentelle Daten vor, die eine günstige Beeinflussung von Lymphomen möglich erscheinen lassen. Generell muss festgestellt werden, dass es keine ausreichenden prospektiv-randomisiert multizentrisch erarbeiteten Daten gibt, die eine evidenzbasierte Therapiestrategie beim präferentiellen Einsatz bestimmter Substanzgruppen oder Substanzkombinationen zur Reduktion des Tumorrisikos oder zur Therapie von Patientengruppen mit bereits initial erhöhtem Tumorrisiko gibt. Patienten mit erhöhter Wahrscheinlichkeit für eine Tumorerkrankung sollten, falls klinisch vertretbar, bevorzugt mit einem mTOR-Inhibitor immunsupprimiert werden. Bei Patienten mit manifester Erkrankung kann eine Umstellung der Immunsuppression den Verlauf ebenfalls günstig beeinflussen. Für Patienten mit einem Posttransplantationslymphom ist zusätzlich der Einsatz eines Mycophenolsäurederivats zu erwägen.